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Name
Theater Horácké divadlo -
Adresse
Komenského 1359/22, Iglau -
Datierung
1631–1632, 1850, 1992–1995 -
Autoren
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Route
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Kode
40E -
GPS
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Typ
Kulturgebäude, Neubau, Renovierung -
Denkmalschutz
Flächendeckender Schutz des Städtischen Denkmalschutzgebiets Iglau
Die Kapuzinerkirche St. Franz von Assisi mit einem Kloster an der Kreuzung der Straße Komenského und Divadelní, der ehemaligen Straße Kapucínská, wurde zwischen den Jahren 1631 und 1632 erbaut. Sie funktionierte bis 1788, bis sie von Kaiser Joseph II. aufgelöst wurde. Später wurde hierher eine Tuchmacherwerkstatt verlegt. In den 40-er Jahren sollte das Vermögen an die Kirche zurückgegeben werden, doch dazu kam es nicht. 1849 kaufte der bereits erwähnte Johann Okonski das gesamte Gelände und ließ nach dem Plan eines unbekannten Architekten die ursprünglich einschiffige, turmlose Kirche zu einem Theatersaal umbauen, dem in der Straßenflucht eine fünfachsige Eingangsfassade zur Straße Komenského hinzugefügt wurde. Der Zuschauerraum mit der Bühne war im Vergleich zu heute entgegengesetzt ausgerichtet, d.h. der Zuschauerraum befand sich an der Stelle des ehemaligen Apsisabschlusses der Kirche und die Bühne für das Publikum im Westen. Die Stadt kaufte das Theater 1856 von Okonski für 14.000 Gulden. Erst 1881 wurde an der Vorderseite eine äußere Feuertreppe angebracht. Das Theater wurde 1870 mit Gasbeleuchtung und 1908 mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet. Im Jahr 1870 gab hier der zehnjährige Gustav Mahler Konzerte. Im Jahr 1888 wurde der tschechische Verein der Amateurtheaterspieler Klicpera gegründet, der sich jedoch aufgrund der unzureichenden Ausstattung und der mangelnden Bereitschaft der deutschen Stadtverwaltung nicht lange halten konnte. Erst nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik verbesserte sich die Situation für tschechische Theateraktivitäten und ab 1920 wechselten sich tschechische und deutsche Aufführungen auf der Iglauer Bühne regelmäßig ab. Nach dem Verbot der Aufführung tschechischer Stücke 1940 spielte hier wieder nur noch der deutsche Theaterverein. Zu Beginn der 40-er Jahre wurde der Haupteingang von der Straße Komenského abgeschafft. Der neue modernistisch konzipierte Eingang im funktionalistischen Stil von der Seitenstraße Kapucínská (heute Divadelní) mit der Anpassung der Eingangshalle, der Garderobe und weiterer zugehöriger Räume wurde vom Brünner Architekten Emil Leo entworfen.
Im Mai 1945 ließ sich im Gebäude das tschechische Theater Horácké divadlo dauerhaft nieder, das seit seiner Gründung 1939 seinen Gründungsnamen und seine Berufslizenz beibehalten hat. In den 50-er Jahren investierte die Stadt in bauliche Veränderungen der Innenräume des Theaters, insbesondere in die Vergrößerung der Bühne und den Austausch der Sitze im Zuschauerraum. Später konzentrierte sich das Interesse der kommunistischen Stadtleitung am Theater auf den Saal im Haus der Kultur und der Gewerkschaften in der Straße Tolstého. Ende der 80-er Jahre befand sich das Theatergebäude in einem unbefriedigenden technischen Zustand und es wurde über einen Umbau und eine Erweiterung des Theaters nachgedacht. Die Aufgabe, ein entsprechendes Projekt zu entwickeln, fiel der Abteilung für die Rekonstruktion historischer Denkmäler von Stavoprojekt Jihlava zu. Im Herbst 1989 wurde mit dem Abriss des barocken Eckhauses begonnen, das auf der Nordseite an das Theater angrenzte. In der postsowjetischen Zeit lehnten jedoch die Theaterbesucher selbst und ein Teil der Öffentlichkeit von Iglau dieses Projekt ab, da es das historische Umfeld nicht respektierte und den Hauptnachteil des bestehenden Gebäudes – einen zu engen Zuschauerraum und eine zu schmale Bühne – nicht beseitigte.
