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Name
Wohnsiedlung Březinky, Handels- und Dienstleistungszentrum und Poliklinik -
Adresse
Březinova 4690/62, Březinova 4420/62a, Iglau -
Datierung
P 1967, 1968–1987 -
Autor
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Route
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Kode
72D -
GPS
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Typ
Urbanistik, Öffentlicher Raum , Kaufhaus, Geschäftshaus, Gesundheitseinrichtung -
Denkmalschutz
Ohne Schutz, kleiner westlicher Teil in der Schutzzone des Denkmalschutzgebietes Iglau
An der Verkehrslösung hat Vladimír Veselý von der Technischen Universität Brünn mitgearbeitet. Zwischen den 1968 und 1973 wurden vorbereitende Arbeiten an der Hauptringstraße, der heutigen Straße Okružní, durchgeführt, die das verkehrliche Rückgrat des gesamten neuen Bezirks von Süden durch eine große Ringstraße nach Westen bildete und gleichzeitig den notwendigen Straßenring um die Innenstadt schloss. Von der Straße Okružní zweigten Sackgassen in weitere Teile ab. Das Hauptanliegen des Architekten war es, den Autoverkehr so weit wie möglich aus den wichtigsten gesellschaftlichen Zentren des Komplexes zu verdrängen und eine ungestörte, von Grünanlagen umgebene Hauptfußgängerroute durch die gesamte Siedlung mit Unterführungen und Fußgängerstegen ohne Kollision mit dem Autoverkehr zu schaffen. Nach Grycs Erinnerung entstand der Entwurf der Siedlung aus der Vision des Vorrangs der Fußgänger, die in der englischen Urbanistik vorherrschend war:„pedestrians first“. Die Hauptroute verband das Gelände der Grundschule mit dem angrenzenden Kindergarten und der Kinderkrippe auf der Ostseite der Siedlung. In der Nähe ihres Zentrums – des Einkaufszentrums mit Poliklinik – wurde eine Drehscheibe für Oberleitungsomnibusse errichtet. Die Hauptfußgängerroute führte weiter zum Waldpark Heulos. Hier sollte sie mit einem etwa fünf Meter breiten und mehr als zweihundert Meter langen Fußgängersteg über das Tal des Flusses Jihlávka fortgesetzt werden und nahtlos an das historische Zentrum von Iglau mit der Mündung in der Nähe des Platzes náměstí Svobody anschließen. Die Umsetzung des großzügigen Plans des Fußgängerstegs wurde durch die politischen Veränderungen nach 1968 zunichte gemacht. Leider wurde auch die zweite Unterführung nicht gebaut, die an der heutigen Kreuzung der Straßen Březinova und Okružní in der Nähe des Lidl-Marktes liegen sollte.
Der Bau der Wohnsiedlung wurde zwischen den Jahren 1970 und 1987 in mehreren Etappen durchgeführt. Die Null-Phase von 1968 umfasste den Abriss von etwa fünf nicht großen Bauwerken. In der ersten Phase wurde die südöstliche Ecke in der Nähe der Straßen Demlova, Okružní und Březinova mit fünfstöckigen Häusern und Gemeinbedarfs- und Folgeeinrichtungen bebaut – Kindergarten, Kinderkrippe und Einkaufszentrum. Der erste Wohnblock wurde 1971 zur Nutzung übergegeben. In der zweiten Phase verlief die Bebauung mit Reihenhäusern in nordwestlicher Richtung entlang der Höhenlinie in einem sanften Hang. Die Häuser hier sind niedriger und haben unkonventionell platzierte Garagen im Erdgeschoss, die sich durch graublaue Mosaikfliesen zwischen den Fenstern voneinander abhoben. Gleichzeitig wurde am östlichen Rand der Wohnsiedlung ein Gelände mit Grundschulen mit Kantine und Außensportplatz gebaut, das vom Architekten Ctibor Seliga entworfen wurde. Die dritte Phase ab Anfang