Kino Dukla

   
Für das neue Kino Reformwurde ein Raum an der Stelle dem ehemaligen Burgwall in der Linie der Straße Jana Masaryka (vormals Straße Na Valech) in der Nähe der erhaltenen mittelalterlichen Festung abgesteckt. Noch um die Wende des 19. und 20. Jahrhunderts wurde hier von der Baubehörde ein großer Raum für den Bau des Deutschen Hauses reserviert. Die Mittel für dessen Errichtung sollten von dem 1871 gegründeten Verein gleichen Namens aufgebracht werden. Das Projekt wurde jedoch letztendlich nicht verwirklicht. Im Juni 1914 beantragte der Verein Wohlfahrtsanstalt „Kinderschutz und Jungendfürsorge“ mit Zustimmung des Vereins Deutsches Haus die Genehmigung zum Bau eines Kinotheaters auf dem städtischen Grundstück nach Plänen des Wiener Architekten Clemens M. Kattner. Mit der Bauausführung wurde der Iglauer Baumeister Ignaz Lang beauftragt. Das Kino wurde am 1. Mai 1915 mit dem Kriegsdrama Waffenbrüderschaft oder militärische Ehreeröffnet. Von Anfang an wurde der Kinosaal für Vorführungen sowie öffentliche Vorträge genutzt. Ab 1930 wurden hier Tonfilme gezeigt. Nach 1945 wurde der Name des Kinos in Stalingradgeändert und seit 1962 trägt es den Namen Dukla.

In der Vorkriegszeit setzte sich Kattner mit seinen Entwürfen für evangelische Kirchen in Österreich und Mähren durch. Für Iglau entwarf er ein Bauwerk, dessen Auffassung sich an der Grenze zwischen dem verblassenden Historismus und dem moderneren„Heimatstil“ des späten Jugendstils bewegte. Er zeichnet sich durch hohe Halbwalmdächer aus, die in einem massiven Glockendach gipfeln. Kattner orientierte den Haupteingang und zwei Seiteneingänge zum Foyer nach Norden zur Straße hin und platzierte drei weitere Seitenausgänge vom Saal in die hintere bzw. südliche Gebäudefront. Von der Westseite wurde der Eingang zur Galerie mit Logen durchbrochen. Die Fassade wird durch eine feine Lisenenrahmung gegliedert. Im Saal fanden fast fünfhundert Zuschauer Platz. Unter der Bühne befand sich ein Raum für das Orchester, das die Stummfilme musikalisch untermalte. Außerdem gab es auch ein Rednerpult. Im hinteren Zuschauerraum befanden sich leicht erhöhte Logen, über denen sich im ersten Stockwerk ein Vorführraum befand, der über eine separate Seitentreppe zugänglich war. Außer den Toiletten, der Kasse und dem Büro des Kinoleiters wurde im Foyer auch eine kleine Cafeteria und eine Garderobe errichtet. Im Untergeschoss befand sich ein Kesselhaus für die Zentralheizung, das gesamte Kino war elektrifiziert. Der Raum wurde nicht nur für Filmvorführungen, sondern auch für Vorträge und öffentliche Diskussionen genutzt. So stellte der Architekt Bohuslav Fuchs vor dem Zweiten Weltkrieg der Öffentlichkeit einen neuen Regulierungsplan für Iglau vor. Im Jahr 1949 wurde der Fußboden verändert, um eine bessere Sicht vom Zuschauerraum aus zu ermöglichen, wodurch sich gleichzeitig die Kapazität um etwa 100 Plätze verringerte. Im Jahr 1976 wurde das Foyer an den Seiten um neue Toiletten und eine Garderobe erweitert. Bei der Renovierung 2008 nach dem Projekt des Architekturbüros Alfa aus Iglau von 2004 wurde der Saal in zwei kleinere Säle unterteilt, die nach den früheren Namen der Kinos in Iglau benannt wurden. Es wurde ein Dachgeschoss geschaffen, das vom Foyer über eine Stahlwendeltreppe zugänglich war. Das Bauwerk dient seit mehr als einem Jahrhundert seinem ursprünglichen kinematografischen Zweck und bleibt seit seinem Bestehen im Besitz der Stadt.

Das Kino Reform war nicht das erste in Iglau – bereits ab 1912 stand das nach den Plänen des Architekten Arthur Corazza errichtete Kino Elite auf dem heutigen Platz Štefánikovo náměstí, ungefähr an der Stelle, wo sich heute das Gebäude des Schulhorts der Masaryk-Grundschule befindet. Das Kino war hier bis 1923 in Betrieb, dann wurde es in einen Betsaal der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche Jan-Hus-Gemeindeumgewandelt und Ende der 20-er Jahre wich das Gebäude dem Neubau der Masaryk-Jubiläumsschulen. Ein weiteres Kino war das Kino Bio Edisonin der Straße Havlíčkova, in der damals noch eigenständigen Gemeinde Dřevěné Mlýny, in der Nähe der Jugendstilbrücke über den Fluss. Es wurde 1914 von dem Iglauer Baumeister Vinzenz Zeizinger entworfen. Der Betrieb dieses Kinos wurde 1946 eingestellt und 1961 wurde der hintere Teil abgerissen, in dem sich das Kino befand, der vordere Teil wurde 1975 abgerissen. Ab 1929 fanden die Vorführungen im Haus der Legionäre in der Straße Fritzova im Kino Adria(später Praha, Oko, Vysočina) und ab 1935 auch im neuen Gebäude der Turnbewegung Sokol in der Straße Tolstého im Kino Stadion(später Viktoria, Svět, Panorama, Sokol) statt. Ein kleineres Kino Mírbefand sich ab 1950 in einem Gasthaus in der Straße Sokolovská 128 in Bedřichov (Hotel Gasthaus Zum Nordpol– U Severní točny). Gelegentliche Vorführungen fanden auch im Haus der Kultur und der Gewerkschaften und im Amphitheater des Waldparks Heulosstatt. Seit 2009 befinden sich die Kinosäle auch im oberen Stockwerk des Einkaufszentrums City Parkin Hradební 1.

JL
Literatur und sonstige Quellen 

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