Das unauffällige Haus im strengen puristischen Stil ist eine von zwei erhaltenen Realisierungen in Iglau des berühmten Brünner Architekten Bohuslav Fuchs. Am Rande der bisher dünn besiedelten Straße nach Pelhřimov ließ es 1935 der Eisenbahninspektor Bedřich Bouda für seine Familie entwerfen, nachdem er wegen einer Stelle bei der Eisenbahn von Telč nach Iglau gezogen war. Den Kontakt zu dem Architekten knüpfte er wahrscheinlich über seinen Nachbarn, den Direktor des Krankenhauses in Iglau Vítězslav Horn, der Fuchs bereits über seine Freunde in Brünn und aus der Turnbewegung Sokol kannte. Im selben Jahr entstand der Entwurf des Gebäudes der Turnbewegung Sokol in Iglau gerade von Bohuslav Fuchs. Für die Bedürfnisse der vierköpfigen Familie Bouda entwarf der Architekt ein stilvoll schlichtes und voll funktionsfähiges dreistöckiges Haus, umgeben von einem Garten mit Inneneinrichtung. Das abschüssige Gelände des Grundstücks erforderte eine vertikale Anordnung der Massen mit zum Garten hin orientierten, gut belichteten Wohnräumen. Das gesamte Haus wurde im Oktober 1936 von dem Baumeister Jan Podzimek Třešť fertiggestellt. Es ist bis heute in nahezu intaktem Zustand mit vielen wertvollen Details im Inneren erhalten geblieben.
Die schlichte kubische Masse mit hellgelbem Brisolit-Putz wurde durch die ursprünglich grün gestrichenen Fenster unterbrochen, die großen französisches Fenster, welche die Flure und Treppenhäuser erhellten, wurden mit Rohrgelände aus Stahl versehen. Das Hauptwohnzimmer im Erdgeschoss öffnete sich von Südwesten durch ein großes Fenster und eine Tür auf eine Terrasse, die in den Garten führte, die auf der Seite des Nachbarn durch einen Windverbau verdeckt war. Der Wohnraum umfasste auch ein Esszimmer in einem einzigen großzügigen Raum, der mit der angrenzenden Küche durch ein Ausgabefenster verbunden war, das in einen Einbauschrank mit einer Glasvitrine für Geschirr und Besteck integriert war. Im oberen Stockwerk wurden zwei Kinderzimmer, das Schlafzimmer der Eltern und ein mit Bidet ausgestattetes Badezimmer sparsam verteilt. Das eingelassene untere Stockwerk bot Platz für eine Garage, ein Treppenhaus mit Haupteingang von der Straße, eine Waschküche, ein Kesselhaus und Lebensmittellager. Im Innenraum befinden sich bis heute Anstriche ausgewählter Wände in den einzelnen Räumen nach dem Farbkonzept des Architekten – grau im Wohnzimmer, gelb im Flur, blau im Elternschlafzimmer, grün im Kinderzimmer. Fuchs entwarf auch die Inneneinrichtung, von der der Eigentümer Bouda einige Stücke selbst anfertigte. Einige der ursprünglichen Einrichtungsgegenstände des Hauses sind bis heute erhalten, wie runde Glas- und Messingleuchten, eingebaute Holzschränke und ein Bücherregal, Sofas, Sessel, Innentüren mit Beschlägen, ein doppelseitiger Schreibtisch sowie das Klavier. Auf den Fußböden finden wir im Wohnzimmer quadratisches Holzparkett und im Treppenhaus einen grauen Gummibodenbelag. Ein kleines individuelles Vermächtnis, das die Handschrift des Architekten charakterisiert, ist in dem kleinen Rundfenster in der nördlichen, ansonsten fensterlosen Fassade zu sehen. Während der deutschen Besatzung mussten die Familie Bouda das Haus für eine Zeit verlassen, damit es von einer anderen deutschen Familie bewohnt werden konnte. Nach dem Krieg kehrten sie zurück und ihre Nachkommen leben bis heute im Haus.
JL
















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Name
Haus von Bedřich und Marie Bouda -
Adresse
Jiráskova 2174/49, Iglau -
Datierung
1935–1936 -
Autor
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Route
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Kode
64C -
GPS
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Typ
Villa, Einfamilienhaus -
Denkmalschutz
Ohne Schutz
Literatura:
Iloš Crhonek, Architekt Bohuslav Fuchs, Brno 1995.
Pavel Vlček (ed.), Encyklopedie architektů, stavitelů, zedníků a kameníků v Čechách, Praha 2004, s. 189.
Petr Dvořák – Jana Laubová, Funkce a styl (kat. výst.), Statutární město Jihlava 2019.
Ladislav Vilímek, I domy umírají vstoje V, Jihlava 2019, s. 88.
Ostatní zdroje:
Státní okresní archiv Jihlava – Stavební archiv, čp. 2111.
Muzeum města Brna, inv.č. 220.853 – 220.856, 221.364-221.368.
Jana Laubová, Architektura Jihlavy 1900–2009, nepublikovaná diplomní práce Katedry dějin umění Filozofické fakulty Univerzity Palackého, Olomouc 2009, s. 46.
Dita Machová, Architekt Bohuslav Fuchs a jeho práce v Jihlavě, nepublikovaná bakalářská práce Semináře dějin umění Filozofické fakulty Masarykovy univerzity, Brno, 2010, s. 23-26.