Wohnsiedlung III. Iglau mit Einkaufszentrum und Restaurant Krystal

   

Die Wohnsiedlung III. stellt eine eher weniger bekannte Realisierung im Rahmen des Siedlungsbaus in Iglau dar, die gleichzeitig als städtebaulich-architektonisch nicht sehr bedeutend gilt (im Vergleich zu den Siedlungen I., II. und Březinovy Sady). Die dritte Wohnsiedlung in Iglau befindet sich am südwestlichen Stadtrand in mäßiger Hanglage. Sie wird im Norden von der Straße Žižkova, im Osten von den Straßen Mahenova und Bratří Čapků abgegrenzt, wo sie in die ältere Bebauung übergeht, und im Westen grenzt sie an den Zentralfriedhof an. Aus dem ursprünglichen Plan der Bebauung des Gebiets mit Familiendoppelhäusern entstanden hier drei Häuser, welche die Projektanten in das Wohnbezirk eingliedern mussten.

Das Projekt wurde vom Bezirksnationalausschuss in Iglau bei Stavoprojekt Jihlava in Auftrag gegeben, dessen Studio von dem Architekten Jan Řídký geleitet wurde. Die Pläne von 1963 wurden vom Architekten Zdeněk Petrů ausgearbeitet, dem leitenden Projektanten und Autor der Wohnsiedlung, Er war für Projekte der Wohnhäuser und Gemeinbedarfs- und Folgeeinrichtungen zuständig. Der detaillierte Raumordnungsplan wurde von dem Architekten Jiří Jirmus und der begleitende Entwurf für die Gestaltung der Parkanlage von dem Architekten Jiří Herzán ausgearbeitet. Die Einbindung der Wohnsiedlung in das Netz von Grünanlagen ist zu einem sehr wichtigen Aspekt der Gesamtkomposition geworden. Durch minimale Eingriffe in das Gelände soll die Begrünung die unbebauten Flächen der Wohnsiedlung auf natürliche Weise durchdringen und sich frei mit der benachbarten Grünfläche des Friedhofs verbinden. Der eigentliche Bau der Wohnsiedlung mit all ihren Funktionen verlief in den Jahren 1963 bis 1968.

In der Plattenbausiedlung wurde für den Bau von Wohnhäusern der Montagetyp B 60 verwendet, der als Brünner Variante des Typs G 57 entstanden ist. Allerdings hatte der Architekt Petrů in dieser Hinsicht relativ begrenzte Möglichkeiten, was den Typ des Plattenhauses anbelangt. So konnten beispielsweise die ursprünglich vorgesehenen Punkthochhäuser in Iglau nicht verwendet werden, da ihre Herstellung nur für Brünn zugelassen war. Im Projekt konnten so nur Treppenhausreihenhäuser in unterschiedlicher Anzahl von Abschnitten, jedoch nur in zwei Höhenvarianten – vier- und achtgeschossig – entworfen werden. Petrů entwarf daher vier achtgeschossige Häuser, die sich hauptsächlich im nördlichen Teil konzentrierten, sowie sechs viergeschossige Häuser, die sich von Norden nach Süden erstreckten. Die Häuser, die in einem System von freistehenden Gebäuden situiert sind, sind je nach Gelände unterschiedlich ausgerichtet. Insgesamt umfasste die Wohnsiedlung 698 Wohnungen unterschiedlicher Größe – die Häuser enthielten Wohnungen mit einem bis vier Wohnräumen mit Arbeitsküche, separatem Badezimmer und Toilette.

In das Zentrum der Wohnsiedlung platzierte der Architekt Petrů einen Kindergarten mit Kinderkrippe. Kommerzielle Folgeeinrichtungen und Dienstleistungen wurden in einem größeren Gebäude mit dem Restaurant Krystal an der Hauptstraße Žižkova konzentriert. Das zweistöckige, reich verglaste Gebäude, das sich aus drei verschiedenen Massen zusammensetzt, bildet optisch eine Unterlage für die hohen Wohnhäuser. Gleichzeitig trennt es den Wohnbezirk von der stark befahrenen Verkehrsader und bildete durch die Einhaltung der Straßenflucht und die geringe Höhe ursprünglich ein Bindeglied zwischen der Siedlung und der älteren Bebauung. Nicht zuletzt hat der Architekt auch technische Dienstgebäude, ein Kohlelager und ein Kesselhaus für die zentrale Beheizung aller Gebäude vorgesehen. Die Gebäude der Gemeinbedarfs- und Folgeeinrichtungen wurden aus montiertem Skelett in Kombination mit Ziegelmauerwerk und vorgefertigten Decken konstruiert.

Die Häuser vereinheitlichte graue Farbe der mit Marmorstein-Streusplitt versehenen Paneele sowie die ausgewogene Komposition der nach sonnigem Süden und Westen ausgerichteten Stahlbalkone mit Glasscheiben. Bestandteil der architektonischen Gestaltung des Einkaufszentrums mit dem Restaurant Krystal bildeten Innenaraum- und künstlerische Eingriffe des Architekten Oldřich Plhoň, der den Raum des Blumenladens und des Restaurants mit räumlichen Installationen aus Metall, Holz und Glas sensibel bereicherte.

Der heutige Zustand des Einkaufszentrums entspricht nicht der ursprünglichen architektonischen und Massenanordnung. Das Gebäude wurde umgebaut und durch einen zweistöckigen Anbau mit Giebeln mit Satteldach und einen Anbau mit gläserner Verbindungsbrücke erheblich abgewertet. Plattenbauhäuser durchliefen schrittweise einen Prozess der Wärmedämmung mit einer Vielzahl von Farben und in den meisten Fällen die Umwandlung der Balkonmasse in eine Reihe von überdachte Loggien. Das Ganze wirkt dadurch sehr unzusammenhängend und verliert seine ursprünglichen architektonischen Beziehungen.

LVo

Literatur und sonstige Quellen 

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