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Name
Humanic – Schuhfabrik Moritz Altstadt -
Adresse
Havlíčkova 206/58, Iglau -
Datierung
1912, 1920 -
Autoren
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Routen
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Kode
59GH -
GPS
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Typ
Industriegebäude -
Denkmalschutz
Schutzzone des Denkmalschutzgebietes der Stadt Iglau
Der Standort wurde an einem Hang in der Nähe des Eisenbahnviadukts gewählt, in der heutigen Straße Havlíčkova. Im Jahr 1912 entwarf der Wiener Architekt Ernst Epstein (1881–1938) Pläne für ein modernes dreistöckiges Gebäude mit zwei Trakten. Die Stahlbetonkonstruktion des Gebäudes wurde von dem Ingenieur Eduard Steiner entworfen, dem Prokuristen der Wiener Firma Adolf Freiherr Pittel, die den Bau auch realisierte. Der nördliche Teil des Gebäudes war unterkellert und grenzte an einen Treppenturm mit Toiletten und Umkleideräumen in allen Etagen an. Es folgte der Schornstein. Im Untergeschoss befand sich das Kesselhaus für die Zentralheizung. Die Außenmauern mit den abgerundeten Ecken wurden aus einfachem Beton gegossen, der Treppenturm und der Schornstein, der nicht erhalten geblieben ist, wurden aus Ziegeln gebaut. Das Lager und die Büroräume im Erdgeschoss wurden durch Zwischenwände aus Beton getrennt. Die Produktionsbereiche in oberen Stockwerken blieben baulich offen und wurden mit modernen, elektromotorisch betriebenen Schuhmaschinen ausgestattet. Das in der Nähe gelegene städtische Elektrizitätswerk lieferte Strom. Später änderte das Unternehmen seinen Namen in Čapek& Altstadt, die Schuhe wurden jedoch weiterhin unter der Marke Humanichergestellt.
Die zweite Schuhfabrik Humanicstand an der Stelle des heutigen Einkaufszentrums City Park. Der Besitzer war Adolf R. Löwenstein, der Schuhe ab 1893 produzierte. Während des Ersten Weltkriegs fusionierten die beiden Unternehmen und wurden Teil der Aktiengesellschaft Iglauer Schuhfabrik(Jihlavská továrna na obuv). Die Produktion erreichte ihren Höhepunkt dank der Herstellung überwiegend von Militärstiefeln. Während des Kriegs gingen zahlreiche Filialen von Humanicin der Monarchie unter sowie viele ausländische Filialen nach dem Zusammenbruch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Das Unternehmen konzentrierte sich daher auf den kleineren österreichischen Markt und produzierte unter dem Namen Humanic Leder und Schuh AG, Wien-Graz. Nach dem Krieg wurde die Produktion von Zivilschuhen in Iglau fortgesetzt, allerdings unter dem Namen Jihlavské továrny na obuv a.s. Das Planungsbüro aus Frankfurt am Main C. T. Steinert, das auf Gebäude für die Lederindustrie spezialisiert ist, arbeitete mit dem Unternehmen zusammen und lieferte Bauentwürfe. So wurde 1920 das Mansarddach des Gebäudes in der Straße Havlíčkova nach seinem Entwurf umgebaut.
Elf Jahre später verkauft Moritz Altstadt das Gelände an das Unternehmen Otto Adam & Louis Seidner, das sich auf Strickwaren konzentrierte. Die neuen Eigentümer haben den gesamten Komplex mit den Werkstätten an die Bedürfnisse der Strickwarenfabrik angepasst. Nach der Verstaatlichung 1948 übernahm das staatliche Unternehmen Modeta Jihlava, pletařské závody,das Produktionsgelände und setzte die Produktion fort. Es lieferte gestrickte Oberbekleidung, gestrickte Handschuhe, Vliesstoffe, gestrickte Stoffe und Wollgarn. Anfangs stellte es auch Strumpfwaren her. Die Unternehmensleitung modernisierte den Betrieb und renovierte das Gebäude. Bei der Renovierung wurde leider die ursprüngliche, von Ernst Epstein 1912 entworfene Fensterfront ersetzt und die ursprünglichen Details der Fassade gingen verloren. Auch das Mansarddach nach dem Entwurf des Büros C. T. Steinert ist nicht erhalten geblieben, da es der nicht sehr erfolgreichen Fertigstellung des Dachgeschosses weichen musste. Nach der Samtenen Revolution verließ Modeta Jihlava das Gelände und heute wird das Gebäude an einzelne Unternehmen als Büros, Lager, Läden oder Werkstätte vermietet.
MP
Literatura:
František Hoffmann – Alois Šimka, Jihlavský okres 1945–1960. Patnáct let svobodné práce, Jihlava 1960, s. 33–34.
Lukáš Beran – Vladislava Valchářová – Jan Zikmund (eds), Industriální topografie / Kraj Vysočina, Praha 2014, s. 41–42.
Ostatní zdroje:
Státní okresní archiv Jihlava – Stavební archiv, č.p. 206.
Zeptej se Franze, HUMANIC, https://www.humanic.net/cz/about–us, vyhledáno 14. 4. 2022.
Jana Laubová, Architektura Jihlavy 1900–2009, nepublikovaná diplomní práce Katedry dějin umění Filozofické fakulty Univerzity Palackého, Olomouc 2009, s. 17, 142.
Michaela Pacherová, Ochrana architektury 20. a 21. století. Příklady z regionální praxe v České republice a Evropě, nepublikovaná diplomní práce Ústavu hudebních věd Filozofické fakulty Masarykovy univerzity, Brno 2019, s. 48.