Haus der Kultur und der Gewerkschaften

 

Der Architekturwettbewerb für den Entwurf des Kulturhauses in Iglau fand Ende 1955 statt. Gewonnen hat der Entwurf des Ehepaars Věra und Vladimír Machonin aus dem Staatlichen Projektinstitut in Prag. Der politisch protegierte Typ des Kulturhauses sollte einen Großteil der Kultur- und Vereinseinrichtungen in der Stadt ersetzen und damit eine bessere Kontrolle darüber gewährleisten. Das Haus in Iglau war eines der größten im ganzen Land. Ein ganzer Häuserblock zwischen den Straßen Havlíčkova und Tolstého musste ihm weichen. Dem endgültigen realisierten Projekt gingen mehrere Überarbeitungen im Geiste der wechselnden künstlerischen Auffassungen voraus. Die Wettbewerbsversion von 1955 entsprach noch den Ideen der Architektur des sozialistischen Realismus. Sie sah einen hohen, auf Säulen ruhenden Eingangsportikus vor, den eine klassizierende Attika abschloss, sowie massives Bossenwerk im Erdgeschoss des gesamten Gebäudes. Im Realisierungsprojekt haben die Architekten einen monumentalen Portikus mit sechs hohen Säulen in das Gebäudevolumen in der Linie der Vorderseite des angrenzenden Mitteltrakts eingebettet und insgesamt in ihrem Entwurf auf historisierende Details zugunsten der Wirkung strenger reiner Formen verzichtet. Vor allem in den Innenräumen wurde der aufkommende Einfluss des Brüsseler Stils der 60-er Jahre aufgegriffen.

Das multifunktionale Gebäude besteht aus drei rechteckigen Flügeln, die vor der Vorderseite einen Platz für Grünflächen freilassen. Im ursprünglichen Projekt war der Außenbereich hinter dem Nordflügel als Parkzone mit einem Kinderspielplatz vorgesehen. Programmatisch sollte das Haus ein breites Spektrum an Aktivitäten abdecken. Der größte westliche Flügel mit dem Säulenportikus am Haupteingang bildete das Zentrum des gesellschaftlichen Lebens. Er umfasst zwei übereinander liegende große Säle, welche die Treppenfoyers mit dem südlichen Licht verbinden. Der Theater- und Filmsaal im Erdgeschoss bot Platz für bis zu 525 Zuschauer. Die Bühne verfügt bis heute über eine Drehscheibe, auch der Balkon über dem Zuschauerraum mit seinem eindrucksvollen gewellten Geländer ist erhalten geblieben. Die Sitze im Zuschauerraum in gelber Farbe und auch eingelassene runde Deckenleuchte aus Milchglas sind nicht erhalten geblieben. Im Bühnensaal für 800 sitzende Zuschauer im oberen Stockwerk ist das Parkett aus Holzintarsien erhalten geblieben. Im obersten Stockwerk der Ostfassade befand sich ein kleinerer Saal für das Ballett. Im mittleren Flügel sahen die Architekten ein Restaurant mit Küche, Bibliothek mit Lesesaal, Vortragssaal, Kunstatelier, Ausstellungsraum, Versammlungsraum, Fotolabore sowie verschiedene Arbeitszimmer und Klubräume vor. In einem separaten Untergeschoss befanden sich eine Kinderabteilung mit dem Saal und der Puppentheaterbühne, Buffet, Spielräume und Werkstätten. Der Ostflügel wurde für Verwaltungs- und technische Einrichtungen, Klubräume und Interessengruppen genutzt. Im Jahr 1993 entwarf Věra Machoninová einen zusätzlichen Anbau, dessen skulpturale Ausformung am nördlichen Flügel die Linie des Krongesimses überragt und den Eindruck eines massiven Dachbaldachins erweckt.

Besonderen Wert legten die Architekten auf die komplette Innenausstattung. An seinen Entwürfen beteiligte sich mit dem Ehepaar Machonin der Architekt Miloslav Mašek und eine Reihe von bildenden Künstlern. Der Maler Arnošt Paderlík entwarf ein Bleiglasfenster, das die Foyer der Hauptsäle vom Süden beleuchtete. František Jiroudek malte ein geräumiges Gemälde im Foyer des Bühnensaals. An der Dekoration beteiligten sich ferner Jan Simota, František Burant, M. Nováková, Karel Lapka, Marie Zábranská und Miroslav Fencl. Die Architekten entwarfen gemeinsam mit bildenden Künstlern bis ins Detail die Inneneinrichtung und wählten die Farb- und Materialkombinationen sorgfältig aus. Grau, blau und gelb dominierten und die Innenwände waren mit verschiedenen Marmor- und Holzverkleidungen versehen. Die Außenfassade ist mit einer Trachytverkleidung aus Teplá versehen. Alle Teilelemente der ursprünglichen Einrichtung, wie die abgerundeten Formen der Beleuchtungskörper, Treppen, Geländer, Stühle, Farbkompositionen und weitere Details, bildeten eine originelle, kultiviertes Einheit, das die Ankunft des Brüsseler Stils sicher verriet.

Das Kulturhaus in Iglau war zur Zeit seiner Errichtung eines der größten und am meisten gelungenen Häuser dieser Art bei uns und zugleich die erste bedeutende Realisierung im Werk des Ehepaars Machonin. Die Gestaltung der Fassaden und die Konzeption der Masse des massiven Eingangs ohne prunkvolle Verzierungen ordnen das Gebäude zum Strom des klassizisierenden Monumentalismus ein. Die Strenge des Äußeren wird jedoch durch die geschwungenen Linien der Formen, die Farb- und Materialkombinationen und die insgesamt gemütliche Atmosphäre des Innenraums harmonisch ausgeglichen. Die Autoren des Bauwerks hielten sich nicht mehr an die Regeln der vorangegangenen Ära des sozialistischen Realismus und folgten vor allem in den Innenräumen den internationalen Tendenzen der Architektur der 60-er Jahre. Nachdruck legten sie auf den Anteil hochwertiger bildender und kunsthandwerklicher Verarbeitung, der drei Prozent des gesamten Baubudgets betrug. Die Gesamtkosten für den Bau betrugen 25 Millionen Kronen. Das Haus der Kultur und der Gewerkschaften dient bis heute seinen ursprünglichen Zwecken. Der Grundriss blieb fast unverändert, die Inneneinrichtung blieb jedoch leider nur in geringem Umfang erhalten.

JL

Literatur und sonstige Quellen 

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