Vincenz Zeizinger wurde 1873 in Iglau geboren. Sein Vater, laut standesamtlichen Aufzeichnungen Kommandeur des 14. Landwehrbataillons, starb, als Vincenzo sieben Jahre alt war. In Iglau absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum Maurergehilfen an der Handwerkerfortbildungsschule und in den Jahren 1896 bis 1899 schloss er sein Studium an der Industrieschule in Brünn ab. Im Jahr 1900 legte er dort seine Meisterprüfung als Maurer ab und kehrte dann in seine Heimatstadt zurück, wo er neben Kajetan Malnati, der Familie Lang und Arthur Corazza zu einem der erfolgreichsten Baumeister des frühen zwanzigsten Jahrhunderts wurde.
Ab 1901 war er in Iglau als Maurermeister tätig, sieben Jahre später erwarb er die Konzession als Baumeister. Sein erstes architektonisches Projekt geht jedoch bereits auf das Jahr 1902 zurück. Zeizinger entwarf vor allem Mietshäuser und Villen, und zwar nicht nur in Iglau selbst, sondern vor allem im nahe gelegenen Šacberk (Rudný), wo er unter anderem zwei Villen für sich und seine Frau Albine entwarf, mit der er elf Kinder hatte. Die erste Villa, die heute abgerissen ist, wurde 1905 erbaut, fünf Jahre später zogen die Zeizinger in ein neues Wohnhaus mit einem Aussichtsturm. Zeizingers wohl berühmtestes Werk ist das Grandhotel an der Ecke der Straßen Husova und Komenského mit einem kleinen Eckturm und einer reich verzierten Jugendstilfassade. Neben dem Jugendstildekor finden sich in Zeizingers Architektur häufig auch historisierende Elemente und traditionelle Motive, die seinen Bauwerken einen volkstümlichen Charakter verleihen, wie etwa Holzfachwerk oder Walmdachgauben. Beide Ansätze wurden zum Beispiel im heute inzwischen abgerissenen Kino Edison in der Straße Havlíčkova kombiniert.
Bei vielen Bauwerken in Iglau war Zeizinger auch der ausführende Baumeister. Die erfolgreichste Zeit seines Bauunternehmens dauerte bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs. Daraufhin traf das Unternehmen der Rückgang der Bauaufträge. Im Jahr 1924 verlegte er deshalb das Unternehmen von Iglau nach Německá Libina bei Šumperk und beließ nur eine Filiale in Iglau, die er Ende 1925 auflöste. Er hielt sich kurz in Libina und später wieder in Iglau auf. Im Jahr 1938 gab er sein Gewerbe vollständig auf und meldete Znojmo als seinen Wohnsitz an. Dieser Eintrag aus der Vorkriegszeit ist der letzte im Personenstandsregister. Im Jahr 1946 wurden er und seine Frau Albine als deutsche Staatsbürger aus der Tschechoslowakei vertrieben und ein Jahr später starb er in Salzburg, Österreich.
TŠ
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Architekt, Baumeister
Vincenz Zeizinger -
Geburtsdatum
30. 11. 1873 Iglau -
Todesdatum
4. 6. 1947 Salzburg, Österreich
Wohnhaus, Palackého 48, Nr. 1605, Jihlava, 1902
Mietshaus, Bezručova 7, Nr. 1580, Jihlava, 1903–1904
Grandhotel, Husova 1, Nr. 1328, Jihlava, 1904–1906
Villa von Albine Zeizinger, Pod Rozhlednou 6, Nr. 3445, Jihlava-Lesnov, 1905, abgerissen
Villa von Albine und Vinzenz Zeizinger, Smrčenská 111, Nr. 3421, Jihlava-Lesnov, 1910
Villa von Richard Pokorný, Legionářů 11, Nr. 1469, Jihlava, 1910
Wohnhaus, Pod Jánským Kopečkem 36, Nr. 2252, 1911
Kino Edison, Havlíčkova 68, Jihlava, 1914–1915, abgerissen 1961
Literatura
Jahres-Bericht der gewerblichen Fortbildungsschule in Iglau XVI, 1895, s. 4.
Jahres-Bericht der k.k. Staats-Gewerbeschule in Brünn XXV, 1899, s. 52.
JL [Jana Laubová], Vlastní vila Vinzenze Zeizingera, in: Jan Sedlák (ed.), Slavné vily kraje Vysočina, Praha 2008, s. 53–55.
Jiří Kroupa, Vzestup moderního města: od konce 18. století do poloviny 20. století, in: Renata Pisková (ed.), Jihlava, Praha 2009, s. 606.
Ostatní zdroje
Moravský zemský archiv v Brně, Matrika Jihlava – Nanebevzetí Panny Marie VII, číslo knihy 6577, https://www.mza.cz/actapublica/matrika/detail/7578?image=216000010-000253-003373-000000-006577-000000-00-B05648-00740.jp2, vyhledáno 25. 11. 2022.
Státní okresní archiv Jihlava, fond Archiv města Jihlava od roku 1849, oddělení Úřední knihy, inv. č. 111 – Matrika příslušníků města Jihlavy.
Státní okresní archiv Jihlava, fond Archiv města Jihlava od roku 1849, oddělení Úřední knihy, inv. č. 626 – Živnostenský rejstřík města Jihlavy koncesovaných živností, s. 57–58, 74.
Státní okresní archiv Jihlava, fond Archiv města Jihlava od roku 1849, oddělení Úřední knihy, inv. č. 627 – Živnostenský rejstřík města Jihlavy koncesovaných živností, s. 82.
Státní okresní archiv Jihlava Jihlava, fond Okresní úřad – Okresní národní výbor Jihlava, inv. č. 964, k. 377 – Živnostenský spis Vincenze Zeizingera.
Anonym, Todesfälle, Salzburger Nachrichten III, 1947, č. 140 23. 6., s. 2, https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=san&datum=19470623&seite=2&zoom=33&query=%22vinzenz-zeizinger%22&ref=anno-search, vyhledáno 25. 11. 2022.
Jana Laubová, Architektura Jihlavy 1900–2009, nepublikovaná diplomní práce Katedry dějin umění Filozofické fakulty Univerzity Palackého, Olomouc 2009, s. 18–21.