Villa von Arthur Corazza

   

Der Architekt und Baumeister Arthur Corazza erlangte zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Iglau dank einiger großer Aufträge einen guten Ruf, insbesondere wegen der Gestaltung des Mietshauses von Edmund Hoss (Vrchlického 27, 1909), der Fabrik von Richard Wiessenstein mit Wohnhaus (Srázná 17, 1909–1910), des ersten Kinos in Iglau Elite (es stand am Platz Štefánikovo náměstí) oder der Sparkasse im oberen Teil des Platzes Masarykovo náměstí. Vermutlich deshalb entschied er sich für den Bau eines eigenen Familien- und Firmensitzes. Das Projekt für dieses geräumige Gebäude, einschließlich der eigentlichen Bauausführung, stammt von Corazza selbst, der bereits 1911 ein Eckgrundstück in der westlichen Vorstadt als Standort wählte. Die Eingangsfassade des Wohnteils mit einer balustradengesäumten Doppeltreppe befand sich in der Straße Jiráskova, der hintere Teil des Wirtschaftsteils mit Werkstatt und Lager in der Tiefe der heutigen Straße 17. listopadu. Hier schloss sich an die drei Flügel ein kleinerer Hof mit Arkaden an. Das Untergeschoss war für Lager, Werkstätten und einen Pferdestall vorgesehen, während das erste und zweite Stockwerk als Wohnhaus für Arthur Corazza, seine Frau Rosa und ihre beiden Söhne diente. Die beiden bestehenden Kellerräume unter der Villa waren auch in den Entwurfsplänen nicht eingezeichnet.

Das massive Mansarddach, der markante Steinsockel und der verputzte Teil der Fassade mit Fenstern und geschnitzten Holzläden vervollständigten mit ihren kompakten Massen das klassizisierende Erscheinungsbild des angelsächsischen Landhauses und das Haus entsprach dem vorherrschenden Geschmack der tschechischen Deutschen. Dem Gebäude fehlen nicht die für Corazza typischen gewölbten Dachgauben, die den massiven Dachboden erhellen und die segmental gewölbten Risaliten an der Eingangsfassade, die hier von glockenförmigen Vordächern abgeschlossen werden.

Corazza nutzte den Gutshof mit der Villa nur wenige Jahre lang. Die Familie verkaufte sie wegen Schulden bereits 1918 an den Fabrikanten Wilhelm Budischowsky und kehrte in ihre nordböhmische Heimat zurück. Im Jahr 1933 ließen die neuen Eigentümer, das Ehepaar Paul und Zdena Kalousek, das Gut nach einem Plan des Iglauer Baumeisters Emanuel Lang in mehrere Wohneinheiten aufteilen. Das Haus wird bis heute für private Wohnzwecke auch im Dachgeschoss genutzt, der kleinere Teil wird von Firmenbestriebsstätten genutzt. Die ursprüngliche Umfassungsmauer aus Steinmauerwerk ist erhalten geblieben, ebenso wie ein Paar Engel aus Marmor am Haupteingang mit einem Balustradengeländer.

JL

Literatur und sonstige Quellen 

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