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Name
PalmovkaSägewerk von Josef Nägele -
Adresse
Znojemská 826/64, Iglau -
Datierung
1912–1913, 2012–2013 -
Autoren
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Route
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Kode
79E -
GPS
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Typ
Renovierung, Industriegebäude, Villa, Einfamilienhaus -
Denkmalschutz
Schutzzone des Denkmalschutzgebietes der Stadt Iglau
Einer der Vermittler des Glashandels war auch der in Úsobí geborene Unternehmer Berthold Palme (1879–1961), der geschliffenes Glas von diesen kleinen Glasschleifereien kaufte. Anschließend brachte er sein Logo mit der Abbildung einer Palme auf den Produkten an und verkaufte sie unter seinem eigenen Namen weiter. Der Familie Palme gehörte wahrscheinlich auch die Glashütte von Vilém bei Vilémovské Chaloupky in der Nähe von Smrčná.
Bertold Palme war auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten für sein expandierendes Unternehmen. Er fand sie im Vorort Brtnické předměstí, südlich des Stadtzentrums, wo er sich ein Gebäude von Arthur Corazza aussuchte, einem prominenten Iglauer Baumeister, der unter anderem auch das Sparkassengebäude in der Straße Křížová 1, die Druckerei mit Jugendstilfassade in der Straße Srázná 17 oder Wohnhäuser in der Straße Jirásková 7 entworfen hat.
Josef Nägele, der Besitzer einer Haarverarbeitungsfabrik, ließ die Fabrik, die Palme 1919 kaufte, zwischen 1912 und 1913 zusammen mit seiner eigenen Wohnvilla errichten. Palme richtete im Erdgeschossflügel eine neue Glasschleiferei und Porzellanmalerwerkstatt ein. Er stellte Glasschleifer ein und nahm mehrere neue Lehrlinge auf. Die Zahl seiner Angestellten lag schließlich bei etwa siebzig. Palme schickte seinen Sohn in die Welt hinaus, um den Außenhandel zu studieren. In den Werkstätten der neu eingerichteten Schleiferei wurde Kristallglas geschliffen und bemalt, Aschenbecher, Blumenvasen, Tintenfässer, Likörsets und anderes Deko- und Nutzglas hergestellt. Die Produkte mit dem Palmenemblem wurden in die ganze Welt exportiert und wurden bald zu einem geschätzten Glasprodukt und zu einer begehrten Trophäe für Kunstsammler. Heute sind einige dieser Produkte beispielsweise in der Glassammlung des Museum of Modern Art in New York und in vielen anderen Sammlungen zu finden.
Palme betrieb die Glasschleiferei bis 1941. Der Krieg und die neuen Verhältnisse nach dem Krieg haben alles verändert. Ein Jahr nach der Befreiung fiel die Glasschleiferei an das staatliche Unternehmen Sklárny Inwald, Teplice-Šanov. Im Jahr 1949 wurde sie Teil des Unternehmens Dobronínské sklárny. Drei Jahre später wurde der Betrieb vollständig nach Dobronín verlagert, und das Gelände mit der Villa und der ehemaligen Glasschleiferei wurde vom staatlichen Unternehmen Jihlavan (seit 1958 Technometra, heute wieder Jihlavan) zur Herstellung von Hydrauliksystemen für Traktoren Zetor Super und später für Flugzeuge genutzt, was bis heute andauert. Die Betriebsstätte wurde als Lagerhaus genutzt und die Villa verfiel zusehends. Erst 2012 übernahm ein neuer Eigentümer den Komplex und begann in Zusammenarbeit mit dem Studio Mjölk architekti aus Liberec mit dem Wiederaufbau. Das Ergebnis ist eine sehr gelungene Rekonstruktion, welche die Invention von Corazza respektiert und gleichzeitig auf moderne und sensible Weise ihre Präsenz zur Geltung bringt. Das neue Gebäude wurde auf die Bedürfnisse des Unternehmens des Eigentümers zugeschnitten und bot Büros, Präsentations-, Produktions- und Lagerräume sowie Möglichkeiten zur Entspannung. Dabei wurde die ursprünglichen Konstruktion teilweise freigelegt, das Dachgeschoss geöffnet und renoviert und das hölzerne Durchfahrtstor durch ein großes verglastes Schaufenster ersetzt, hinter dem sich eine kleine Betriebsstätte der Frau des Eigentümers befindet.
