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Beginn der Route
Jiráskova 2175/65 -
Erstes Objekt
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Autor
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GPS
49.4011450N, 15.5760456E
Die Umgebung der Stadtmauern füllten in westlicher Richtung in der Vorstadt Panenské předměstí und in südlicher Richtung in der Vorstadt Brtnické předměstí Villen-Familienresidenzen undniedrigere Familienhäuser. In der Straße Dvořákova finden wir bis heute eine gut erhaltene Jugendstilvilla für Maria Karas; auch die Villen von Raynoch oder Christ sind in ihrer Grundmasse erhalten geblieben. Ihre Fassade hat jedoch ihren ursprünglichen Charme verloren. Vor allem auf der westlichen Seite entstanden in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts mehrere Gartenviertel mit Familienhäusern. Am Stadtrand rund um die Straßen Wolkerova und Bratří Čapků füllten Familienreihenhäuser die freien Flächen in der Nähe der Straße nach Telč und schufen ein neues Gartenviertel, das so genannte „Beamtenviertel“ nach dem Entwurf des Architekten Arthur Corazza, dessen Familienresidenz zur gleichen Zeit an der Straßenkreuzung in der Nähe der Straße Jiráskova errichtet wurde. Vor dem Ersten Weltkrieg waren die Bauherren der Familienresidenzen überwiegend deutschsprachige Einwohner der Stadt, die sich an den traditionellen Stil der ländlichen Wohnhäuser aus Fachwerkmauerwerk mit hoher Untermauerung aus Stein und massiven, mit grauem Schiefer gedeckten Mansarddächern anlehnten.
In der Zwischenkriegszeit wurde die nahe Umgebung der Stadtmauern massiv ausgebaut. In der Vorstadt Špitálské předměstí in der Straße Tolstého wurde die Straßenlinie der Mietshäuser in einheitliche Wohnblöcke geschlossen. Rund um die Straße Jiráskova sind eine Reihe von Häusern in Gärten entstanden. An die Straße Jiráskova schlossen sich im mäßigen Hang in einem rechteckigen Netz weitere Straßen in der nordwestlichen Lokalität an. Im westlichen Zipfel der Stadt füllten die Straßenreihen zwischen den Straßen Vrchlického, Žižkova, Seifertova und Telečská, Na Hliništi und Fibichova einfache Reihen- bzw. freistehende Familienhäuser in den Gärten. In der Vorstadt Brtnické předměstí nahm die Bebauung mit niedrigen, einfachen Häusern in den Straßen Znojemská, Brtnická und U Větrníku zu. Auch in der Lokalität Kalvárie wuchsen immer mehr ärmere Arbeiterhäuser. Parallel dazu wurde auch die Gemeinde Dřevěné Mlýny mit Mietshäusern und Mehrfamilienhäusern bebaut.
Die regulierte Errichtung von Gartenvierteln oder Wohnblöcken wurde häufig von Wohnungsbaugesellschaften und -verbänden oder Produktionsbetrieben initiiert. Sehr aktiv in Bezug auf die städtebauliche Tätigkeit waren die Baugenossenschaft Freies Zuhause (Svobodný domov) (*1919) und die Allgemeine Gemeinnützige Bau- und Wohnungsgenossenschaft für Rantířov und Umgebung(Obecně prospěšné stavební a bytové družstvo pro Rantířov a okolí)(*1919). Zwischen den Jahren 1920 und 1922 baute Freies Zuhausenördlich des Stadtzentrums zwischen den Straßen Úprkova und Nerudova in der Nähe des Stadtbahnhofs insgesamt 21 Häuser für 120 tschechische Bewohner. Der Iglauer Baumeister Jaroslav Dufka war als Hauptprojektant der Genossenschaft Rantířov für den Bau von Reihenhäusern zwischen den Straßen Jiráskova, Erbenova und Zborovského sowie für einige weitere Bauwerke in der Nähe der Straße Fritzova verantwortlich. Eines derfreistehenden Häuser erwarb auch Bedřich Zvach, der Leiter der Kanzlei des Kreisgerichts in Iglau, der den Entwurf von Dufka bei František Petráš, dem Baumeister aus České Budějovice, überarbeiten ließ. Die Verwaltung der staatlichen Tabakfabrik ließ am Platz Štefánikovo náměstí eine Reihe von Mietshäusern für ihre Angestellten errichten. Die Genossenschaft Rantířov setzte ihre Arbeit im gegenüberliegenden Block mit ähnlich gestalteten Häusern nach dem Entwurf des Iglauer Baumeisters František Brázda fort.
