Militärgefängnis

   

Die Geschichte der Infanteriekaserne in der Straße Křížová in Iglau, die in Archivquellen als Große Kaserne bezeichnet wird, reicht bis ins letzte Drittel des 18. Jahrhunderts zurück. Im Jahr 1773 hob Papst Clemens XIV. den Orden der Gesellschaft Jesu auf, woraufhin das Jesuitenkolleg St. Michaelbei der Kirche des Heiligen Ignatius von Loyola unterging. Das Gelände des ehemaligen Kollegs und des Priesterseminars wurde vom Militärhauptquartier übernommen. Im Jahr 1784 beendete Kaiser Joseph II. die Tätigkeit des Dominikanerordens in Iglau. Nach der Zusammenlegung der Gelände des ehemaligen Jesuitenkollegs, des Priesterseminars und des Dominikanerklosters wurde hier eine Unteroffiziersschule für Jungen im Alter von sechs bis zwölf Jahren für die Zwecke und die Unterbringung des Achten Infanterieregiments eingerichtet.

Es gibt nur wenige überlieferte Berichte über die früheste Anordnung der Kaserne. Eine seltene Erwähnung ist ein Bericht von 1825 über die Übergabe des ehemaligen Kollegs und Seminars an die Verwaltung des k. k. Militärerars. Dem Bericht zufolge lebten im Kolleg vier verheiratete Unteroffiziere, 117 Männer, ein Marktmann und es befanden sich darin zwei Schenken und drei Lagerräume. Das Seminar beherbergte Kaserne für 190 Männer, vier Lagerräume, einen Inspektionsraum für Offiziere und zwei Küchen.

Ein gesondertes Kapitel der Kaserne waren die Militärgefängnisse, d.h. Disziplinargefängnisse für Soldaten, die gegen die Militärordnung verstießen. Das Iglauer Militärgefängnis befindet sich zwischen den Gebäuden des ehemaligen Jesuitenkollegs und Priesterseminars. Bisher wurde in der Literatur behauptet, dass die Bauzeit des Militärgefängnisses auf das Jahr 1869 zurückgeht, ohne dass es dafür eine belegbare Quelle gibt. Ein Plan des heutigen Gebäudes von 1895 ist in der Bauakte des Archivs von Iglau erhalten. Diese Datierung wird indirekt durch einen Plan des Kasernengeländes bestätigt, der im Militärischen Zentralarchiv in Prag aufbewahrt wird und auf das Jahr 1876 datiert ist. Der Plan zeigt vor allem das Haus des Büchsenmachers mit der Aufteilung der einzelnen Wohnräume. Der Plan zeigt auch ein älteres Militärgefängnis, das sich in einer Seitennische des Altarraums der Kirche der Kreuzerhöhung befand, im Bereich der heutigen Sakristei. Dieses Militärgefängnis ist auch auf einem Plan von 1892 eingezeichnet, der die Aufteilung des Gebäudes zeigt. Dieses bestand aus zwei großen Massenzellen. Sie waren durch einen Korridor mit drei weiteren kleinen Räumen verbunden, die sich auf der Seite des Korridors zum Presbyterium befanden. Allerdings fehlt dem Plan eine schriftliche Legende. Im Bereich des Eingangs zum Militärgefängnis befand sich eine Treppe zum Dachboden.

Drei Jahre später, im Juni 1895, wurde ein Plan für ein neues, geräumigeres Militärgefängnis ausgearbeitet. Der Plan wurde vom k. k. Militärbauamt in Wien entworfen, die Signatur des Autors weist auf den Namen Kassal Mronel hin. Das Gebäude des Militärgefängnisses ist erdgeschossig, hat einen rechteckigen Grundriss und besteht aus Ziegeln. Gemäß dem Bauplan entsprach die Anordnung der einzelnen Zellen dem militärischen Dienstgrad des Betroffenen. Von den vierzehn Zellen waren zehn für einen Mann, eine für vier Männer und eine für sechs Männer vorgesehen. Drei Unteroffiziere hätten eine Einzelzelle, ihre eigene Zelle hätten auch Offiziere. Alles war einer strengen Unterordnung unterworfen. Der Korridor mit Zellen auf beiden Seiten führte durch die Mitte des Gebäudes. In zwei Dritteln brach er in einer L-Form zum Ausgang des Gebäudes. Außerdem gab es im Militärgefängnis vier Toiletten und eine Treppe zum Dachgeschoss am Eingang. Das Dach hat eine Sattelform, die Fenster sind rechteckig mit Segmentbögen. Noch in den 80-er Jahren des 20. Jahrhunderts diente das Gebäude zur Verbüßung von Soldatenstrafen. Nach der Schließung der Kaserne in den 90-er Jahren wurde das Gebäude privatisiert und der Besitz des ehemaligen Klosters und Militärgeländes wurde von einem privaten Eigentümer erworben.

Der historische Wert des Militärgefängnisgebäudes Iglau liegt vor allem in der authentisch erhaltenen Innenaufteilung. Im 19. Jahrhundert war dieser Gebäudetyp in den meisten Kasernen zu finden. In den Regionen Vysočina und Südmähren gibt es, abgesehen vom Militärgefängnis in Iglau, allerdings kein vergleichbares Gebäude. Der Wert des Gebäudes in Iglau liegt in der authentisch erhaltenen Innenaufteilung und der Verteilung der einzelnen Zellen, den Originaltüren, Gittern und Dachstühlen. Es liefert somit ein wertvolles Zeugnis über die Lebensweise in den Militärstrafgefängnissen der österreichisch-ungarischen Monarchie.

MS

Literatur und sonstige Quellen 

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