Mietshäuser der staatlichen Tabakfirma

   
Sechs Mietshäuser des Blocks in der Nähe des Platzes Štefánikovo náměstí ließ in den Jahren 1926 und 1927 vom Architekten Vladimír Bolech für ihre Mitarbeiter die staatliche Tabakfabrik entwerfen. Diese war in Iglau bereits seit 1851 tätig und war dort für lange Zeit das größte Unternehmen (z.B. 1900 beschäftigte sie zweitausend Mitarbeiter). In der Zeit der Ersten Republik können ihre Bemühungen im Bereich der Arbeitnehmerbetreuung als außergewöhnlich bezeichnet werden. Außer diesen Mietshäusern baute die Fabrik für sie ein modernes Heilbad, das die Angestellten kostenlos nutzen konnten, und versorgte sie außerdem beispielsweise mit Schutzanzügen und Verpflegung.

Der Bau der dreistöckigen Ziegelhäuser wurde vom Iglauer Ingenieur Jaroslav Čeleda in den Jahren 1927–1929 durchgeführt, also noch vor dem Ausbruch der Wirtschaftskrise. In den Bauplänen waren die Häuser jeweils paarweise entworfen und wurden dementsprechend nacheinander gebaut – von der Ecke der Straßen Mahlerova und der sanft abfallenden Straße Malátova füllten die Häuser nach und nach die Lücke bis zum Platz Štefánikovo náměstí, wo sie an das Haus von Frau Honsigová von 1927 anschlossen.

Bolech entwarf die Fassaden der Häuser als eine architektonische Einheit, die sich nur geringfügig von den Häusern unterscheidet, die in die Straße Malátova und Mahlerova orientiert sind. Die Gliederung der Fassade durch horizontale Streifen und die Verwendung von weißen Blankziegeln in den Fensterzwischenräumen und an den Außenseiten der Eckhäuser wirken besonders vereinheitlichend. Bei den Häusern in der Straße Mahlerova und Malátova betonte der Architekt die zentrale Achse mit einer vertieften Eingangsnische und Loggien, die heute größtenteils verglast sind. Diese Öffnungen unterbrechen außerdem die durchgehende Linie jener ausgeprägten Streifen. In dem Eckhaus in der Straße Mahlerova teilte Bolech den Raum der Loggia durch eine gemauerte Trennwand, an die der durchgehende Streifen wieder angeschlossen wurde, so dass der Eindruck einer Säule entstand. Ein interessantes Detail sind die an diesen Häusern angebrachten Fahnenmasten aus Metall mit dem Jahr der Fertigstellung 1928 und 1929.

Die dem Platz Štefánikovo náměstí zugewandten Häuser, die als letzte aus diesem Komplex fertiggestellt wurden, haben ein anderes Niveau des Erdgeschosses. Obwohl sie architektonisch einheitlich sind, überragen sie ihre Nachbarhäuser um etwa 120 Zentimeter. Auch die Komposition ist anders: Die Treppenhallen werden von hohen verglasten Risaliten unterbrochen, die sich an den Ecken der Häuser konzentrieren, bei denen jeweils noch die Achse der Loggien angeschlossen wird.

Dem Architekten ist es gelungen, 66 Wohnungen mit einem oder zwei Wohnzimmern, einer separaten Küche, einem Vorraum, Sanitäranlagen, einer Speisekammer und einem Balkon oder einer Loggia in die Disposition in zwei Trakten der Einheit zu integrieren. Zu den einzelnen Wohnungen gehörten auch ein Kellerraum und eine gemeinsame Waschküche im Dachgeschoss. Ursprünglich wurden in das Haus Gas-, Wasserleitung und elektrisches Licht geführt. Jede Wohnung wurde separat mit einem Kachelofen beheizt.

Im Kontext der Zwischenkriegszeit in Iglau kann dieser Häuserkomplex als einer der architektonisch vollständigsten und zugleich gelungensten angesehen werden. Obwohl die Häuser ästhetisch eher bescheiden sind, sie sind im Gegenteil auf Sparsamkeit und Funktionalität ausgerichtet, kann man ihnen die proportionalen und materiellen Qualitäten der Moderne nicht absprechen, die der Architekt Bolech ihnen zweifelsohne eingeprägt hat. Davon zeugt unter anderem die Tatsache, dass der Architekt František Brázda aus Třebíč gleich zu Beginn der 30-er Jahre das Aussehen der Häuser von Bolech einschließlich der verwendeten Werkstoffe für zwei Mietshäuser übernahm, die sich die Allgemeine Gemeinnützige Bau- und Wohnungsgenossenschaft für Rantířov und Umgebunggleich im gegenüberliegenden Block in der Straße Malátova 7 und am Platz Štefánikovo náměstí 9 bauen ließ. Im Vergleich zu den Vorbildern mangelt es den Häusern jedoch etwas an der Qualität der proportionalen Verarbeitung.

LVo
Literatur und sonstige Quellen 

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