Die Auflösung der Festung von Iglau (Jihlava) und der anschließende Abriss der fortifikatorischen Bastion von 1783 führten zu einer allmählichen Ausweitung der Bebauung der Vorstadt. Der geringe Druck auf die Erweiterung der Stadt wurde wahrscheinlich hauptsächlich durch die wirtschaftliche Abschwächung verursacht, die in der tiefen Krise der Tuchindustrie im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts gipfelte. Der allmähliche wirtschaftliche Aufschwung ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sorgte für das verspätete Ankommen der industriellen unternehmerischen Tätigkeit. Bis 1918 bestand sowohl die wohlhabende Unternehmerschicht als auch der Stadtrat überwiegend aus der deutschsprachigen Bevölkerung in Iglau, oft jüdischen Glaubens, was zweifellos einen Einfluss auf die Vergabe bedeutender Bauaufträge an deutsche Projektanten und Baumeister hatte.
Erst der Abriss aller verbliebenen Stadttore zwischen den Jahren 1845 und 1849 gab der baulichen Erweiterung über die Grenzen der Altstadt hinaus einen wichtigen Impuls. Gleichzeitig wurden die mittelalterlichen Mauern in der Straße Benešova durchbrochen, die sich somit fließend an die Straße Žižkova anschloss, wodurch das westliche Muttergottestor erhalten blieb. Der Durchbruch der Stadtmauern in der Straße Husova, welche die gesamte Nordseite der Innenstadt quer verband, ermöglichte ab 1868 eine bequeme Anbindung an die bis dahin kaum bebaute nordwestliche Lokalität. Die Vorstadt nahm in drei Hauptrichtungen – nördlich, nordwestlich und westlich der Stadtmauern – sehr allmählich Gestalt an, wobei das günstige Gelände und die wichtigen Durchgangsstraßen eine wichtige Rolle spielten. Die nördliche Vorstadt hieß nach dem Standort des Lazaretts und des späteren Krankenhauses Špitálské předměstí, die westliche Matiční bzw. Panenské předměstí und die südliche hieß nach der benachbarten Gemeinde Brtnické předměstí. Im Tal um den kleinen Fluss Jihlávka auf der östlichen Seite wurde eine Fläche für den Waldpark namens Heulos gelassen.
Nach der Einführung der Böhmisch-Mährischen Transversalbahn 1886 entstanden nicht nur das Gebäude des Stadtbahnhofs und eine Reihe von Viadukten über das Tal Jánské údolí am nördlichen Stadtrand, sondern auch der erste Regulierungsplan der modernen Stadt. Sein Hauptmotiv war die Schaffung einer Nord-Süd-Achse – heute Allee Legionářů. Im Jahr 1891 wurden zu diesem Zweck die Stadtmauern in der Straße Palackého durchbrochen. Nach dem Plan wurde die Achse senkrecht von der Straße Tolstého durchschnitten, die zu einem weiteren neu regulierten Teil führte – dem Platz Josefské náměstí (dem heutigen Platz náměstí Svobody). Im Jahr 1891 wurde im Rahmen der ersten urbanistischen Konzeption ein neu angelegter Park mit der Heilig-Geist-Kirche am Ort des ehemaligen Friedhofs an diesen Teil angeschlossen. Der Hauptfriedhof der Stadt wurde an den westlichen Stadtrand in die Nähe des neu angelegten jüdischen Friedhofs verlegt. Einen vollständigen Regulierungsplan der gesamten Stadt ließen die Stadträte bereits 1896 von der Firma Bechmann a Strádal aus Liberec erstellen. Der Plan sah vor, einen freien Grüngürtel um die Stadtmauern an der Stelle der ehemaligen Befestigungsanlagen zu belassen. Freie Parkzonen wurden schließlich nur lokal auf der Nord- und Westseite errichtet, doch selbst das war eine fortschrittliche Idee, deren Anwendung zum Beispiel in Olomouc oder Brünn präsent ist.
In der Allee Legionářů wurde eine visuell dominante Kreuzung von fünf Straßen mit repräsentativen Gebäuden geschaffen, für die zylindrische Ecktürme – Rondelle – charakteristisch waren. Als erstes wurde hier ein Mehrzweckgebäude einer Schule mit Stadtmuseum und Bibliothek von den Wiener Architekten Heinrich Claus und Moritz Hinträger errichtet. Seit 1890 wurde es durch das benachbarte Turnhallengebäude von Josef Karásek in der Straße Jana Masaryka ergänzt. Zur gleichen Zeit wurde in der nahe gelegenen Straße Tolstého das monumentale Gebäude des Justizpalastes errichtet, mit dessen Bau die Iglauer Baumeister unter der Aufsicht des Oberingenieurs des Innenministeriums, Friedrich Geilhofer, beauftragt wurden. Sein neobarocker Mantel erinnert an Wiener Staatsbauten aus der gleichen Zeit. Die Baulücke zwischen dem Haus von Lang und dem Museumsteil der Deutschen Schule für Knaben wurde 1908 durch eine Mädchenbürgerschule geschlossen. Das Bauprojekt, das von der nordischen Neorenaissance inspiriert ist, stammt von dem Iglauer Baumeister Kajetán Malnati. Die Neorenaissance wurde auch an der Fassade eines weiteren Schulgebäudes desselben Autors angewandt – des 1910 fertiggestellten Mädchenlyzeums in der Straße Křížová. Mit diesem neuen Gebäude wurde der intensive Bau von Schulgebäuden im Vorort Špitálské předměstí abgeschlossen. Zu den weiteren bedeutenden öffentlichen Gebäuden gehört auch die jüdische Synagoge, die zwischen 1862 und 1863 in der heutigen Straße Benešova nach einem Projekt des Baumeisters Eduard Rathauský erbaut wurde, die jedoch der Zerstörung durch die Nazis 1939 nicht entging. Die Inbetriebnahme der elektrischen Stadtbahn 1909, die vom Hauptbahnhof bis zum Zentrum zum Stadtplatz führte, war mit der Errichtung des städtischen Elektrizitätswerks in der Straße Havlíčkova und der Jugendstilbrücke U Jánů von Josef Melan und Konrad Kluge verbunden.
JL
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Beginn der Route
Havlíčkova 2408/122 -
Erstes Objekt
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Autor
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GPS
49.4145628N, 15.5989719E