Böhmische Escompte-Bank

   
Das neue Gebäude der Iglauer Filiale der Böhmischen Escompte-Bank und des Kreditinstituts, die sich zuvor in der Straße Křížová 20 befand, wurde an der Stelle des abgerissenen Salomon-Hauses errichtet. Der Abstand zur Straßenlinie in der Straße Komenského und die offene Bauweise wurden vom Stadtrat festgelegt. Das bedeutete, das Gebäude auf einer unregelmäßigen Fläche zu errichten, es in der Mitte an den bestehenden Gebäudekomplex anzuschließen, aber auf der Nordseite einen freien Platz zu lassen, der an den geplanten Bau in der heutigen Straße Jana Masaryka (früher Na Valech) mit dem bestehenden Gebäude des Kinos Dukla anschließen sollte. In der Zwischenkriegszeit befand sich hier der TennisplatzS.K. Rapid, umgeben von einer Umfassungsmauer. Ein Teil der alten Mauer der Stadtbefestigung befindet sich bis heute an der Grenze der Grundstücke. In der Zwischenkriegszeit wurde die Absicht des deutschen Vereins Deutsches Hausin Iglau einen repräsentativen Sitz für kulturelle Veranstaltungen nach einem Entwurf von Karl Wagner zu errichten, der ab 1870 an der Stelle der verschütteten Walls in Arbeit war, endgültig zu den Akten gelegt. Heute befindet sich hier ein freier Platz mit Parklandschaft.

Zum Entwurf des Bankgebäudes zog die Prager Bankzentrale das Prager Architekturbüro von Karl Jaray hinzu, der als Projektant kühner Stahlbetonkonstruktionen bekannt war und seit 1902 (ab 1908 als Professor) an der Deutschen Technischen Hochschule in Prag tätig war. Erfahrungen mit Bankgebäuden hatte er bereits bei der Arbeit am Prager Palast des Wiener Bankenverbandes gesammelt. Dank Jarays guten persönlichen Beziehungen zu einigen Bankdirektoren wurde sein Büro in den 20-er Jahren mit der Gestaltung mehrerer Filialen und des Hauptsitzes der Böhmischen Escompte-Bank (Ostrava, Šumperk, Ústí nad Labem, Prag) beauftragt. Rudolf Hildebrand arbeitete eng mit Karl Jaray zusammen, zunächst im Schulatelier als dessen persönlicher Assistent, später als Leiter in Jarays Privatbüro. Beide deutschsprachigen Kollegen waren jüdischer Herkunft. Hildebrand verbrachte die meiste Zeit seiner Schaffensperiode in Prag. Das Autorenteam entwarf ein neoklassizistisches Gebäude für das Institut in Iglau, das die Sicherheit und Beständigkeit dieses Bankinstituts in der neuen Republik repräsentierte. In den 20-er Jahren entwickelte sich im Geiste dieser Forderung ein eigener Stil, der sich an der wagnerschen Moderne orientierte und vor allem bei Bauaufträgen für staatliche Einrichtungen zur Anwendung kam. Damals zog der Neoklassizismus einen Teil der Kundschaft mit seiner Monumentalität an, die durch die Verwendung antiquisierender Motive, Steinfliesen und übertriebener Maßstäbe noch verstärkt wurde. Die klassischen Elemente wurden jedoch auf eine neue, moderne Art und Weise kombiniert, so dass Jarays Konzeption der Iglauer Bank Formen des Klassizismus und des Purismus miteinander verband.

Mit der Bauausführung wurde die Firma Pittel & Brausewetteraus Brünn beauftragt. Die Abnahme des Rohbaus erfolgte bereits Anfang 1927 und das gesamte Gebäude wurde im selben Jahr fertiggestellt. Das neue Gebäude beherbergte nicht nur die Büros und Einrichtungen der Bank, sondern auch die Wohnung des Bankdirektors. In den 50-er Jahren wurden im oberen Stockwerk Wohnungen für Mieter eingerichtet.

Nach 1996 wurde an der Stelle des Burgrings ein neuer Anbau errichtet, um die Kapazitäten der Bank nach einem Projekt des Architekturbüros Penta Jihlava unter der Leitung des Architekten Jan Remsa zu erweitern. Der Maßstab des Gebäudes wurde auf das bestehende Gebäude bezogen und gleichzeitig mit einem System von Terrassen und einer Abstufung der Masse sensibel in die Parklandschaft integriert. Die Architekten setzten die Masse des vierstöckigen, nicht unterkellerten Anbaus vom bestehenden Gebäude ab und verbanden ihn mit diesem durch ein verglastes Atrium mit Panoramaaufzug und Treppenhaus. Vor allem mit seiner charakteristischen Fassadengestaltung ist dieser Anbau ein gelungenes Beispiel für die postmoderne Architektur der 90-er Jahre.

JL
Literatur und sonstige Quellen 
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