Mädchenbürgerschule

   

Die Mädchenbürgerschule wurde in den Jahren 1907–1908 in der Allee Legionářů zwischen Langs Mietshaus und dem Gebäude der deutschen Knabenschule gebaut. Sie wurde von dem Stadtbaumeister Kajetán Malnati entworfen. Seine ersten Pläne stammen bereits von 1905, als er mehrere Variantenskizzen entwarf, aus denen der Gemeinderat – der Bauträger – eine Auswahl traf.

Der Bau der Schule wurde in Angriff genommen, weil die bisherigen Räumlichkeiten der Mädchenbürgerschule nicht mehr ausreichten. Somit bestand die Hauptaufgabe des Architekten darin, ein Gebäude zu entwerfen, das den ständig steigenden Schülerzahlen Rechnung trug. Von Beginn des Entwurfsprozesses an war klar, dass die Schule auf einem T-förmigen Grundriss gebaut wird, d.h. dass an die Gebäudefront zur Straße hin senkrecht ein zweiter Flügel zum Innenhof hin angeschlossen wird. Beide Flügel wurden als Doppeltrakt konzipiert, so dass sowohl die Klassenräume als auch der Flur von natürlichem Licht durchflutet werden. Der Architekt hat im Erdgeschoss die Wohnung des Schulhausmeisters, einen Raum für den Kindergarten und die Klassenräume untergebracht, die sich dann insbesondere auf drei Stockwerke verteilten. Die Kapazität der größten davon betrug bis zu 80 Schülerinnen. Der Architekt hat den senkrechten Flügel mit einer Turnhalle abgeschlossen.

Von den vier eingereichten Entwurfsvarianten sind drei im Iglauer Bezirksarchiv erhalten geblieben. Sie unterscheiden sich in der Gestaltung des seknrechten Flügels, insbesondere in der Lage der Turnhalle. Der Stadtrat entschied sich für die Variante B, unter der Voraussetzung, dass geringfügige Änderungen vorgenommen werden. Gleichzeitig mit der Vorbereitung des Projekts für die Mädchenschule entwarf Malnati 1888–1889 auch Änderungen der Innenräume in der benachbarten Knabenschule. Die Maurerarbeiten wurden vom Iglauer Baumeister Ignaz Lang geleitet.

Die Hauptfassade des Gebäudes, das romantisch von der transalpinen Renaissance inspiriert ist, ist symmetrisch komponiert. Ihr zentraler neunachsiger Teil mit dem markanten zentralen Neorenaissance-Giebel und dem Portal springt als Risalit über die Gebäudeflucht hervor. Das Erdgeschoss ist bossiert, in den Stockwerken befinden sich dekorative Stuckrahmen um die Fenster und unter den Fensterbänken. Die strenge Symmetrie wird durch den Eingang zum Innenhof unterbrochen, der sich am linken Rand der Gebäudefront befindet. Die Fassade des Hofflügels ist nüchtern, der Architekt hat jedoch die Turnhalle an dessen Ende interessant gestaltet, die dank ihres verzierten Giebels und des Eckturms als neobarock bezeichnet werden kann.

Die Schule wurde im Jahr des 60-jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph I. eröffnet, nach dem sie auch benannt wurde. Nach dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie wurde die ursprüngliche Franz-Joseph-Mädchenbürgerschule zur Masaryk-Schule und ab 1919 bestand hier neben der deutschen Mädchenschule die erste tschechische Volksschule für Knaben. Der erste Umbau des Gebäudes fand bereits Mitte der 20-er Jahre statt, als das Dach und Teile der Fassade repariert werden mussten. Größere bauliche Veränderungen wurden 1929 vorgenommen. Dabei handelte es sich um Änderungen der Innenräume und kleine Ergänzungen der Turnhalle. Ab 1931 bestand hier eine tschechische gemischte Volksschule, die nach der Errichtung des Protektorats wieder durch eine deutsche Mädchenschule ersetzt wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden weitere bauliche Veränderungen an dem Gebäude vorgenommen. Seit 1961 beherbergt das Gebäude die Mittlere Industrieschule und dient somit seit über 110 Jahren als Bildungsstätte.

Literatur und sonstige Quellen 

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