Deutsches Gymnasium und moderne Turnhallenerweiterung

   

Das Gebäude des deutschen Gymnasiums in der Straße Jana Masaryka wurde in den Jahren 1889–1890 gebaut, kurz nach der Fertigstellung der benachbarten Bürgerschule für Knaben, der es in Höhe und Stil folgte. Es wurde von dem Brünner Architekten Josef Karásek entworfen und von den örtlichen Baumeistern Franz und Ignaz Lang in Zusammenarbeit mit Karl Tebich und Laurenz Schrammel gebaut. Die Hauptfront des zweistöckigen Gebäudes ist zur Straße Jana Masaryka gerichtet, die Seitenfassade zur Straße Tyršova. Das Erdgeschoss beider Fassaden ist durch eine Bossierung gegliedert, die Stockwerke durch Rustika, und die Fenster des „Piano nobile“ werden von dreieckigen Suprafenestras gekrönt. Der Mittelrisalit mit dem Haupteingang des Gebäudes, dessen Geschosse mit Pilastern hoher Ordnung verziert sind, wird von einem Attikagiebel abgeschlossen, ebenso wie der Eingang der angrenzenden Knabenschule. Die Neorenaissance-Morphologie korrespondiert nicht nur mit dem älteren Gebäude der Bürgerschule für Knaben, sondern auch mit vielen anderen Schulen, die Ende des neunzehnten Jahrhunderts in der gesamten Monarchie gebaut wurden.

Der Hauptflügel hat eine Zweitrakt-Disposition, so dass die einzelnen Klassenräume von einem langen Korridor aus betreten werden können, der ursprünglich durch direktes Licht vom Innenhof beleuchtet wurde. Der kurze Flügel in der Straße Tyršova, der über einen separaten Seiteneingang verfügt, beherbergte früher die Schülerbibliothek, die Wohnung des Schulhausmeisters und Zeichensäle in den oberen Stockwerken. Josef Karásek entwarf eine relativ kleine Turnhalle im Hoftrakt, die senkrecht zur Achse des Haupteingangs liegt.

Das deutsche Gymnasium wurde am 8. September 1890 feierlich eröffnet und war fast dreißig Jahre lang in Betrieb. Im Jahr 1919 wurde es durch das tschechische Reformgymnasium ersetzt. Anfang der 40-er Jahre planten seine Vertreter den Umbau der Schule, der eine Lücke zwischen dem bestehenden Gebäude und dem angrenzenden Wohnhaus in der Straße Tyršova schließen sollte. In den neu geschaffenen Räumlichkeiten sollten zusätzliche Klassen- und Kabinettsräume untergebracht werden. Vor allem sollte die Turnhalle erweitert werden, deren Größe wahrscheinlich nicht mehr ausreichte. Mitten im Zweiten Weltkrieg konnte die Erweiterung jedoch aus offensichtlichen Gründen nicht realisiert werden. Die Turnhalle wurde 1946 umgebaut und in den 60-er Jahren wurden weitere kleinere Änderungen vorgenommen, als Werkstätte errichtet wurden. In den 70-er oder vielleicht auch 80-er Jahren befand sich im Hof ein architektonisch fader vierstöckiger Pavillon mit weiteren Klassenräumen, der durch eine Verbindungsbrücke mit dem historisierenden Gebäude von Karásek verbunden war. Der Gedanke, die Lücke zu schließen und die Turnhalle zu erweitern, gewann erst im folgenden Jahrzehnt wieder an Kontur.

Die Fertigstellung der Turnhalle, welche die ursprüngliche Turnhalle vollständig ersetzte, wurde 1993 vom Architekten Jaromír Homolka aus dem damals neu gegründeten Atelier Penta entworfen. Mit der Turnhalle füllte er den Raum zwischen dem historischen Gebäude, dem Pavillon aus den 80-er Jahren und der Straße Tyršova, zu der das Gebäude mit einer Fassade mit segmentalem Portikus und einem runden Fenster im obersten Stockwerk ausgerichtet ist. Die Fassade der Turnhalle selbst, die in einen Innenhof eingeschlossen ist, wird dann durch atypische Fenster gegliedert. Das Spiel von Asymmetrie und Symmetrie sowie das Spiel mit Werkstoffen und Formen sind einer der Gründe, warum dieses Gebäude als postmodern bezeichnet werden kann.

Literatur und sonstige Quellen 

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