Der heute noch gebräuchliche, vielseitig einsetzbare Typ des Produktionsgebäudes – eine Halle mit Flachdach, das durch Oberlichter geöffnet wird – geht auf die in den 1890-er Jahren von dem Schweizer Industriearchitekten Carl Arnold Séquin-Bronner entworfenen Webereigebäude zurück. Im Vergleich zu den älteren Hallen mit Sägezahndächern konnte es in jede Richtung ausgerichtet werden, war weniger schneeempfindlich und aufgrund der geringeren verbauten Fläche wirtschaftlicher. Ursprünglich hatten diese Gebäude hölzerne Zementdächer auf gusseisernen Säulen, doch bereits 1898 begann die Firma von Eduard Ast sie als Stahlbetonrahmenkonstruktionen zu bauen. Die ersten größeren Realisierungen in den tschechischen Ländern gehen auf das Jahr 1902 zurück: zwei Eisenbahnwerkstattgebäude in der Straße Svárovská in Česká Lípa, eine Weberei in Nr. 117 in Dolní Chrastava und ein nicht erhaltenes Gebäude mit demselben Zweck in Liberec. Der Industriearchitekt Bruno Bauer (1880–1938) hat für Theodor Kern (1858–1919) diese Konstruktion weiter verbessert: Die 4,7 Meter langen Längsbalken werden von Balkenpaaren und mitwirkenden Wänden der Queroberlichter getragen, was eine Querspannweite von 7,6 Metern ermöglicht. Der Bau wurde von der Brünner Niederlassung der Wiener Baufirma Eduard Ast ausgeführt und bot Platz für einhundert Webstühle, die mit elektrischem Direktantrieb ausgestattet waren – ebenfalls eine Lösung, die zu den fortschrittlichsten ihrer Zeit gehörte. Karel Sedláček (1891–1927) erwarb das Gebäude aus der Konkursmasse der Firma Kern und begann dort mit der Herstellung von Fahrzeugkarosserien und Omnibussen. Nach der Verstaatlichung wurde die Werkstatt Teil des staatlichen Unternehmens Karosa in Vysoké Mýto, das nach 1952 eine Rekonstruktion durchführte, bei der die äußere Aufteilung der ursprünglich aus Blankziegeln bestehenden Außenmauern vollständig verschwand. Das Zweigwerk in Iglau war auf LKW-Aufbauten spezialisiert und baute auch mobile Lebensmittelläden. Heute wird die Stahlbetonhalle für die technische Produktion genutzt.
LB
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Name
Enocha Kerna syn, mechanische Weberei -
Adresse
Žižkova 4318/53, Iglau -
Datierung
1909 -
Autor
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Routen
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Kode
73GH -
GPS
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Typ
Industriegebäude -
Denkmalschutz
Schutzzone des Denkmalschutzgebietes der Stadt Iglau
Literatura:
~, Baunachrichten, Architekten- und Baumeister-Zeitung XVIII, 1909, č. 38, s. 600.
František Hoffmann – Alois Šimka, Jihlavský okres 1945–1960. Patnáct let svobodné práce, Jihlava 1960, s. 41–42.
Lukáš Beran, Bruno Bauer a industriální architektura v českých zemích, Praha 2016, s. 45.
Lukáš Beran, První železobetonové budovy v českých zemích. Beton TKS XVII, 2017, č. 5, s. 51–55.
Ostatní zdroje:
Státní okresní archiv Jihlava, fond Okresní úřad – Okresní národní výbor Jihlava (1849) 1850–1949 (1957), ev. č. 1, č. p. 1883.
https://www.vmv.cz, vyhledáno 30. 1. 2023.