Mit der Anwendung neuer Formen der Tuchherstellung, die im Bau großräumiger vollmechanisierter Fabriken bestanden, wurde in Iglau und vor allem in der Umgebung erst zu Beginn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begonnen. Hinter ihrer Entstehung standen nicht mehr unerfahrene bis naive Unternehmer-Träumer, sondern Menschen mit beträchtlicher Geschäftserfahrung. Als Standort für den Bau von Großbetrieben wählten sie die Umgebung von Iglau, die ihnen verfügbare Wasserquellen und billige Arbeitskräfte gewährte.
Auch Leo Mahler (29. August 1872, Havlíčkův Brod – 11. November 1922, Wien), der mit seinen Brüdern Wilhelm (1864–1941) und Viktor (1871–1916) eine Beziehung zur Textilindustrie geerbt hatte, folgte diesem Vorgehen. Die Brüder waren Cousins des Komponisten Gustav Mahler. Ihr Vater war Josef Mahler aus Havlíčkův Brod (20. September 1830, Kaliště – 28. September 1899, Německý Brod), der Gründer einer Färberei und Weberei in Německý, heute Havlíčkův Brod. Diese Fabrik für Strickwaren und Strickmaschinen ist bis heute in der Textilbranche tätig, seit Ende der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts trägt sie den Namen Pleas. Das im Jahr 1873 in einem Haus im Vorort Horní předměstí Nr. 45 gegründete Betrieb leitete Josef Mahler zunächst allein, später mit seinem Sohn Wilhelm und ab 1896 mit dem Sohn Viktor, als es zu einer Namensänderung auf Gebrüder Mahler Strickwarenfabrik (Továrna na pletené zboží Bratří Mahlerové) kam. Es ist verwunderlich, dass ein weiterer der Brüder, Leo Mahler, kein Teilhaber am Familienunternehmen in Havlíčkův Brod war. Im Jahr 1908 begann er jedoch, in der Nähe von Iglau unternehmerisch tätig zu sein.
Bevor Dřevěné Mlýny aufhörte, ein eigenständiges Dorf in der Nähe von Iglau zu sein, baute Leo Mahler hier eine Spinnerei für Vigogne, eine Mischung aus Baumwolle und Schafwolle. In der heutigen Straße Polenská, an der Biegung des Flusses Jihlava und in unmittelbarer Nähe der Stadtgrenze, wurde das Gebäude nach den nicht mehr erhaltenen detaillierten Plänen errichtet. Die Festlegung der Baulinie erfolgte im Februar 1908, der entsprechende Plan wurde von Leo Mahler und dem Baumeister Karl Schrammel unterzeichnet, der einige Villen in der Nähe entworfen hatte. Spätestens im Juli 1908 war die Spinnerei in Betrieb, obwohl sie mit den typischen Problemen neu eingerichteter Betriebe zu kämpfen hatte. Sie bestand aus einem länglichen niedrigen Bau, von dem aus ein auffälliger Wasserturm für den Fall einer rechtzeitigen Brandbekämpfung emporragte.
Im Jahr 1911 wurde ein kleiner Erweiterungsbau des Mahler-Komplexes von Vincenz Zeizinger entworfen, so dass der ursprüngliche Entwurf der Spinnerei wahrscheinlich von ihm stammen könnte. Leo Mahler und seine Frau Paula lebten in Iglau, zunächst an der Adresse Vrchlického 1971/25, später (ab etwa 1913) in der späteren Allee třída Legionářů 1579/8. Als Viktor Mahler, der Miteigentümer der Fabrik der Gebrüder Mahler in Havlíčkův Brod, im Januar 1916 starb, löste sein Tod (vor seinem 45. Geburtstag) unter den Hinterbliebenen Streitigkeiten über den Fortbestand des Gewerbebetriebs aus. Viktor Mahler hatte zwei minderjährige Söhne, Hanuš und Josef, die beide als Erben eingesetzt wurden. Ihr Onkel und Patenonkel Leo Mahler, ein Fabrikbesitzer in Iglau, übernahm für sie die Vormundschaft. Am 16. Juni 1916 wurde zwischen Leo, der Hanuš und Josef vertrat, und Vilém Mahler eine Vereinbarung über den Abkauf der gesamten geerbten Hälfte der Fabrik für Vilém für 84.000 Kronen geschlossen. Beide Minderjährigen lebten bis zu ihrer Volljährigkeit in Iglau bei ihrem Patenonkel Leo Mahler, der kinderlos war.
