Haus mit Lageranbau der Firma Bratři Goldreichové

 
Im Jahr 1882 war das Bürgerhaus an der Ecke der Straßen Benešova (Schillergasse) und Věžní (Zwingergasse) im Besitz des Ehepaars Phillip und Josefine Popper. Das Haus hatte einen breiten Durchgang zum Hof im Erdgeschoss und ein angrenzendes Lager im Erdgeschoss entlang der Straße Věžní. Das Eckhaus mit Lagerhaus mit Eingang in der Straße Benešova und das Nachbarhaus Nr. 21 erwarben 1922 die Schwager Erwin Goldreich und Leo Haupt, die gleichzeitig Gesellschafter der Kurzwaren- und Strickwarenhandlung Bratři Goldreichovéwaren. Im selben Jahr beantragten sie bei der städtischen Baubehörde die Genehmigung für den Bau eines neuen Lagergebäudes mit ähnlichen Abmessungen an der Stelle des baufälligen Lagergebäudes und eines zusätzlichen Garagenanbaus im Hinterhof hinter der Einfahrt des Hauses. Gleichzeitig beantragten sie die Genehmigung für die Renovierung des Hauses, um dort Bankräume für eine Filiale der Komerční banka einzurichten, sowie eine Genehmigung für die Renovierung der Straßenfassaden der beiden Nachbarhäuser. Die Pläne für dieses Bauprojekt wurden von Erwins jüngerem Bruder Richard erstellt, einem Architekten und Baumeister in Pardubice. Besonders bemerkenswert ist das zweistöckige Gebäude des ehemaligen Lagerhauses in der Straße Věžní. Das neue Gebäude schloss nur in den Außenmauern an das vorherige an, seine Fassade wurde um einen ganzen Stockwerk erhöht und mit einem geraden Balkendach abgeschlossen. Der Anbau mißt auch keine anderen Elemente der Industriearchitektur – die Hauptfassade wird von großen Fabrikfenstern unterbrochen. Dem Architekten Richard Goldreich ist es gelungen, mit einem zweckmäßigen Lagergebäude in rein modernistischen Formen einen subtilen Bezug zum Bürgerhaus der historischen Bebauung herzustellen, insbesondere durch die subtile Modellierung der Fassade mit Lisenenrahmen, die das Kranzgesims tragen. Goldreich leitete hier die Morphologie der Fassade in vereinfachter Form von seiner neu gestalteten klassizierenden Fassade des Haupthauses ab, die bis heute erhalten ist. Bemerkenswert sind die Gitter an den Seitenfenstern des Erdgeschosses, die von der ursprünglichen Absicherung der Bank und der ursprünglichen Konzeption des Parterres nach dem Entwurf des Architekten zeugen.

Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft waren die Kaufmänner gezwungen, das Strickwarengeschäft 1939 zu schließen und es an Beata Pöpperlová, eine Deutsche, zu verkaufen. Erwin Goldreich, der die Inhaftierung im Konzentrationslager Theresienstadt überlebte, verlangte nach dem Krieg die Rückgabe seines Hauses. Seinem Antrag wurde jedoch nicht stattgegeben und er zog bald darauf mit seiner Frau Luisa nach Prag. Das Haus wurde von der Höheren Industrieschule für Maschinenbau in Iglau genutzt und es wurden dort Tischlerei- und Schmiedewerkstätten eingerichtet. Ab 1970 beherbergte das Gebäude mit dem ehemaligen Lagerhaus die Höhere Wirtschaftsschule. Heute wird das gesamte Haus für gewerbliche Zwecke genutzt. Im ehemaligen Lagerhaus befindet sich das Restaurant Na Hradbách.

JL
Literatur und sonstige Quellen 

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