Der Sohn des jüdischen Kaufmanns Moritz Goldreich (geb. am 28. 7. 1842 Dolní Sokolovec, gestorben am 23. 5. 1907 Pardubice) und seiner zweiten Ehefrau Mathilde, geborene Strasser, hatte vier Geschwister und vier Halbgeschwister. Kurz nach seiner Geburt, um 1890, zog die Familie nach Pardubice, wo Richard Goldreich mit einer kurzen Unterbrechung bis zum Jahr 1923 lebte. Vermutlich absolvierte er die Technische Hochschule Prag. Am 7. 11. im Jahr 1911 meldete er seinen Wohnsitz in Prag an, als Beruf ist Kandidat des Ingenieurwesens angegeben, er blieb hier jedoch vermutlich nur bis Mitte 1912. Am 31. 10. 1923 schloss er in Prag – zu dieser Zeit wohnte er an der Adresse Královské Vinohrady Nr. 45 (heute Škrétova 45/8) – eine standesamtliche Ehe mit Magdalena Maršíčková (geb. am 6. 11. 1896 Čivice, heute Staré Čivice, Bezirk Pardubice, gestorben im Oktober 1979, Prag). Nach dem standesamtlichen Eintrag wurde die Ehe am 17. 6. 1941 geschieden, wahrscheinlich mit der Absicht, die Ehefrau vor den Folgen der Nürnberger Gesetze zu schützen. Einem anderen Eintrag zufolge heirateten sie jedoch im Januar 1942 erneut. Mit dem Transport AE 3 von Prag am 11. 2. 1945 wurde Richard Goldreich nach Theresienstadt deportiert, wo er das Kriegsende erlebte. Im Jahr 1945 beantragte er die Änderung seines Nachnamens in Grégr. Mit dem Bescheid des Prager Magistrats vom 21. 1. 1946 wurde seinem Antrag stattgegeben.
Ing. Richard Goldreich war als Architekt und Baumeister zunächst in Pardubice tätig, wo wir bisher sein einziges Bauwerk, die 1922 errichtete Telegrafie- und Telefonfabrik Telegrafia, später Tesla, in der Straße Kyjevská Nr. 37, identifizieren konnten. Doch zweifellos hat er hier viel mehr Projekte umgesetzt. Im Jahr 1922, als er noch in Pardubice tätig war, entwarf er für seinen Bruder, den Kaufmann Erwin Goldreich (geb. am 14. 3. 1886 Sokolovec, gestorben 1950 Prag), den Umbau des Hauses in der Straße Benešova 1251/23 und für die Firma Bratři Goldreichové einen Anbau des Lagerhauses des Großhandels mit Strickwaren zu diesem Haus. In Iglau war auch sein Halbbruder Karel tätig (geb. am 20. 7. 1877 Sokolovec, gestorben am 8. 9. 1942 Malý Trostinec). Im Jahr 1929 wurden nach Richards Entwurf zwei identische Villen in der Straße Fibichova Nr. 903/20 und 902/22 für die Partner der Firma Klinenberger a spol., Bedřich Klinenberger und Rudolf Popper, gebaut. 1923 verlegte Richard Goldreich seine Firma nach Prag. Ihren Sitz hatte sie an der Adresse Škrétova 11, Královské Vinohrady.
PD
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Architekt, Baumeister
Richard Goldreich -
Geburtsdatum
3. 3. 1887 Sokolovec, Bezirk Havlíčkův Brod -
Todesdatum
8. 5. 1955 Prag
Villa von Bedřich Klinenberger, Fibichova 903/20, Jihlava, 1929
Villa von Rudolf Popper, Fibichova 902/22, Jihlava, 1929
Telegraphen- und Telefonfabrik Telegrafia, später Tesla, Kyjevská 37, Pardubice, 1922
Anbau der Maschinenfärberei der FirmaJan Veselý synové, Strickwarenfabrik, U Traplů 3532, Havlíčkův Brod, 1924
Gemeinschaftshaus des Arbeiterturnvereins in Pardubice mit Turnhalle (Spolkový dům Dělnické tělovýchovné jednoty), heute Kulturhaus, Hronovická 406, Pardubice, 1924–1926
Neoklassizistisches Mietshaus Bořivojova 1507/91, Praha 3–Žižkov, für die Mieterbaugenossenschaft (Stavební družstvo nájemníků) „Pod vlastním krovem“, 1925
Mietshaus Hájkova 1521/10, Praha 3–Žižkov, 1925
Mietgaragen der Gebrüder Hozák (Einfahrt und Umfassungsmauer), Nádražní 1573/60, Praha 5–Smíchov, 1926
Mietshaus Vinohradská 89/90, Praha 3–Vinohrady, 1927–1928
Mietshaus Korunní 2206/127, Praha 3–Vinohrady
Wohnhaus Plzeňská 2052/172, Praha 5–Smíchov
Umbau im Stil des Purismus einer Neorenaissance-Villa in der Straße Hradešínská Nr.959 für B. Mändl (vermutlich Dykova 959/2, Praha 10–Vinohrady), 1928
Wäschefabrik der FirmaTriola, akc. spol., heute Ärztehaus (Dům lékařů), Drahobejlova 1019/27, Praha 9–Libeň, fertiggestellt 1931
Strickwarenfabrik der FirmaJan F. Kouřimský, Křemešnická 824, Pelhřimov, 1929–1930
Strickwarenfabrik der FirmaLeo Brill a spol., Bezručova 211, Rožnov pod Radhoštěm, fertiggestellt 1931
Die Werbeschrift Ing.Richard Goldreich, Architekt in Prag, führt noch die Villen von Dr.H., Rechtsanwalt in Bubeneč, Dr.St in Nouzov bei Prag und eine Sommervilla in Všenory bei Prag an.
Literatura:
Miroslav Kárný, Terezínská pamětní kniha, Praha 1995, s. 1297.
Ostatní zdroje:
Národní archiv Praha, fond Policejní ředitelství I, konskripce, karton 142, http://digi.nacr.cz/prihlasky2/?session=7f01f47753fc2da990656ea90972608df3f46480874671758af1f1daa209ca12&action=image&record=1, vyhledáno 2. 4. 2022.
Archiv hlavního města Prahy, fond Sbírka matrik, sign. MAG 023 – matrika oddaných Magistrátu hlavního města Prahy, http://katalog.ahmp.cz/pragapublica/permalink?xid=70CAF0F7F6824FB7B2A3C6EFA18C5649&scan=108#scan108, vyhledáno 2. 4. 2022.
Ing. Richard Goldreich, architekt v Praze, Bratislava (nedat.)
Geni, https://www.geni.com/people/Richard-Grégr/6000000025490934438, vyhledáno 2. 4. 2022.