Jiří Herzán

   
  • Architekt, Projektant

    Jiří Herzán
  • Geburtsdatum

    18. 6. 1921
  • Todesdatum

    1. 3. 2003
Der Architekt Jiří Herzán entstammte der Familie Herzán aus Třebíč, deren Angehörige ursprünglich Zimmerer und später Baumeister waren. Das erste als Zimmerer tätige belegte Mitglied der Familie war Josef Herzán (geb. 1748). Der Erfolg der etablierten Zimmermannsfamilie führte dazu, dass sie komplette Aufträge ausführten und die Baufirma Herzán gründeten. In der wichtigsten Periode des Bestehens der Firma in der Zwischenkriegszeit, als sie von Jaroslav Herzán (1894–1957, Direktor seit 1920) geleitet wurde, realisierte die Firma bedeutende Bauwerke in Třebíč, z.B. die Stadtsparkasse von Bohuslav Fuchs (1933) oder den Infektionspavillon des Krankenhauses von Bedřich Rozehnal (1935).

Jaroslavs Sohn Jiří legte 1940 sein Abitur am Gymnasium in Třebíč ab. Sein geplantes Architekturstudium konnte er wegen der Schließung der Universitäten nicht fortsetzen, stattdessen verbrachte er die Kriegszeit mit der Zwangsarbeit in einer Granatenfabrik in Třebíč und studierte anschließend an der Kunstgewerbeschule in Brünn. Nach dem Krieg begann er ein Studium an der Brünner Fakultät für Architektur, wo zu seinen Lehrern unter anderem Bohuslav Fuchs oder Bedřich Rozehnal gehörten. Nach seinem Vater sollte er als erstgeborener Sohn die Leitung der Firma übernehmen, diese wurde 1948 jedoch verstaatlicht und gleichzeitig wurden ihre Archive vernichtet. Außerdem verlor die Familie ihr Haus in der Straße Sucheinova Nr. 4 in Třebíč, beziehungsweise die Familie wurde Mieter im ursprünglich eigenen Haus. Jiří Herzán trat deshalb als Angestellter in das neu gegründete Stavoprojekt in Iglau ein, das die gesamte Entwurfs- und Stadtplanungstätigkeit für Iglau und die umliegenden Bezirke übernahm, d.h. Třebíč, Znojmo und Žďár nad Sázavou. Hier war er sein ganzes Leben lang tätig. Für Stavoprojekt in Iglau arbeitete er als Projektant der örtlichen Wohnsiedlungen (Wohnsiedlung III zwischen den Straßen Žižkova und U Hřbitova, Wohnsiedlung Královský vršek), arbeitete an einem großen Auftrag für das Staatliche Schülerheim (Státní žákovský domov), einem Projekt für eine Schule in der heutigen Straße Seifertova, und in den 60-er Jahren war er an der Gestaltung von Plätzen in historischen Stadtzentren (Třebíč, Třešt', Jemnice) beteiligt.

Sein ganzes Leben lang engagierte er sich in der Turnbewegung Sokol. Mit seiner Frau Zdeňka organisierte er Reisen, Sommerlager und widmete sich der Errichtung von Campingplätzen, auf deren Konzeption und städtebauliche Qualität er besonderen Wert legte. Mit der zweckmäßig und zugleich ästhetisch ansprechenden Gestaltung eines Campingplatzes, der eine temporäre Kleinstadt inmitten der Natur schaffen sollte, hat er sich in mehreren Büchern (Wir bauen einen Campingplatz, Das Alphabet des Campingplatzes, Campingplatz für Pfadfinder) befasst. Im Sommerlager der Turnbewegung Sokol am Teich Horní Mrzatec errichtete Jiří Herzán 1976 ein Denkmal für das 311. Bombengeschwader der britischen Royal Air Force, in welchem tschechoslowakische Flieger, darunter viele Sokol-Mitglieder, kämpften. Zwei Jahre später errichtete er an derselben Stelle ein Denkmal auch für die drei verbliebenen Geschwader tschechoslowakischer Flieger in Großbritannien, d.h. für das 310., 312. und 313. Geschwader. Es handelte sich um die einzigen zwei Denkmäler für tschechoslowakische Flieger, die in der Zeit der Normalisierung errichtet wurden.

Im Jahr 1982 ging er in den Ruhestand. Sein Sohn Lubor Herzán (geb. 1950) ist ebenfalls Architekt.

Auswahl weiterer Werke 
Literatur und sonstige Quellen 

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