der 80-er Jahre umfasste ein Einkaufszentrum und eine Poliklinik. Gleichzeitig wurde der Bau eines Kinos mit 550 Plätzen neben der Straße Okružní im östlichen Teil der Siedlung geplant. Das rechteckige Kinogebäude mit rundem Zuschauerraum wurde schließlich nicht realisiert und zwischen 1979 und 1981 durch zwei Plattenbauten und das kürzlich teilweise abgerissene Hotel Jihlava des Architekten Zdeněk Baueršíma ersetzt. Fächerförmige Reihen von Plattenhäusern zusammen mit fünfstöckigen Solitärhäusern füllten in der vierten Phase den nordwestlichen Bereich der Siedlung. In der letzten, fünften Phase wurde eine Gruppe von sechzehn separaten achtstöckigen Häusern in der Straße Na Kopci am Rande des Waldparks Heulos errichtet. Bei den Wohnhäusern wurde hier fast überall das modulare Paneelsystem T 06 B des Iglauer Betriebs Prefa eingesetzt, mit bereits montierten Fensterfüllungen und dem charakteristischen Zwischenfenstermosaik in grau-blau oder ziegelrot. Die einzige Ausnahme bildete ein Paar elfstöckiger Solitärhäuser im nördlichen Teil der Straße Okružní, die 1978 vom Architekten Pavel Fousek entworfen wurden.
Das Handels- und Dienstleistungszentrum Vysočinades Architekten Zdeněk Gryc bestand aus zwei parallelen Betriebsflügeln und seitlichen Verbindungsbrücken mit Treppenaufgängen zur Galerie im oberen Stockwerk. Die Galerie bildete ein durchgehender Laubengang für einen bequemen überdachten Durchgang im Erdgeschoss. Die vierflügelige Disposition umschloss einen kleinen rechteckigen Platz. Das Zentrum befand sich im Schwerpunkt der Siedlung. Es schloss an die Hauptverkehrsader durch ein vergesenktes Erdgeschoss an, das für die Versorgung vorgesehen war. Dem Architekten gelang es nicht, den ursprünglichen Entwurf des Kaufhauses mit Tiefgarage beim Bauunternehmer Pozemní stavby Brno durchzusetzen, der nur mit einem montierten Skelett von 6 x 6 Metern arbeiten konnte, das für den Bau des Kaufhauses nicht geeignet war. Auf der Ebene des zweiten Stockwerks schloss das Einkaufszentrum von Gryc durch einen Fußgängersteg an die Hauptfußgängerroute von den Grundschulen an. Ein weiterer Steg mit der Treppe führte zum Service-Parkplatz. Das Zentrum bestand aus einem Nordflügel mit Drogeriemarkt, Obst- und Gemüseladen, Lebensmittelgeschäft, Konditorei, Friseurladen, Restaurant, einer Bierstube, Bibliothek und Kindergarten. Der Südflügel beherbergte das Postamt, die Telefonzentrale und andere Geschäfte. Der Bereich des Platzes zwischen den beiden Flügeln wurde mit Kunstwerken geschmückt, einem minimalistischen Brunnen aus Granitquadern und einer Statuengruppe aus Granit Mutter mit Kindvon Roman Podrázský, mit denen die Blautöne der Glasmosaikfliesen an den runden Säulen des Säulengangs harmonierten.
Das Einkaufszentrum von Gryc wurde bei regionalen Architekturausstellungen mehrfach positiv bewertet. Das 1988 in Prag abgehaltene Symposium über Zentren von Gemeinbedarfs- und Folgeeinrichtungen würdigte es als die einzige vollständige Realisierung eines Platzes in einer Wohnsiedlung in der Tschechischen Republik. Der Gesamtkomplex aus Einkaufszentrum und Poliklinik, der 1988 fertiggestellt wurde, wirkte luftig und kultiviert und erfüllte seine verschiedenen Funktionen sehr gut. Im Zuge der Privatisierung nach der Revolution ging es in Privatbesitz über und durch schrittweise bauliche Veränderungen verlor leider viel vom Charme seiner ursprünglichen architektonischen Konzeption.
