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Name
Genossenschaftsmolkerei -
Adresse
Jiráskova 2430/94, Iglau -
Datierung
1928, 1947 -
Autor
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Route
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Kode
100G -
GPS
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Typ
Industriegebäude, Technikgebäude -
Denkmalschutz
Ohne Schutz
Direktor Emil Strowik war bei seinen Mitarbeitern sehr beliebt. Er wurde als ein Mann von edlem Charakter, unbestechlich und gerecht zu allen beschrieben. Während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten viele jüdische Angestellte in der Molkerei und Strowik setzte sich dafür ein, sie vor dem Transport in Arbeitslager zu schützen. Vielleicht aus diesem Grund meldete die Gestapo in Iglau später, dass der Direktor das Unternehmen nicht unter Kontrolle hatte, was dazu führte, dass Strowik 1944 Selbstmord beging.
Die Molkerei blieb zwar voll in Betrieb, ihre Kapazität reichte aber nach Kriegsende nicht mehr aus. Um den wachsenden Ansprüchen der Verbraucher in der Region Iglau gerecht zu werden, musste ein größeres und moderneres Unternehmen aufgebaut werden. Im Rahmen eines Zweijahresplans zum Wiederaufbau der vom Krieg zerstörten Wirtschaft wurde 1946 der Bau einer neuen Molkerei beschlossen. Dafür wurde ein großes Grundstück auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses Iglau ausgewählt, in der heutigen Straße Jiráskova. Die Bauarbeiten wurden 1947 von der örtlichen Baufirma Zahradník a Liška durchgeführt. Die Ausbauarbeiten wurden dann von Československé stavební závody – Niederlassung Havlíčkův Brod – durchgeführt.
Der Autor des Projekts war der Brünner Architekt Eduard Žáček (1899–1973), der zur jüngeren Generation der funktionalistischen Architekten gehörte. Er war einer der ersten Absolventen der neu gegründeten Architekturabteilung der Tschechischen Technischen Hochschule in Brünn 1925 und entwarf danach vor allem für Prostějov und Brünn. Das politische Regime der Nachkriegszeit beendete jedoch 1952 seine Karriere; er durfte nicht mehr entwerfen und an der Fachschule unterrichten. Žáček arbeitete bis zu seinem Lebensende als Bauleiter oder als Bauaufsicht.
Für die Molkerei in Iglau entwarf Žáček ein unterkellertes dreistöckiges Hauptgebäude mit einem Walmdach. Die für den Funktionalismus typischen Balkone auf jeder Etage ermöglichen einen Blick in den Innenhof. Auch Büros befanden sich in diesem Teil. Die Produktionsstätte befand sich auf der Rückseite des Gebäudes. Heute ist im obersten Stockwerk die Einkaufs- und Wirtschaftsabteilung untergebracht, ein Stockwerk tiefer befindet sich die Hauptverwaltung. Der Produktionsteil des Gebäudes ist noch funktionsfähig.
Hinter dem Gebäude befand sich ein Kesselhaus mit einem Schornstein. Derzeit ist der alte Schornstein neu ausgekleidet, das ursprüngliche Kesselhaus wurde mit neuen Kesseln ausgestattet und dient dem Betrieb. Der Komplex umfasste auch einen Gefrierraum, ein Kühlhaus, Garagen für Milchlieferfahrzeuge und andere Nebengebäude. Die erdgeschossigen Werkstattgebäude im hinteren Teil des Hofes und die erdgeschossigen Unterkünfte für die Angestellten in der Nachbarschaft des Geländes sind bis heute erhalten. Beim Betreten der Molkerei fällt der ursprüngliche Zaun aus einem gebogenen Metallstreifen ins Auge, der schräg in die Kassetten eingelassen ist. Das Torhaus hat einen quadratischen Grundriss, ist eingeschossig mit Walmdach und bildet ein separates Gebäude. Im Erdgeschoss befand sich neben dem Eingang auch ein Firmenladen. Das Gebäude ist erhalten geblieben, die Anordnung und das Material der Fenster wurden jedoch gegenüber dem ursprünglichen Entwurf von Žáček verändert.
Im Jahr 1947 hieß die Molkerei noch Bauernmolkerei und Geflügelgenossenschaft in Iglau (Rolnické mlékařské a drůbežářské družstvo v Jihlavě s. r.o.). Nach der Verstaatlichung 1948 wurde sie Teil des Staatsunternehmens Horácké mlékárny Jihlava und erreichte bereits 1950 eine Tagesproduktion von 30.000 Litern Milch pro Tag. Sechs Jahre später wurde das Staatsunternehmen Mlékařské závody v Jihlavě gegründet und die Betriebsstätte in Iglau wurde zu seinem Zentralwerk. Unter der Marke des Staatsunternehmens Mlékařské závody, später Lacrum, wurden später auch in den Filialen in Telč, Studená, Slavonice, Žirovnice, Pelhřimov und Pacov Milchprodukte hergestellt. Im Jahr 1969 wurde eine neue Trocknungsanlage gebaut und neben der Produktion von Frischkäse und Joghurt konzentrierte sich das Unternehmen auf die Herstellung von Mischfutter aus Milchrohstoff.
Heute produziert die Molkerei unter der Marke Moravia Lacto, a. s. und verfügt über zwei getrennte Betriebe: eine Molkerei in Iglau und eine in Olešnice. In Bezug auf die technologische Ausstattung und die Qualität der Produktion gehört sie zu den modernsten Molkereien in Mitteleuropa. Das Unternehmen setzt traditionelle Methoden in Kombination mit neuen Technologien ein, die Milch wird ausschließlich von tschechischen Landwirten bezogen. In den Jahren 1997–1998 wurde ein neues Gebäude mit einem verglasten Seitenanbau errichtet, der den Blick auf das ursprüngliche Gebäude von Žáček von der Straße verdeckt. Der Autor der neuen Halle ist Ing. Ota Klos von Stavounie, stavební a obchodní společnost s.r.o.
MP
Literatura:
Nová mlékárna rolnického družstva v Jihlavě, Svobodné noviny, 24. 6. 1947, s. 8.
Dagmar Broncová (ed.), Historie mlékárenství v Čechách a na Moravě, Praha 1998, s. 184.
Ladislav Likler et al., Historie mlékárenství v Čechách, na Moravě a ve Slezsku, Praha 2001, s. 115–116.
Herma Kennel, Bergersdorf: dokumentární román, Praha 2011.
Lukáš Beran – Vladislava Valchářová – Jan Zikmund (eds), Industriální topografie / Kraj Vysočina, Praha 2014, s. 45.
Ostatní zdroje:
Státní okresní archiv Jihlava - fond Ústřední mlékárna Jihlava.
Moravský zemský archiv v Brně - fond Jihlavský mlékárenský trust, n. p.; fond Jihlavské mlékárny, n.p.; inventář ev. č. 2970.