Arthur Corazza

   
  • Architekt, Baumeister

    Arthur Corazza
  • Geburtsdatum

    15. 2. 1883 Antonsthal, heute ein Ortsteil von Breitenbrunn, Sachsen, Deutschland
  • Todesdatum

    28. 1. 1947 Innsbruck, Österreich
Sohn des Baumeisters Florian Corazza (geb. am 5. 12. 1840 Brez, Südtirol, Italien, gestorben am 17. 2. 1922 Jablonec nad Nisou) und Hermina, geboreneGaschütz (geb. am 16. 4. 1851, Tragnitz, Sachsen, Deutschland, gestorben am 5. 8. 1924 Jablonec nad Nisou). Er hatte fünf Geschwister – Oscar (geb. am 10. 11. 1870 Vejprty, Bezirk Chomutov, gestorben am 19. 5. 1930 Jablonec nad Nisou), Rudolf (geb. am 9. 1. 1872 Vejprty, vertrieben am 18. 8. 1946), Elsa (geb. am 8. 3. 1880 Lauter, heute Lauter-Bernsbach, Sachsen), Max (geb. am 20. 6. 1885 Teplice) und Walther (geb. am 15. 4. 1887, Jablonec nad Nisou, vertrieben am 7. 7. 1945 nach Deutschland). Die Familie war evangelisch. Die Geburtsorte der Kinder deuten darauf hin, dass Florian Corazza sein Maurer- und später Bauhandwerk an verschiedenen Orten in Böhmen und Sachsen ausübte und dass er sich in der zweiten Hälfte der 80-er Jahre des 19. Jahrhunderts in Jablonec nad Nisou niederließ. Dem Handwerk seines Vaters folgten auch drei seiner Söhne – der Baumeister Ing. Oscar Corazza, Maurermeister Rudolf Corazza und Ing. Arthur Corazza. Der jüngste Sohn, Walther Corazza, war Elektroingenieur und betrieb in Jablonec ein Speditionsunternehmen.

Arthur Corazza war Absolvent der Staatlichen Industrieschule in Liberec. In den Jahren 1901 bis 1906 war er in der Firma seines Vaters in Jablonec nad Nisou tätig, die sich vor allem auf die Planung und den Bau von Straßenbahnen, Industrie-, Wald- und Feldbahnen sowie Gleisanschlüssen spezialisierte und sich unter anderem 1907 um den Bauauftrag einer elektrischen Bahn in Iglau bewarb. Nach Iglau kam er 1906. Am 25. Juli 1907 heiratete er in Liberec Rosa Konschitzky (geb. am 10. 8. 1885 Liberec, gestorben am 29. 1. 1953 Innsbruck, Österreich), mit der er zwei Söhne hatte, Heinz (geb. am 11. 6. 1908 Iglau, gestorben am 2. 8. 1970 Berlin, Deutschland, Kunsthistoriker, Schriftsteller) und Erich (geb. am 21. 5. 1911 Iglau, gestorben am 27. 9. 2000 Innsbruck, Österreich, Architekt).

Nach seiner Ankunft in Iglau unterrichtete Arthur Corazza vom 1. 9. 1906 bis zum 1. 8. 1911 an der Deutschen Fortbildungsschule und ab dem 15. 12. 1906 bis zum 1. 5. 1909 war er im Stadtbauamt in Iglau tätig. Vom 25. Mai 1908 bis zum 30. März 1914 betrieb er dort eine Baukonzession. Trotz seiner relativ kurzen Wirkungszeit hinterließ er einige interessante und ausgeprägte Bauwerke im Stil des Jugendstils und Neoklassizismus – neben seiner eigenen Villa in der heutigen Straße Jiráskova verdienen Beachtung insbesondere das Gebäude der Sparkasse an der Ecke des Platzes Masarykovo náměstí und der Straße Křížová oder die Kartonfabrik, später eine Druckerei, in der Straße Srázná. Es ist bedauerlich, dass sein Unternehmen in Konkurs gegangen ist, wahrscheinlich, weil es seine eigenen Fähigkeiten beim Bau der Stadtsparkasse überschätzt hat.