Der Zugang zum Gebäude erfolgt über einen seitlichen Steg. Früher führte eine Zufahrtsrampe darunter hindurch, die heute mit Wildgräsern bepflanzt ist. Die Besucher begrüßt eine einladende Eingangshalle mit einem Klavier und einer Kunstinstallation des zeitgenössischen visuellen Künstlers Richard Loskot, die optisch in drei Bereiche unterteilt ist: Empfang, Begegnungen und Verhandlungen sowie Entspannung. Eine Treppe mit ursprünglichen Elementen führt von der Halle zum Obergeschoss. Hier wurde durch den Abriss von Trennwänden ein offener Arbeitsraum mit Zugang zur überdachten Außenterrasse geschaffen. Angebaut wurde eine kleine Küche mit Toiletten. Durch die Büroräume kann über eine weitere Treppe das Dachgeschoss betreten werden.
Die attraktiven Innenräume des Gebäudes wurden teilweise auch unter Verwendung der Originalausstattung gestaltet. Die neuen Möbel wurden aus den Dielen alter Holzböden maßgefertigt, die gusseisernen Säulen, welche die Betondecke der Halle stützen, blieben nach der Reinigung ebenfalls erhalten, der Raum wird durch überholte Industrielampen und mobile gusseiserne Wagen ergänzt, die zu Abstellmöbelstücken umgestaltet wurden und der Außeneingang wird von Lampen beleuchtet, die aus alten Lautsprechern des Werksradios gefertigt wurden. In dem im Jahr 2019 erneuerten Lagergebäude sind die ursprüngliche tragende Stahlkonstruktion und das Betondach erhalten geblieben. Der gesamte Raum wird durch eine Reihe aus hohlen Glasziegeln beleuchtet, die Halle und der Hintergrund werden durch überholte oder originale Elemente ergänzt.
Außerdem wurde die gesamte Konversion in sehr kurzer Zeit durchgeführt. Von der ersten Verhandlung zum Projekt bis zur Übergabe des Bauwerks und der Genehmigung zur Nutzung sind nur 104 Wochen vergangen. Ab dem Zeitpunkt der Erteilung der Baugenehmigung hatte also das Studio Mjölk architekti nur 12 Monate Zeit, um das Projekt zu realisieren. Im Jahr 2017 wurde dieses sehr erfolgreiche Projekt mit dem Tschechischen Architekturpreisausgezeichnet.
MP
Literatura:
František Hoffmann – Alois Šimka, Jihlavský okres 1945–1960. Patnáct let svobodné práce, Jihlava 1960, s. 31–32.
Lukáš Beran – Vladislava Valchářová – Jan Zikmund (eds), Industriální topografie / Kraj Vysočina, Praha 2014, s. 43.
Benjamin Fragner – Vladislava Valchářová, Industriální topografie / Architektura konverzí. Česká republika 2005–2015. Industrial Topography / The Architecture of Conversion. Czech Republic 2005–2015, Praha 2014, s. 76–77.
Ostatní zdroje:
Palmovka Jihlava, Rekonstrukce části průmyslového areálu Jihlavan, Archiweb, https://www.archiweb.cz/b/palmovka-jihlava-rekonstrukce-casti-prumysloveho-arealu-jihlavan, vyhledáno 23. 6. 2022
Vysočina sklářská, Vysočina, https://www.vysocina.eu/temata/sklarska/historie-a-soucasnost/historie-sklarstvi-na-vysocine, vyhledáno 23. 6. 2022.
Berthold Palme, Geni, https://www.geni.com/people/Berthold-Palme/6000000011319452448, vyhledáno 11. 7. 2022.
Václav Šilhánek (rec.), Historie skláren Jihlavska 4. část, Československé sklo, https://www.cs-sklo.cz/ceskoslovenskesklo/22-HISTORICkE-PRACE/2565-4-cast, vyhledáno 23. 6. 2022.
Michaela Pacherová, Ochrana architektury v současnosti / Příklady péče o stavební fond v Jihlavě, in: (Z) Vysočiny umění. Jihlava, Oblastní galerie Vysočiny 2018, s. 31.