Justizpalast

   

Das Gebäude der heutigen Polytechnischen Hochschule wurde ursprünglich nicht für Bildungszwecke gebaut. Das geräumige Gebäude, das sich im durch die Straßen Tolstého, Tyršova, Jirásekova und dem Busbahnhof abgegrenzten Block befindet, wurde zwischen 1904 und 1906 als Justizpalast errichtet. Die monumentalen historisierenden Fassaden verweisen auf die ursprüngliche Aufgabe des Gebäudes – die markante Bossierung, die nicht nur im Erdgeschoss, sondern auch an den Pilastern hoher Ordnung angebracht ist, soll die Stärke des Amtes darstellen und ist typisch für Gerichtsgebäude. Das Motiv der Bossen wiederholt sich auch in der Fensterlaibung, die im ersten Stockwerk zusätzlich mit markanten Suprafenestras verziert sind. Sehr ähnliche neobarocke Staatsgebäude wurden zur gleichen Zeit auch in Wien errichtet, woher auch der Autor des Palastes stammt.

Bereits in den 80-er Jahren des 19. Jahrhunderts, als der Regulierungsplan der Stadt erstellt wurde, wurde die Parzelle als Standort für ein neues repräsentatives Gebäude ausgesucht. Der Plan sah den Bau von repräsentativen Gebäuden im Vorort Špitálské předměstí vor, der sich zwischen dem Bahnhof und dem historischen Zentrum von Iglau erstreckt. Die ersten Entwürfe des Palastes stammen bereits von 1895, wurden jedoch in den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts überarbeitet. Die Autorenschaft des Projekts, nach dem schließlich gebaut wurde, wird einem Mitarbeiter der Bauabteilung des k.k. Innenministeriums in Wien, Ingenieur Franz Geilhofer (früher fälschlicherweise als Friedrich genannt) zugeschrieben. Der von ihm unterzeichnete Plan des Justizpalastes ist im Bezirksarchiv in Iglau erhalten geblieben. Er entwarf den Palast auf wahrhaft prächtige Weise – die Flügel auf dem Grundriss eines Fünfecks bilden einen großen Hof, in den axial eine weitere Masse eingefügt ist.

Der im Frühjahr 1904 begonnene Bau wurde unter gelegentlicher Aufsicht von Franz Geilhofer und Gustav Schütz vom Baukonsortium bestehend aus den Iglauer Baumaistern Karl Wagner, Ignaz Lang und Josef Kubiček durchgeführt. Das Gebäude wurde im September 1906 zur Nutzung abgenommen und anschließend zogen nicht nur das Kreisgericht und die Staatsanwaltschaft, sondern beispielsweise auch die Steuerbehörde oder das Katasteramt ein. Im Nordflügel des Gebäudes befand sich ein Gefängnis, das über 200 Sträflinge aufnehmen konnte.

Während der Ersten Republik diente das Gebäude auch als Sitz der Justiz- und anderer Behörden. Während des Zweiten Weltkriegs hatte die Gestapo Büros in einem Teil des Gebäudes. Zu Beginn der 40-er Jahre wurden hier mehrere bauliche Veränderungen vorgenommen. Nach dem Krieg war hier neben den Justizbehörden auch der regionale Sitz der Staatssicherheit untergebracht, allerdings nur bis 1960, als das Gebäude an die Universität (ursprünglich an das Pädagogische Institut, später an die Landwirtschaftliche Hochschule in Brünn) übergeben wurde, für die es in den 60-er Jahren renoviert wurde. Ein bedeutenderer Eingriff war die Erweiterung des Innenhofs, wo neue Klassenräume und Werkstätte errichtet wurden. Im Laufe der Jahre wechselten hier verschiedene Schulen und Fakultäten. Die heutige Polytechnische Hochschule Jihlava hat hier ihren Sitz seit 2004. Das Gebäude des ehemaligen Justizpalastes bot der Schule Räume, die sich als Klassen- oder Kabinettsräume eigneten, im Grundriss des Gebäudes fehlte jedoch lange Zeit ein großer Hörsaal. Daher entwarfen 2016 die Architekten des Architekturbüros Qarta architektura, Jiří Řezák, David Wittassek, Pavel Fanta und Lukáš Němeček, die Erweiterung des neuen Bildungszentrums.

Der Hauptteil des Projekts war der Bau einer neuen Aula für mehr als dreihundert Studenten auf einem dreieckigen Grundriss mit abgerundeten Ecken. Im Norden grenzt die Aula an das historische Gebäude. An die Fassade aus Sichtbeton hängten die Architekten eine weiße Metallstruktur, die als Sonnendach gedacht ist und dem Gebäude einen besonderen Charakter verleiht. Sichtbeton wurde auch in den Innenräumen in großem Umfang verwendet. Die Architekten haben ferner den Flügel des ehemaligen Gefängnisses renoviert, an das sich die Aula anschloss, und einen Aufzug im Innenhof eingebaut. Die Lattenkonstruktion der Fassaden der Anbauten im Hof unterscheidet sich auf den ersten Blick von dem alten neobarocken Gebäude.

Literatur und sonstige Quellen 

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