Am 12. Mai 1919 verkaufte Leo Mahler seine Liegenschaften an Gabriel Kärgel, den Besitzer einer Strickwarenfabrik, die bis Ende der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts in der Straße Srázná stand. Auch Paula Mahler verkauft das Haus Nr. 158 in der Gemeinde Dřevěné Mlýny. Wahrscheinlich um 1920 ging das Ehepaar nach Wien, dennoch verlor Leo nicht sein Heimatrecht in Kaliště bei Humpolec, dem Geburtsort seines Vaters. Bald darauf, am 11. November 1922, starb der kinderlose Leo in Wien und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Havlíčkův Brod beigesetzt. In seinem Testament hinterließ er seiner Frau drei Häuser in Wien.
Über die Tätigkeit der Spinnerei seit dem Kauf von Gabriel Kärgel liegen uns keine Informationen vor. Seit der Neuanmeldung des Gewerbes am 11. Juli 1922 ließ sich in seiner Fabrik die Firma Jihlavská přádelna na vigoně a barvírna, spol. s. r. o. (Iglauer Vigogne-Spinnerei und Färberei) nieder. Diese gründete Josef Stutz Jr. (1860–1932), der zusammen mit seinem Schwiegersohn Oskar Freudenfeld und seinen Söhnen František (Franz) und Bedřich (Fritz) eine Strickerei in Chlumec nad Cidlinou besaß, wo sie einen derartigen Aufschwung nahmen, dass sie auch ein Betrieb in Iglau kauften. Dem Verzeichnis zufolge verfügte die Fabrik in Iglau über eine 250 PS starke Dampfmaschine. Zum Direktor wurde Emil Fenskl. Die Spinnerei in Iglau wird allerdings von der Familie Stutz nach einiger Zeit verkauft, im Gegensatz zu der Spinnerei in Chlumec, wo der Sequester Otto Kahler erwähnt wird.
Am 2. Juni 1937 beantragt die Firma Bohemia, eine mechanische Fabrik für Strick- und Wirkwaren, die aus den ungeeigneten Räumlichkeiten in Na Stoupách Nr. 1 hierher umgezogen war, die Genehmigung zur Errichtung einer Betriebsstätte der Fabrik. Doch auch hier fand Bohemia, die bereits 1923 von Heřman Gümpl und seinen Partnern gegründet wurde, keine Ruhe; nach der Verstaatlichung wurde sie vom staatlichen Unternehmen Modeta übernommen. Dieses Unternehmen nutzte die Gebäude jedoch nur als Lager und übergab sie 1952 an das Unternehmen Motorpal für die Ausbildung von Lehrlingen. Damit war der Grundstein für die hiesige mittlere Industrieschule gelegt. Im Jahr 1964 wurde das Areal unter Beibehaltung der Funktionen vollständig renoviert. Obwohl das Gebäude nach und nach an die Bedürfnisse der Schule angepasst wurde, ist sein industrieller Charakter bis heute erkennbar, einschließlich des Eckgebäudes, das seinen Ursprung in einem Wasserwerk hat.
Es soll erwähnt werden, dass Leo Mahler aus Iglau (1872–1922) und Leopold Mahler aus Prag (1836–1917), der in den Jahren 1889 bis 1890 die Baumwollspinnerei in Prag-Holešovice errichtete, nicht verwandt waren.
FK