-
Name
Enocha Kerna syn, Militärtuch- und WollwarenfabrikMotorpal -
Adresse
Strojírenská 9/5, Iglau -
Datierung
1541, 1860, 1888, 1893–1895 -
Autoren
-
Route
-
Kode
43G -
GPS
-
Typ
Industriegebäude -
Denkmalschutz
Ohne Schutz
Im Jahr 1846 tauchte in der Region Iglau die Tuchmacherfamilie von Isaak Enoch Kern (1780–1854) auf, die seit 1840 eine Tuchmacherfabrik in Kateřinov bei Polná besaß. Die Familie Kern kaufte das Gebäude der Papierfabrik, verlegte die Fabrik nach Kateřinov nach Staré Hory und begann mit der Produktion von hellblauem Stoff für Hosen für die österreichische Armee. Im Jahr 1859 brach der Krieg zwischen Österreich und Italien aus. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Fabrik bereits von Isaaks Nachfolger Berthold Bernhard Kern (1819–1893) geleitet. Die österreichische Armee bat um eine weitere Lieferung von Hosen und Kern erhielt damit den größten Auftrag in der Geschichte des Unternehmens. Leider hielt der Erfolg nicht lange an, denn kurz nach Vertragsunterzeichnung brannte die Fabrik ab. Kern begann jedoch mit ihrem Wiederaufbau, riss das ausgebrannte Gebäude ab und ließ ein größeres, modern ausgestattetes Gebäude bauen. Er installierte zwei Turbinen für den Antrieb der Maschinen und kaufte eine Dampfmaschine. Das neue Gebäude verfügte über mehrere Vorbereitungsmaschinen und dreizehn Spinnmaschinen mit 3.120 Spindeln. Zur Ausstattung gehörte auch eine Zwirnmaschine mit 200 Spindeln, die mehrere Fäden zusammen drehte. 90 Webstühle, die noch von Hand betrieben wurden, wurden durch die ersten 30 modernen mechanischen Webstühle ergänzt.
Im Jahr 1869 schloss Kern einen Vertrag mit dem Brünner Tuchmacher Alfred Skenn und dem Fabrikanten Johann Liebieg aus Liberec eine Vereinbarung und gemeinsam treten sie dem Verband der Kriegswollindustriebei. Dank der Zusammenarbeit gelang es den Geschäftsleuten, vorteilhafte Militäraufträge zu erhalten, die allerdings nur bis 1874 andauerten. Danach musste die Produktion von Militärtuch in der Fabrik Kern für drei Jahre eingestellt werden. Das Unternehmen richtete sich daher auf die Herstellung ziviler Waren und begann hauptsächlich Wolldecken zu produzieren.
In den Jahren 1888 und 1893–1895 wurde das Gelände erweitert und modernisiert. Der Bau wurde von Theodor Kern (1858–1919) geleitet, der auch als Vorsitzender der Gemeindeverwaltung des Gerichtsbezirks Štoky, im Handelsgewerbeverband und in der Filiale der Wirtschaftskreditbank tätig war. Für seine Verdienste wurde er zum Ehrenbürger von Iglau ernannt.
Nach dem Brand von 1899 wurde das alte Gebäude der Spinnerei und Weberei, das an der südlichen Einfahrt des Geländes stand, jedoch nicht wieder aufgebaut. Das Hauptgebäude erhielt eine neue Überdachung des ersten Stockwerks in Form eines Stahlbetongewölbes mit einer Spannweite von 16 Metern. Es war eines der ersten ähnlichen Bauwerke in der Monarchie, das nach dem Patent des Wiener Ingenieurs Josef Melan (1853–1941) errichtet wurde. Die Arbeiten wurden von der Prager Niederlassung der Firma Pittel & Brausewetter durchgeführt. Im Jahr 1907 wurde im nördlichen Teil des Geländes eine dreistöckige Spinnerei für Kammgarn errichtet. Am Projekt des Gebäudes mit einem Stahlbetonskelett beteiligte sich der österreichische Projektant von Industriebauten und Schüler von Melan, Bruno Bauer (1880–1938), der zu Beginn des 20. Jahrhunderts für Pittel & Brausewetter arbeitete. Bauer entwarf auch eine weitere Weberei für Kern. Sie stand in Iglau in der Nähe der Infanteriekaserne. Heute befindet sich das Gebäude neben dem Amt der Region Vysočina in der Straße Žižkova. Bauer arbeitete wahrscheinlich auch zu Beginn des Ersten Weltkriegs mit Kern zusammen, als das Unternehmen weitere große Militäraufträge erhielt. Das größte Gebäude des Geländes in Staré Hory, das südliche Gebäude der Weberei, nahm damals die uns heute bekannte Form an. Kerns modernisierte Fabrik für Militärtücher und Wollwaren wurde mit 8.000 Spindeln und 200 Webstühlen, einer Dampfmaschine, einer Turbine und einem elektrischen Antrieb ausgestattet. Nach dem Krieg war die Fabrik jedoch nicht mehr rentabel und die Geschäftsführung musste 1927 ein Ausgleichsverfahren beantragen. Erst 1931 wurde der Betrieb der Fabrik von Erwin Lang wiederbelebt. Er übersiedelte weitere Maschinen aus der geschlossenen Fabrik in Brünn und installierte Kaplan-Turbine. Während des Zweiten Weltkriegs stellte die Firma BMW auf dem Gelände Flugzeugmotoren her. Nach dem Krieg wurde es von der staatlichen Firma Motorpal erworben, um Kraftstoffpumpen für Dieselmotoren herzustellen. Heute wird der Komplex vom neuen Eigentümer vermietet und renoviert. In der Mitte des Komplexes befindet sich eine Villa mit Garten, die noch an die Zeiten des Fabrikanten Kern erinnert.
MP
Literatura:
Michaela Ryšková [ryš], Továrna na vlněné zboží a vojenská sukna Enocha Kerna syn, in: Hana Hlušičková (ed.), Technické památky v Čechách, na Moravě a ve Slezsku II, Praha 2002, s. 166.
Libor Blažek (ed.), Vlnařská centra Evropy: Brno - Jihlava: od počátků do 20. století. Archiv města Brna 2008, s. 46-47.
Václav Šplíchal – Miloslav Vítek, Papír a ruční papírny v Jihlavě a kraji Vysočina, Jihlava 2010, s. 33-44, 61-63.
Lukáš Beran – Vladislava Valchářová – Jan Zikmund (eds), Industriální topografie / Kraj Vysočina, Praha 2014, s. 47–48.
Lukáš Beran, Architekt Dr. Techn. Bruno Bauer: Bruno Bauer a industriální architektura v českých zemích, Praha 2016.
Ostatní zdroje:
Státní okresní archiv v Jihlavě – Stavební archiv, čp. 9, 5