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Name
Böhmische Escompte-Bank -
Adresse
Palackého 1660/53, Iglau -
Datierung
1926–1927, 1996 -
Autoren
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Route
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Kode
74F -
GPS
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Typ
Bürogebäude -
Denkmalschutz
Flächendeckender Schutz des Städtischen Denkmalschutzgebiets Iglau
Zum Entwurf des Bankgebäudes zog die Prager Bankzentrale das Prager Architekturbüro von Karl Jaray hinzu, der als Projektant kühner Stahlbetonkonstruktionen bekannt war und seit 1902 (ab 1908 als Professor) an der Deutschen Technischen Hochschule in Prag tätig war. Erfahrungen mit Bankgebäuden hatte er bereits bei der Arbeit am Prager Palast des Wiener Bankenverbandes gesammelt. Dank Jarays guten persönlichen Beziehungen zu einigen Bankdirektoren wurde sein Büro in den 20-er Jahren mit der Gestaltung mehrerer Filialen und des Hauptsitzes der Böhmischen Escompte-Bank (Ostrava, Šumperk, Ústí nad Labem, Prag) beauftragt. Rudolf Hildebrand arbeitete eng mit Karl Jaray zusammen, zunächst im Schulatelier als dessen persönlicher Assistent, später als Leiter in Jarays Privatbüro. Beide deutschsprachigen Kollegen waren jüdischer Herkunft. Hildebrand verbrachte die meiste Zeit seiner Schaffensperiode in Prag. Das Autorenteam entwarf ein neoklassizistisches Gebäude für das Institut in Iglau, das die Sicherheit und Beständigkeit dieses Bankinstituts in der neuen Republik repräsentierte. In den 20-er Jahren entwickelte sich im Geiste dieser Forderung ein eigener Stil, der sich an der wagnerschen Moderne orientierte und vor allem bei Bauaufträgen für staatliche Einrichtungen zur Anwendung kam. Damals zog der Neoklassizismus einen Teil der Kundschaft mit seiner Monumentalität an, die durch die Verwendung antiquisierender Motive, Steinfliesen und übertriebener Maßstäbe noch verstärkt wurde. Die klassischen Elemente wurden jedoch auf eine neue, moderne Art und Weise kombiniert, so dass Jarays Konzeption der Iglauer Bank Formen des Klassizismus und des Purismus miteinander verband.
Mit der Bauausführung wurde die Firma Pittel & Brausewetteraus Brünn beauftragt. Die Abnahme des Rohbaus erfolgte bereits Anfang 1927 und das gesamte Gebäude wurde im selben Jahr fertiggestellt. Das neue Gebäude beherbergte nicht nur die Büros und Einrichtungen der Bank, sondern auch die Wohnung des Bankdirektors. In den 50-er Jahren wurden im oberen Stockwerk Wohnungen für Mieter eingerichtet.
Nach 1996 wurde an der Stelle des Burgrings ein neuer Anbau errichtet, um die Kapazitäten der Bank nach einem Projekt des Architekturbüros Penta Jihlava unter der Leitung des Architekten Jan Remsa zu erweitern. Der Maßstab des Gebäudes wurde auf das bestehende Gebäude bezogen und gleichzeitig mit einem System von Terrassen und einer Abstufung der Masse sensibel in die Parklandschaft integriert. Die Architekten setzten die Masse des vierstöckigen, nicht unterkellerten Anbaus vom bestehenden Gebäude ab und verbanden ihn mit diesem durch ein verglastes Atrium mit Panoramaaufzug und Treppenhaus. Vor allem mit seiner charakteristischen Fassadengestaltung ist dieser Anbau ein gelungenes Beispiel für die postmoderne Architektur der 90-er Jahre.
JL
Literatura:
Rostislav Švácha, Od moderny k funkcionalismu. Proměny pražské architektury první poloviny dvacátého století, Praha 1985, s.198.
Zdeněk Jaroš – Karel Křesadlo, Jihlava, kulturně historický průvodce městem, Jihlava 1996, s. 112. Jindřich Vybíral, Německá architektura v letech 1900–1918, Umění LI, 2003, č. 4, s. 314.
Pavel Vlček (ed.), Encyklopedie architektů, stavitelů, zedníků a kameníků v Čechách, Praha 2004, s. 277.
Jiří Kroupa, 68. Architektura, in: Ivana Ebelová - Renata Pisková – Milena Bartlová et al., Jihlava, Praha 2009, s. 611.
Ladislav Vilímek, I domy umírají vstoje II, Jihlava 2016, s. 138–139.
Petr Dvořák – Jana Laubová, Funkce a styl (kat. výst.), Statutární město Jihlava 2019.
Ostatní zdroje:
Státní okresní archiv Jihlava - Stavební archiv, čp. 1660, 1659.
Stavební úřad Magistrátu města Jihlavy, inv. č. 1660.
Lenka Kerdová, Pražská meziválečná architektura německy mluvících architektů, nepublikovaná dizertační práce Ústavu pro dějiny umění Filozofické fakulty Univerzity Karlovy, Praha 2020, s. 47-68, https://dspace.cuni.cz/handle/20.500.11956/123720, vyhledáno 19. 4. 2022.
Jana Laubová, Architektura Jihlavy 1900–2009, nepublikovaná diplomní práce Katedry dějin umění Filozofické fakulty Univerzity Palackého, Olomouc 2009, s. 34.
Architektenlexikon Wien 1770-1945, www.architektenlexikon.at/de/257.htm#Werke, vyhledáno 19. 4. 2022.