Josef Melan

   
  • Bauingenieur und Statiker

    Josef Melan
  • Geburtsdatum

    18. 11. 1852 Wien
  • Todesdatum

    10. 2. 1941 Prag
Ab 1869 studierte er Bauingenieurwesen an der Technischen Universität Wien und blieb dort als Privatdozent für Theorie des Brücken- und Eisenbahnbaus bis 1886, als ihm die Technische Universität Brünn eine Professur anbot. Im Jahr 1902 nahm er die Einladung der Deutschen Technischen Hochschule Prag an, an der er bis 1930 tätig war. Noch in Wien begann er sich mit Berechnungen der statischen Verformung von großen Hängebrücken zu beschäftigen. Diese Berechnungen, die er 1888 veröffentlichte, sollten ermöglichen, die Brücken wirtschaftlicher zu entwerfen. Sein Kommilitone Gustav Lindenthal beauftragte ihn anschließend mit der Neuberechnung des Projekts der Williamsburg Bridge in New York, der damals größten Hängebrücke der Welt. 1888 wandte sich an Melan auch der Ingenieur Victor Brausewetter, der in dieser Zeit zusammen mit dem Zementfabrikanten Adolf Pittel das Bauunternehmen Pittel & Brausewetter gründete und in der Folge die Gründung eines Vereins initiierte, dass vergleichende Belastungstests an verschiedenen Gewölbekonstruktionen durchgeführt wurden: von gemauerten Konstruktionen bis Konstruktionen aus Stampfbeton, aus Normalbeton bis hin zu Konstruktionen aus Stahlbeton. Diese wurden in Österreich bereits seit 1886 von der Firma von Gustav Adolf Wayss auf der Grundlage des Monier-Patents gebaut, d. h. in beiden Richtungen mit Stahlgeflecht verstärkt. Josef Melan, der die Tests studierte, ließ jedoch verlauten, dass er“diesen Drähtchen nicht vertraue, und stellte 1892 sein eigenes Konstruktionssystem vor, das auf einer festen Längsverstärkung der Gewölbe beruhte: bei kleineren gebogenen I-Trägern, bei größeren Fachwerkbalken. Dank ihrer größeren Tragfähigkeit setzten sie sich bald als Decken von Lager- und Fabrikgebäuden, aber auch als Überdachungen von großen Sälen und Industriehallen durch. Ein wesentlicher Vorteil war jedoch die Möglichkeit, die Schalung an der Bewehrung aufzuhängen und Brückenbögen ohne die Verwendung von Trägern zu betonieren. Die Firma Pittel & Brausewetter hatte dies in den Jahren 1893 bis 1895 nur an kleineren, bis heute nicht erhaltenen Bauwerken getestet; Melans Schüler Fritz Emperger war etwas kühner: er gründete 1893 in New York die „Melan Arch Construction Company“, die im folgenden Jahr zwei Brücken dieser Konstruktion in Rock Rapids (IA) und Cincinnati (OH) und bis zum Ende des Jahrhunderts siebenundzwanzig weitere Brücken entwarf und baute; die größte Brücke, gebaut in den Jahren 1896 bis 1897 über den Kansas River in Topeka (KS), hatte fünf dreißigmetrige Bögen. Die europäische technische Öffentlichkeit überzeugte von den Vorteilen dieser Konstruktion erst eine Brücke, die Josef Melan 1896 entwarf, deren Umsetzung jedoch erst 1898 unter der persönlichen Leitung von Victor Brausewetter erfolgte. Die Brücke überbrückte den gleichnamigen Flussarm in der oberösterreichischen Stadt Steyr durch einen Dreigelenkbogen mit einer Spannweite von 42,4 Metern und einer außerordentlich niedrigen Stichhöhe von 1:16. Aus demselben Jahr stammt die wahrscheinlich älteste Stahlbetonbrücke in den böhmischen Ländern, die von Josef Melan in Form der ursprünglichen mittelalterlichen Brücke über den Graben der Burg Veveří entworfen wurde. Im Laufe des Jahres 1901 wurde Melans „elegante Stadtbrücke“ in Ljubljana fertiggestellt, deren Fassaden aus Betonfertigteilen in Kombination mit einer vom dalmatinischen Architekten Jurij Zaninović entworfenen Bronzeverkleidung bestehen. Zur gleichen Zeit gewann Melan eine öffentliche Ausschreibung für das Projekt einer Straßenbrücke über das Tal zwischen den Stadtvierteln Chauderon und Montbenon in Lausanne und entwarf 1912 eine Stahlbetonbrücke bei Le Sépey im Süden der Schweiz. Das Ergebnis Melans pädagogischer Tätigkeit in Prag war auch eine außergewöhnliche Entwicklung der dortigen Niederlassung der Firma Pittel & Brausewetter, deren Planungsbüro sich allmählich mit seinen Schülern füllte. In den Jahren 1908 bis 1912 war es vor allem Konrad Kluge (1878–1945), der – „in der Regel nach Vereinbarung mit dem Erfinder“ – typische Melan-Brücken mit festen, durch I-Träger verstärkten Bögen entwarf: in Debrné, in Iglau (Jihlava), bei der (heute nicht mehr existierenden) Gemeinde Přísečnice, bei Česká Třebová oder in Oloví. Josef Melan gab seine Ingenieurtätigkeit jedoch auch in seinen späteren Jahren nicht auf: Noch im Juli 1928 entwarf er nach einem Entwurf des Leiters der städtischen Baubehörde, Ernst Krob, eine Stahlbogenbrücke in Ústí nad Labem, die in den Jahren 1934 bis 1936 umgesetzt wurde.



LB
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Literatur und sonstige Quellen 

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