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Name
Weberei und Strickwarenfabrik Fürst und Hausner -
Adresse
U Dlouhé stěny 549/4, Iglau -
Datierung
1890, 1928 -
Autoren
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Routen
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Kode
57GH -
GPS
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Typ
Industriegebäude -
Denkmalschutz
Schutzzone des Denkmalschutzgebietes der Stadt Iglau
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Fabrik von neuen Eigentümern – den Geschäftspartnern Fürst und Hausner – erworben, die hier eine Weberei und Strickwarenfabrik namens Istra betrieben. Die Besitzer Ferdinand Hausner (1883–1957) und Josef Fürst (nicht bekannt – 1927) hatten ein Werk auch in Wien und spezialisierten sich wie die Iglauer Fabrik auf modische Strick- und Chenille-Waren, hauptsächlich im Pariser und Wiener Stil. Die Pläne für den Umbau sind nicht erhalten geblieben, es existiert jedoch der Briefwechsel über die Webstühle mit Josef Vítek, einem Fabrikanten und Großhändler in Postřelmov. Nach dem Tod von Josef Fürst 1927 wurde Siegfried Bloch der neue Geschäftspartner. Ende der 20-er Jahre wurde das Fabrikgebäude um zwei Stockwerke aufgestockt und mit großen Fenstern im Industriestil versehen.
Das Aufstocken ist in dem Amateurfilm von Walter Hausner (1914–2003), dem Sohn von Ferdinand Hausner und Wilhelmina Bloch zu sehen, einem Mitglied des Klubs der Kinoamateure Österreichs. Um das Filmerbe zu bewahren, wurden die Filmrollen zusammen mit anderen Familiensachen auf der Flucht vor den Nazis in Textilkisten hinausgeschmuggelt. Wilhelmina Bloch erlebte dies nicht mehr, da sie 1937 einem Krebsleiden erlag. Ferdinand Hausner und sein Sohn Walter verließen Wien mit dem Flugzeug im März 1938, kurz vor dem Anschluss Österreichs. Um aus Österreich herauszukommen, heiratete Ferdinand seine Freundin und Modedesignerin Claire Rennai, die ein Visum für die Vereinigten Staaten hatte. Walter hingegen reiste nach England mit dem Plan, eine weitere Fabrik für das Textilunternehmen der Familie zu gründen, wurde jedoch als feindlicher Ausländer interniert. Später, als Walter in der britischen Armee diente, lernte er die Sängerin Irene Jones (1921 London – Dezember 2014 Oxford, USA) kennen, die für Soldaten auftrat. Sie heirateten, wanderten 1948 nach Amerika aus und ließen sich in der Nähe von New York nieder. Der Geschäftspartner Siegfried Bloch starb 1941 im Konzentrationslager Buchenwald, während seine Frau Irma in Prag überlebte.
Im Jahr 1939 beschäftigte die Fabrik noch 150 Arbeiter (8 Deutsche, 68 Tschechen und 1 Juden) mit einem Umsatz von 4.368.365 und einem Gewinn von 391.061 Kronen. Im Jahr 1940 wurde die Fabrik Istra von Edmund Steinhauer, Emanuel Massni a spol. arisiert, die Produktion konzentrierte sich weiterhin auf Strick-, Mode-, Chenillewaren und Schals. Steinhauser und Massni verloren die Fabrik 1946 und bereits im Januar 1947 wurden Pläne für den Ausbau eines neuen Aufzugs, ein Kesselhaus und Duschen ausgearbeitet. Das Wasser floss noch immer durch einen Mühlgraben vor der Fabrik. Der private Besitz des Unternehmens endete 1948 mit dessen Verstaatlichung und der Eingliederung in das staatliche Unternehmen Pletařské závody Jihlava. Bei neuen Umbauten der Fabrik in ein Lagerhaus von 1961 wurde der Mühlgraben nicht mehr erwähnt, er verschwand wahrscheinlich mit dem Abriss der Höck-Mühle. Die Fabrik wurde anschließend von der nahe gelegenen Firma Bytex genutzt und etwa 2014 zu Wohnungen und Büros umgebaut.
FK
Literatura:
Lukáš Beran – Vladislava Valchářová – Jan Zikmund (eds), Industriální topografie – Kraj Vysočina, Praha 2014, s. 43.
Ostatní zdroje:
Státní okresní archiv v Jihlavě – Stavební archiv, čp. 549.
Státní okresní archiv v Jihlavě, fond OÚ–ONV Jihlava do r. 1949, kart. 828, inv. č. 3221.
Lenka Vítková, Josef Vítek, továrník a velkopodnikatel v Postřelmově v 1. polovině 20. století, nepublikovaná bakalářská práce Filozofické fakulty Masarykovy univerzity, Brno 2012, s. 18, dostupné z https://theses.cz/id/dp15sz, vyhledáno 20. 10. 2022.
Adam Dvořák, Anna Gűmplová, Soupis židovských podniků v Jihlavě v letech 1939 až 1940 a jejich historický vývoj, nepublikovaná seminární práce Gymnázia, Jihlava 2013, s. 21, dostupné z https://socv2.nidv.cz/archiv35/getWork/hash/7ec045ea-7f8c-11e2-b1f8-faa932cbcfda, vyhledáno 20. 10. 2022.
Hausner family in England, postwar – About this film, The United States Holocaust Memorial Museum, Washington, https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn714690, vyhledáno 20. 10. 2022.
Irene Hausner Obituary, dostupné z https://www.legacy.com/us/obituaries/dailylocal/name/irene-hausner-obituary?id=18182730, vyhledáno 20. 10. 2022.