Brücke U Jánů

   

Die Stadtverwaltung von Iglau verhandelte bereits 1899 über den Bau einer Straßenbahn zwischen dem Bahnhof und der Stadt, doch erst 1904 nach der Wahl des Bürgermeisters Vinzenz Inderka (1855–1934) wurde sie zusammen mit dem erforderlichen städtischen Elektrizitätswerk realisiert. Die 2.710 Meter lange Strecke wurde von der Wiener Firma Leo Arnoldi nach dem Entwurf des Ingenieurs Friedrich Roß (1855–1918) entworfen und gebaut und am 26. August 1909 feierlich in Betrieb genommen. Die Holzbrücke über den Fluss Jihlávka in Dřevěné mlýny in der Nähe des Gasthauses U Jánů hätte jedoch die damals elf Tonnen schwere Straßenbahn nicht tragen können. Im August 1908 beauftragte die Stadt im Rahmen einer engeren Ausschreibung eine Firma, die bereits das Depot Nr. 1427 in der heutigen Straße Havlíčkova gebaut hatte, mit einem Neubau einer Brücke aus Stahlbeton zum geschätzten Preis von 60.000 Kronen. Die Firma Pittel & Brausewetter war ab 1892 Inhaber der Berechtigung zur Ausführung von Stahlbetonbauten nach dem Patent von Josef Melan und kennzeichnete die Dokumentation der Brücke in Iglau für die Baugenehmigung konsequent mit seinem Namen. Der Leiter ihrer Prager Niederlassung, Konrad Kluge (1878–1945), pflegte jedoch einen viel engeren Kontakt zu seinem Lehrer aus der Prager Technischen Universität: Im Juni 1908 erstellte Melan eine statische Berechnung ihrer beiden identischen Gewölbe. Mit einer Spannweite von 15,35 m und einer Stichhöhe von 1,9 m sind sie an der Basis 65 cm und an der Spitze nur 28 cm dick. Ihre starre Längsbewehrung besteht aus einem Paar 18 cm hoher gewalzter I-Träger, die zu einem Kreisbogen gebogen und am Scheitel mit C-Profilen genietet sind. Sie sind in einem Abstand von einem Meter aufgestellt, an vier Punkten durch gleichartige 10-cm-Träger miteinander transversal verbunden und oberhalb des mittleren Pfeilers durch Flachverbinder an der Trägerplatte befestigt. Das Gewölbe ist an der Basis mit 17 und 22 mm dicken Rundstahlstäben verstärkt, die zur Aussteifung der Konsolen verwendet wurden, die Gehweg- und Geländerkonstruktionen aus den Gewölberändern tragen und mit denen sich Konrad Kluge statisch bereits befasste. Bei der Rekonstruktion der Brücke, die 2012 nach dem Projekt von Ladislav Huryta erfolgte, musste der obere Bau der Brücke ersetzt und ihre Dekoration restauriert werden, das Brückengewölbe von Melan blieb jedoch erhalten. Heute dient die Brücke als Fußgänger- und Radfahrerbrücke, an ihren ursprünglichen Zweck erinnern eine Hinweistafel und vor allem die in den Brückenbalken eingelassenen historischen Gleise mit einer Spurweite von 1.000 mm.

LB

Literatur und sonstige Quellen 

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