Wohngebäude mit Café Slavia und Läden

   
Seit den Anfängen der Stadtgründung stand zwischen den heutigen Häusern Komenského 31 und 33 und den gegenüberliegenden Häusern Nr. 30 und 32 das Tor Špitálská brána als eines von fünf Toren der Stadtbefestigung. Das Tor wurde 1849 abgerissen, die Überreste der vorgelagerten Bastion befinden sich in Richtung der Straße Bezručova und im unteren Teil der Straße Komenského. Im Jahr 1908 wurde der schmale Durchgang an der Stelle des abgerissenen Tors verbreitert, um die Durchfahrt der elektrischen Straßenbahn zu ermöglichen. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts standen entlang der Mauer zwei Häuser mit Braurecht, zwischen denen ein Durchgang zum Park an der Stelle der heutigen Häuserfront in der Straße Jana Masaryka (früher Straße Švehlova) lag, die in den 20-er Jahren des 20. Jahrhunderts mit der Straße Komenského verbunden wurde. Der neue Eigentümer des Erdgeschosses an der Straßenecke war der Brünner Baumeister Antonín Pisinger, der im April 1938 um die Genehmigung bat, das von der Altwarenhändlerin Marie Culková gekaufte Haus abzureißen und ein neues dreistöckiges Geschäfts- und Wohnhaus zu errichten. Bereits im Juni desselben Jahres beantragte Ladislav Korbelík, der Besitzer des Cafés Corsoim Nachbargebäude Kapucínská 8 (heute Divadelní 8), die Übertragung der Schank- und Gastwirtkonzession in das geplante neue Gebäude. Der Bau ging zügig voran und bereits im November 1938 wurde der Rohbau genehmigt, im April 1939 war das Haus fertiggestellt.

Durch die Kombination von Ziegelmauerwerk und Stahlbetondecken entsprach die bauliche sowie formale Gestalt des Eckhauses der modernen Lösung. Die Fassade des ersten Stockwerks ist fast vollständig mit großen Fenstern eines Cafés versehen, die dem gesamten Gebäude ein unverwechselbares modernistisches Aussehen verleihen. Im Erdgeschoss des Hauses befanden sich Läden und Räume des Gasthauses mit einer Schankstube, die von der Straße Komenského zugänglich war. Der größte Teil des ersten Stockwerks wurde von einem freien, ungeteilten Bereich des Cafés eingenommen. An das Café schlossen sich ein Spielzimmer und ein Klubraum mit Fenstern zum Innenhof, eine Küche und Toiletten an. In den beiden anderen Stockwerken befanden sich insgesamt acht Zweizimmerwohnungen mit Sanitärbereich, die über zwei separate Eingänge von beiden Straßen zugänglich waren. Auf dem Dachboden befanden sich Einzimmerwohnungen des Ledigenheims. Die Möbelausstattung des Cafés wurde von der Firma Činčeraaus Iglau nach dem Vorbild der großen Prager Cafés geliefert. Das Café verfügte über separate Boxen mit Sitzgelegenheiten und einer Tanzfläche. Leider haben die letzten Bauarbeiten bei der Ausstattung des Cafés bereits vollständig ihren Tribut gefordert. Ladislav Korbelík leitete das Gasthaus und das Café während der turbulenten Kriegszeit. Zur Zeit der Heydrichiade musste er sich einer Denunziation wegen antideutscher Aktivitäten stellen. Diese soll er dadurch begangen haben, dass während einer Versammlung von Sportlern aus Iglau in einem Café die Parole „Es lebe das tschechische Iglau“ gerufen wurden,wofür damals die Todesstrafe drohte. Korbelík rettete sich mit dem plausiblen Argument, dass sich der Denunziant verhört habe, denn es hieß „Es lebe S.K. Iglau!“ Kein Wunder also, dass er das Café noch im selben Jahr in Korzoumbenannte. Unmittelbar nach Kriegsende kehrte es jedoch zu seinem ursprünglichen Namen Slaviazurück. Im Jahr 1949 musste das Café an die Gaststättenbetriebe der Kreisstadt Iglau (Pohostinské podniky krajského města Jihlavy) übergeben werden, später übernahm der Staatsbetrieb Restaurants und Kantinen(Restaurace a jídelny) die Verwaltung. Das gesamte Gebäude wurde in den 60-er Jahren vom Staat enteignet und erst nach 1989 im Rahmen der Restitution an die Erben der ursprünglichen Eigentümer Pisinger und Korbelík zurückgegeben. Kurz nach dem Krieg wurde in dem Eckladenraum ein Laden des Verlags Práceetabliert, später wurde der Laden an das Staatsunternehmen Kniha übertragen. Die Buchtradition wurde hier nach der Revolution dank der Familienbuchhandlung Antonín Otava aufrechterhalten. Heute befindet sich hier die Buchhandlung Kosmas.

JL
Literatur und sonstige Quellen 

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