Die allmähliche Fertigstellung der Gemeinbedarfs- und Folgeeinrichtungen hat die Autarkie der Siedlung Březinky und ihre Unabhängigkeit von den Dienstleistungen der übrigen Stadt weitgehend gewährleistet. So entstand ein neuer Kontrapunkt zum alten Zentrum – Stadt in der Stadt – für mehr als zehntausend Einwohner. Zur Wohnsiedlung gehörten zwei typisierte Kindergärten mit Kinderkrippen und 1985 kam ein atypisches Kindergartengebäude der Architektin Marta Příbová in der Straße Stavbařů (Nr. 4334) dazu. In der letzten Bauphase zwischen 1982 und 1989 wurde noch eine Sporthalle mit der Turnhalle für 200 Zuschauer, Fitnessraum und Sauna (Nr. 4628) der Architektin Jana Fousková errichtet.
Die vielen Grünflächen, die hochwertige Landschaftsgestaltung und der gute Service in Bezug auf die sensibel ausgewogenen Dichte und Höhenniveaus der Bebauung machen Březinky zu einem Beispiel für kultivierte Wohnsiedlungen in der Tschechischen Republik. Architekturhistoriker vergleichen sie mit der Siedlung Lesná in Brünn. Nach eigener Aussage von Zdeněk Gryc verdankt diese Iglauer Siedlung ihre erfolgreiche Lösung der politischen Entspannung kurz vor 1968. Die durchdachte urbanistische Konzeption von Gryc des ruhigen und gesunden Wohnens im Park ohne den störenden Einfluss des Autoverkehrs wird hoffentlich beibehalten.
JL
Archiv ČT24 - Senoseč na sídlišti v Jihlavě (1983)
Literatura:
Zdeněk Gryc, ‚Březinky‘ dostanou novou tvář, Jiskra, 21. 3. 1967.
25 let života a práce města Jihlavy. 1945–1970, Jihlava 1970, s. 25.
Zdeněk Gryc, Centrum občanského vybavení „Vysočina“ Jihlava-Březinovy sady, in: Centra občanského vybavení, sborník z konference, Praha 1988.
40 let Stavoprojektu v Jihlavě. 1949–1989, Jihlava 1989, nestr.
Petr Vorlík, Architektura v letech 1945–2009, in: Ivana Ebelová – Renata Pisková – Milena Bartlová et al., Jihlava, Praha 2009, s. 682–684.
Jan Kristek, Jihlava, Březinovy Sady, in: Lucie Skřivánková – Rostislav Švácha – Eva Novotná – Karolina Jirkalová (eds), Paneláci 1, Padesát sídlišť v českých zemích, Praha 2016, s. 250–255.
Zdeněk Jaroš, Ondřej Stránský, Drobné nemovité památky a jiné architektonické zajímavosti města Jihlavy, Jihlava 2017, s. 257, 255.
Rostislav Koryčánek (ed.), Paneland, Největší československý experiment (kat. výst.), Moravská galerie v Brně, 2017.
Petr Dvořák – Jana Laubová, Funkce a styl (kat. výst.), Statutární město Jihlava 2019.
Ostatní zdroje:
Státní okresní archiv Jihlava, fond Gryc, Zdeněk, Ing. arch., nezpracováno.
Stavební úřad Magistrátu města Jihlavy, archiv ÚPA, inv. č. 1999/87, 1261/76, 897/72, 1737/70, 1181/83.
Jana Laubová, Architektura Jihlavy 1900–2009, nepublikovaná diplomní práce Katedry dějin umění Filozofické fakulty Univerzity Palackého, Olomouc 2009, s. 85–89, 93–95.
Na jihlavském sídlišti Březinky mělo stát kino a v plánu byla i lávka přes údolí, https://vysocina.rozhlas.cz/na-jihlavskem-sidlisti-brezinky-melo-stat-kino-a-v-planu-byla-i-lavka-pres-udoli-7116592, vyhledáno dne 19. 4. 2023.
Zdeněk Gryc, Výtvarná díla v architektuře, www.socharstvi.info/zdenek-gryc-vytvarna-dila-v-architekture, vyhledáno dne 19. 4. 2023.