Villen von Bedřich Klinenberger und Rudolf Popper

   
Die Geschäftspartner der Firma Bedřich Klinenberger und Rudolf Popper besaßen eine Fabrik für Strick- und Wirkwaren in der Straße Mostecká Nr. 6, die sie von Batelov nach Iglau verlegten. Ende der 20-er Jahre wurde der Prager Architekt Richard Goldreich gebeten, einen Entwurf für baugleiche Familienvillen auf den benachbarten Grundstücken mit Gärten im abfallenden Gelände der heutigen Straße Fibichova (vormals Přikopy) zu erstellen. Richard Popper wohnte mit seiner Frau und drei Töchtern im Haus Nr. 22, die Eheleute Klinenberger mit ihren zwei Töchtern im benachbarten Haus Nr. 20. Der Architekt Goldreich entwarf eine enthaltsame modellierte Baumasse mit Flachdach und einem halbkreisförmigen Risalit in den Garten. Die Fassade ist bis heute mit würfelförmigen Laibungen mit markanten Stürzen verziert. Nautische Motive an den Fassaden in Form von Rohrgeländern, runden Fenstern und abgerundeten Formen erinnerten an die puristischen stilistischen Schwerpunkte der Prager Architekten, die sich in den 20-er Jahren zu den so genannten Puristischen Vier (Linhart, Honzík, Obrtel, Fragner) zusammenschlossen. Die schlichte äußere kubische Erscheinung des Hauses wurde durch eine funktional aufgeteilte Disposition ergänzt. Die Zimmer waren nach Süden und zum Gartenausgang ausgerichtet, die Betriebsräume nach Norden. Im ersten Stockwerk, am Ende des halbkreisförmigen Risalits, öffnete sich zum Garten eine Terrasse, die bei späteren Umbauten beider Häuser verbaut wurde.

Allerdings waren die Eigentümer und Partner der Firma Klinenberger a spol. in Iglau nicht sehr erfolgreich. Sie mussten beide Häuser, mit denen sie für ihr Geschäft hafteten, bereits 1933 versteigern lassen. Das Vermögen wurde von Františka Heiligová gekauft, der Frau des bedeutenden jüdischen Rechtsanwalts Moritz Heilig. Ihre Familie bewohnte das Haus Nr. 20 und vermietete das andere bis 1939, als sie beide Häuser wieder verkaufte. Die Familien Popper und Klinenberger waren ebenfalls jüdischer Herkunft und alle ihre Mitglieder kamen während der Besatzung in Konzentrationslagern um. Das Haus Nr. 20 wurde in den 60-er Jahren zu einem Kindergarten umgebaut, der hier bis heute ist. Das zweite Haus Nr. 22 ist bis heute zu Wohnzwecken erhalten geblieben.

JL
Literatur und sonstige Quellen 

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