Der weitere Aufbau war bereits weniger organisiert. Es handelte sich größtenteils um individuelle Realisierungen mit durchschnittlicher Qualität, obwohl in den 20-er und 30-er Jahren in Iglau einige bemerkenswerte Familienhäuser entstanden, die sich durch die Bestrebung auszeichneten, der neuen modernen Architektur der Ersten Republik einen neuen Ausdruck zu verleihen. Auch tschechische Geschäftsleute und bedeutende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Iglau sind zu neuen Kunden geworden. Dazwischen ragt mit ihrer Qualität die puristische Villa des Fabrikanten Otto Adam vom Wiener Architekten Walther Sobotka heraus sowie das Projekt des Familienhauses des Prager Architekten Richard Goldreich für die Partner der Firma Klinenberger a spol. in der Straße Fibichova oder die Villa für den Direktor des Iglauer Krankenhauses Horn vom Brünner Architekten Bohumír F. A. Čermák in der Straße Jiráskova. Gleich neben dem Haus der Familie Horn folgte, Bohuslav Fuchs, ein anderer Brünner Architekt, mit dem Haus der Familie Bouda im puristischen Stil. Auch die benachbarte Villa von Hortenský, die vom Baumeister August Třeček aus Třešť entworfen wurde, fällt durch ihr modernistisches Aussehen auf. In der deutschen Villenarchitektur ragen drei Häuser aus den 20-er Jahren von wohlhabenden Bauherren heraus – die Villa des Apothekers Richard Inderka in der Straße Fibichova, die Villa des Fabrikanten Louis Seidner in der Allee Legionářů und Neumanns Villa von Ervín Glaser. Die ersten beiden verbindet der Name des ausführenden Baumeisters Emanuel Lang sowie das Prinzip der Dispositionslösung, die von englischen Familienhäusern des 19. Jahrhunderts abgeleitet ist. Der Bau der Villa von Inderka ist auch wegen der Patent-Dachstuhl-Konstruktion Oikos bemerkenswert.
Ende 1939, bereits während des Protektoratsverfahrens, bezeichnete Leo Engelmann, der Regierungskommissar für Iglau, den Zustand des Wohnungsbestandes in Iglau als eine „Wohnungskatastrophe“und versprach den baldigen Bau von zweihundert Einfamilienhäusern mit Gärten mit Flächen von 76 m2und 90 m2. Noch im selben Jahr begann tatsächlich die Umsetzung des Versprechens im südlichen Teil der Stadt, wo sich zwischen den Straßen Znojemská und Brtnická Einfamilienhäuser und bald auch größere Mehrfamilienhäuser aneinanderreihten. Nach dem Krieg erhielt die Wohnsiedlung den Namen Lidická kolonie. In den nächsten zwei Jahren wurden noch einige Häuser in den Straßen Hany Kvapilové und Mošnova oder Wolkerova gebaut, woraufhin jedoch die Bautätigkeit der Nazis in Iglau endgültig mit dem Erlass eines Reichsverbots der Finanzierung von anderen Bauarbeiten als derjenigen beendet wurde, die für direkte Kriegszwecke bestimmt waren. Ein einzigartiges und interessantes Nachkriegsgebäude für den Wohnungsbau ist das Doppelhaus für Eisenbahnarbeiter in der Straße Bezručova des Architekten Cesar Grimmich aus den späten 40-er Jahren. Ab den 50-er Jahren folgen sozialistische Projekte für kollektive Wohnsiedlungen.
JL