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Name
Feilenfabrik Rudolf Schmidt & spol.Ajax -
Adresse
Polenská 252/10, Iglau -
Datierung
1909 -
Autoren
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Route
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Kode
41G -
GPS
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Typ
Industriegebäude -
Denkmalschutz
Ohne Schutz
In Vysočina wurde neben Kartoffeln auch Flachs in großem Umfang angebaut. Die Interessen der Verarbeiter aus Vysočina wurden durch den Verband der tschechischen Leinenherstellervertreten und 1908 wurde unter seiner Schirmherrschaft die Genossenschaft zur Verbesserung der Leinenindustrie gegründet. Zum Vorsitzenden wurde František Staněk (1867–1936) gewählt, der sich in die Angelegenheiten der Leinenzunft auch politisch engagierte. Ein Jahr später wurde an der Straße nach Polná eine Werkstatt zur Verarbeitung des Rohmaterials gebaut. Der Autor des Gebäudes Eduard Thym (1856–1931), der aus Dvůr Králové stammte, entwarf ein erdgeschossiges, längliches Gebäude, das durch drei Trennwände in Arbeitssäle unterteilt war: Walke, Spinnstube, Glättstube und Wickelstube. Dieses Gebäude steht bis heute. Der Dachstuhl aus Holz mit einer Reihe von Giebeldachfenstern wird von genieteten Stahlstützen und -trägern mit einer Spannweite von 3,4×6 m getragen. Auf der Ostseite grenzte an die Werkstätten ein Anbau mit drei Rundbogenfenstern und Jugendstilelementen im Giebel an. Hier wurde eine horizontale Dampfmaschine mit einer Leistung von 150 PS aufgestellt, die von der Maschinenfabrik Ringhoffer in Prag erworben wurde. Das Kesselhaus mit zwei Kesseln und einem Schornstein wurde von der Nordseite des Anbaus errichtet. Auf der anderen Seite des Werkstattgebäudes befand sich ein Verwaltungshaus mit Büros, das nachträglich von Ludvík Kovář, einem Baumeister aus Dačice, entworfen wurde. In Bezug auf die Proportionen des Giebels und die Details der Fassade kopierte das Gebäude den östlichen Maschinenraum. Das Gebäude wurde auch auf der Nordseite erweitert. Die Details der Fassade, einschließlich des Bossenwerks, sind bis heute sichtbar, die ursprüngliche Fenstereinteilung des Büroanbaus und des Maschinenraums sowie die Seitenzufahrt zum westlichen Teil des Gebäudes sind erhalten geblieben. Die Inbetriebnahme der neu errichteten Schnurfabrik fand feierlich am 17. Juli 1910 statt. Das Unterfangen wurde von der Öffentlichkeit als Beweis für die sehr erfolgreichen Aktivitäten der Genossenschaft zur Verbesserung der Leinenindustrie wahrgenommen. Nach 10 Jahren stagnierte die Produktion jedoch und das Gebäude wurde von einem neuen Eigentümer erworben, der den Arbeitsinhalt der Werkstätten völlig veränderte.
Rudolf Schmidt (1864–1928) gründete 1892 im Wiener Vorort Favoriten die Firma Rudolf Schmidt & spol. Er konzentrierte sich auf die Herstellung von Feilen und Raspeln aus Hüttenstahl der Marke Kotvaund ließ seine Produkte in Fabriken in Wien, Düsseldorf, Česká Skalice und Cikánka u Svratky produzieren. Die 1920 erworbene Fabrik in Iglau bot die Möglichkeit die Produktion zu erweitern. Die baulichen Veränderungen wurden nach den Entwürfen des Iglauer Baumeisters Jan Knorr vorgenommen. Die Werkstätten wurden zu einer Schmiede, Glüherei, Härterei, Sägewerk und Feilenschleiferei umgebaut. Die Schmiede wurde neu mit Federhämmern der Marke Ajax ausgestattet, die das Unternehmen selbst entwickelt und gebaut hat. Im Jahr 1939 wurde die Aktiengesellschaft Ajax gegründet, die während des Zweiten Weltkriegs die gesamte Produktion übernahm. Nach der Verstaatlichung 1948 erweiterte das Staatsunternehmen Tona Jihlava die Räumlichkeiten und modernisierte die Produktion. Das Unternehmen hat sich zum wichtigsten und größten Anbieter von Feilen im Land entwickelt.
Im Jahr 1996 wurde AJAX & Blundell a.s. gegründet, womit sich Geschäftsmöglichkeiten in der ganzen Welt eröffneten. Im Jahr 2012 wurden die Aktien von Herrn Blundell abgekauft und der Name wurde in AJAX PILNÍKY, a.s. geändert. Bis heute werden hier Feilen und Raspeln von höchster Qualität und in vielen Ausführungen hergestellt. Bei der Produktion wird auf die Verwendung von Qualitätswerkstoffen und eine hochwertige Ausführung unter Einsatz moderner Technologien geachtet und das Sortiment wird ständig verbessert und erweitert. Die Produkte haben fast überall in Europa, Südamerika, Australien und Asien Abnehmer gefunden.
MP
Literatura:
Jan Tiray, Vlastivěda moravská II, Místopis Moravy, díl IV. místopisu, Jihlavský kraj. Telecký okres, Brno 1913, s. 52.
František Hoffmann – Alois Šimka, Jihlavský okres 1945–1960. Patnáct let svobodné práce, Jihlava 1960, s. 38–39.
Zdeněk Jaroš - Přemysl Veverka. Historie a současnost podnikání na Jihlavsku. Žehušice: Městské knihy, 2001, s. 232.
Lukáš Beran – Vladislava Valchářová – Jan Zikmund (eds), Industriální topografie / Kraj Vysočina, Praha 2014, s. 40–41.
Ostatní zdroje:
Státní okresní archiv Jihlava – Stavební archiv, č.p. 251.
Dějiny farnosti sv. Jana Křtitele-děkanství Dvůr Králové, https://svjankrtitel.estranky.cz/clanky/stavitele-kostela.html, vyhledáno 12. 2. 2022.
Michaela Pacherová, Ochrana architektury 20. a 21. století. Příklady z regionální praxe v České republice a Evropě, nepublikovaná diplomní práce Ústavu hudebních věd Filozofické fakulty Masarykovy univerzity, Brno 2019, s. 48.