Vom 1. April bis zum 31. Juli 1914 war Corazza im Staatsgestüt in Radautz in Bukovina tätig und diente anschließend von 1914 bis 1918 im Militär. Am 29. April 1919 erhielt er eine weitere Baukonzession für Iglau. Zu diesem Zeitpunkt lebte und arbeitete er jedoch bereits in Střekov und Ústí nad Labem. Bis Mitte 1922 lebte die Familie, zu der er pendelte, in einer Villa in Iglau, die gepfändet wurde. Im Jahr 1926 erhielt Arthur Corazza eine Baukonzession für Ústí nad Labem, 1927 zog er mit seiner Familie nach Liberec, wo er wahrscheinlich bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs tätig war. In den 30-er Jahren hatte er eine Niederlassung seiner Firma auch in Jablonec. Angesichts des Niveaus seiner realisierten Projekte in Iglau ist es überraschend, dass in Nordböhmen kein einziges Bauwerk von ihm dokumentiert ist, obwohl die Architektur der Zwischenkriegszeit in den Städten, in denen er tätig war, d.h. in Ústí nad Labem, Liberec und Jablonec nad Nisou, gründlich kartiert wurde. Wahrscheinlich befasste er sich jedoch hauptsächlich mit baurechtlichen Angelegenheiten, Sachverständigengutachten und dergleichen. Dies lassen übrigens auch der Name und der Tätigkeitsschwerpunkt seiner Firma in den 30-er Jahren vermuten – auf seinem Briefkopf steht „Ingenieur Arthur Corazza, Bauanwalt B.T.A., Reichenberg, Gablonz a/d N. “, und im gedruckten Reichenberger Adressbuch für das Jahr 1933, in dem er in der Rubrik „Architekten. a) freischaffende anwalttätige (nicht Unternehmer)“ aufgeführt ist, heißt es:Corazza Arthur, Ing., Architekt, Bauanwalt, B. T. A., Kanzlei für Aussen- und Innenarchitektur sowie Städtebau, Bauberatungsstelle, Entwürfe, Bauleitungen, Anbots- und Rechnungsprüfungen, Schätzungen, Organisation, Gerichtsfachverft. für Hoch-, Tief- und Städtebau, Fasanggase 3“. Für die Firma Johann Liebieg und Comp. erstellte er ein detailliertes Verzeichnis der Häuser, das als Grundlage für die Vermögensversicherung diente (Versicherungstechnische Hochbau-Vorschätzung auf Grund der Geltenden Versicherungsbedingungen, verfasst durch Bauanwalt B.T.A. Ing. Artur Corazza Arch. Reichenberg. Anlage, bzw. Unternehmen Johann Liebieg und Comp., Reichenberg Woll und Baumwollwarenfabrik Wohnhäuser, Reichenberg 1940, 897 S.).

Arthur Corazza war Mitglied der Vereinigung Schlaraffia in Ústí nad Labem und Reichenberg (Liberec) und wahrscheinlich auch anderer Vereine. Seit Mitte der 30-er Jahre war er einfaches Mitglied der Sudetendeutschen Partei (SdP). Seine Söhne und seine Frau haben sich in der nationalen Bewegung aktiv engagiert. Nach dem Krieg lebten die Eheleute Corazza in Innsbruck in Österreich, wo ihr jüngerer Sohn Erich als Architekt tätig war. Ob sie vertrieben wurden oder ob es ihnen dank der Kontakte ihrer Söhne gelang, noch vor Kriegsende zu fliehen, konnte bisher nicht festgestellt werden.

PD
Auswahl weiterer Werke 
Literatur und sonstige Quellen 

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