Eisenbahnstation Iglau Hauptbahnhof (Jihlava hlavní nádraží)

 

Die Österreichische Nordwestbahn (ÖNWB) war eine der großen Gesellschaften, die neue Eisenbahnverbindungen auf dem Gebiet der Österreichisch-Ungarischen Monarchie bauten. Der Abschnitt zwischen Mladá Boleslav und Wien, die längste Strecke im ÖNWB-Netz, brachte die Eisenbahn auch nach Iglau. Die Bauarbeiten am Abfertigungsgebäude begannen im April 1870, am 21. Dezember desselben Jahres fuhr hier der erste Testzug ein, am 25. Januar 1871 wurde die Strecke von Iglau nach Německý Brod und vier Monate später auch nach Znojmo eröffnet. Die Lage des fast drei Kilometer vom Stadtzentrum entfernten Bahnhofs wurde von Anfang an sowohl von den Bewohnern als auch von Vertretern der Stadtverwaltung kritisiert – der Verkehr wurde zunächst durch Droschken, später auch durch Omnibusse sichergestellt, ab 1909 verkehrte hier eine Straßenbahn nach einem auf die Zugabfahrten abgestimmten Fahrplan und ab 1948 wurde sie durch Oberleitungsbusse ersetzt.

Der Entwurf des Abfertigungsgebäudes wurde vom leitenden Architekten der ÖNWB Carl Schlimp erstellt. Wie in Znojmo oder Německý Brod wurden somit auch hier keine Typenpläne verwendet. Dennoch ist es Schlimp gelungen, die charakteristischen Merkmale der Gebäude der Gesellschaft an den Fassaden zu erhalten, die heute durch eine Reihe von Umbauten und Veränderungen bereits geräumt sind. Die Hauptaufgabe bestand darin, Wohnungen für alle Bahnangestellten einzurichten, damit sie nicht von der Stadt zur Arbeit pendeln mussten. Schlimp änderte einen früheren Plan für das Abfertigungsgebäude in Znojmo (das heute nicht mehr zu finden ist, da es durch die Bombenangriffe der Allierten am Ende des Zweiten Weltkriegs größtenteils beschädigt und durch einen Neubau von Pavel Moravec in den Jahren 1949–1951 ersetzt wurde), indem er es um ein Stockwerk aufstockte und verlängerte, so dass es mit einer Länge von 65,3 Metern eines der größten im gesamten ÖNWB-Netz war. Abgesehen von diesen Änderungen unterschied sich die innere Gestaltung nicht von den Standards der Gesellschaft für Bahnhöfe der Klasse I. Rechts vom Foyer befanden sich Warteräume und ein Restaurant mit Küche, links der Fahrkartenschalter, das Verkehrsbüro und andere Diensträume der Bahn sowie des Postamts. Im ersten Stockwerk hat der Architekt Dienstwohnungen für den Bahnhofsvorsteher, den Adjutanten des Lokführers und den Vorsteher der Eisenbahnstrecken sowie ein Gästezimmer eingerichtet, im zweiten Stockwerk die Wohnungen des Verkehrsbeamten, Kassierers, Postmeisters, Postboten und Restaurateurs. Später hatten hier auch die Facharbeiterinnen für Postbetrieb und die Trafikantin ihre Zimmer.

Der Bahnhof Iglau verfügte auch über ein Depot mit einer Drehscheibe und im nördlichen Teil führten Gleisanschlüsse zu örtlichen Industriebetrieben hinein. In den Jahren 1890–1900 wurde der Bahnhof umgebaut und für den Güterverkehr erweitert. Im Jahr 1887 wurde hier die Strecke der Böhmisch-Mährischen Transversalbahn eröffnet und in der Nähe der Stadt ein zweiter lokaler Bahnhof Jihlava-město eingerichtet. Mit der Einführung der Transversalbahn stiegen auch die Anforderungen an die Kapazität des Abfertigungsgebäudes, die erst durch den benachbarten Neubau des Postamts in den Jahren 1931–1932 nach einem Projekt von Miloslav Kopřiva gelöst werden konnten. Weitere Änderungen wurden 1950 vorgenommen, als ein Gepäckraum und ein Längsanbau an der Straßenseite hinzugefügt wurden, wodurch der Warteraum und der Raum des Restaurants vergrößert wurden. Der Architekt Jiří Žalman aus der Direktion der Staatseisenbahnen in Brünn kehrte somit zu dem Entwurf aus den 30-er Jahren zurück, der damals wegen der Beeinträchtigung des Aussehens des Gebäudes und der erschwerten Anfahrt zum Bahnhof abgelehnt wurde. Das Gebäude wurde in den Jahren 2001–2003 teilweise umgebaut und seit mehreren Jahren wird über eine vollständige Revitalisierung diskutiert.

JZ

Literatur und sonstige Quellen 

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