Im folgenden Jahr beschloss der neue Stadtrat, den Bau einzustellen und einen Wettbewerb für eine neue Lösung in Zusammenarbeit mit der Architektengemeinde auszuschreiben. Die Bedingung war, dass die vordere Fassade des ursprünglichen Theaters zur Straße Komenského erhalten bleibt. Außerdem wurde ein angrenzendes Grundstück in der Straße Divadelní für das neue Gebäude erworben. Schließlich erwies sich die Fertigstellung am Eckgrundstücks als ziemlich schwierig. Der siegreiche Entwurf des Teams renommierter Prager Architekten gliedert die Disposition in drei Hauptteile.
Die Autoren behielten die alte Fassade bei, ersetzten jedoch das alte Gebäude durch einen Neubau mit einem ovalen Hauptsaal und einem hufeisenförmigen Zuschauerraum für 300 Zuschauer. Vom Foyer und den Garderoben im Erdgeschoss führte das Publikum eine Freitreppe zu den Sitzplätzen.
Der zweite Teil des Gebäudes besteht heute aus einem eleganten, mit Stein verkleideten Neubau mit einer antikisierenden Säule in der verglasten Gebäudeecke. In die Straße Divadelní biegt sich die Front des Neubaus segmentweise ein und wird im Parterre durch eine Laube mit Pilastern unterbrochen. Die Innenräume dieses nördlichen Teils waren für Geschäfte im Erdgeschoss, einen Gesellschaftsklub im Untergeschoss und ein Restaurant im ersten Stockwerk vorgesehen. Im Jahr 2017 wurden die Geschäfte zu einer Verkaufsstelle von Eintrittskarten umgebaut und das Café und das Restaurant im Obergeschoss durch einen Proberaum für Schauspieler ersetzt. Im oberen Stockwerk befindet sich eine alternative kleine Bühne für 150 Zuschauer, die durch eine Verbindungsbrücke mit der Hauptbühne verbunden ist. Zwischen dem alten und dem neuen Teil des Theatergebäudes fügten die Architekten eine gläserne Passage mit dem Haupteingang und einer fragilen Konstruktion aus Metalltreppen ein. Die Gestaltung dieser Passage wurde von einer lokalen architektonischen Attraktion inspiriert – einem Treppenhaus mit direktem Licht in den Renaissancehäusern von Iglau.
Der dritte Teil des Komplexes, in dem alle Service- und Technikbereiche untergebracht sind, grenzt an den Hauptsaal des Theaters von der hinteren bzw. östlichen Seite an, in Richtung der Straße Divadelní. Seine einfache äußere sowie innere Gestaltung zeugt von einem rein betrieblichen Zweck. Durch die Aneinanderreihung der Massen des Theaters Horácké divadlo entstand ein harmonisches und zugleich funktionale Einheit im Geiste der Postmoderne, mit deutlichen Bezügen zur antiken Architektur.
JL
Literatura:
František Marek, William Shakespeare a jihlavská divadelní tradice, Jihlava 1964, s. 9–10.
Hana Vrbová, Nároží jako hlavolam, Architekt XXXVIII, 1992, č. 4, s. 4–5.Jan Konicar, Horácké divadlo Jihlava, ul. Komenského, in: Jan Konicar, Architektura a stavebnictví ČR. Období 1989–1995. Současné trendy, Jihlava 1995, s. 118–119.
Karel Křesadlo, Jihlavská divadelní tradice, in: Miloš Stránský – Lubomír Zubař – Vladimír Volf (eds), Horácké divadlo Jihlava 1940–1995, Jihlava 1995, nestr.
Petr Kratochvíl, Horácké divadlo v Jihlavě, Architekt XLII, 1996, č. 3, s. 16–17.
Jiří Hilmera, Česká divadelní architektura, Praha 1999, s. 21–22, 172.
Dušan Foltýn a kol., Encyklopedie moravských a slezských klášterů, Praha 2005, s. 356–357.
Divadelní budova a její proměny v čase, in: Horácké divadlo Jihlava 2005–2010, Jihlava 2010, nestr.
Marie Zdeňková, Josef Vomáčka, Miroslav Melena: scénograf a architekt, Praha 2011, s. 154–158.
Ostatní zdroje:
Státní okresní archiv v Jihlavě – Stavební archiv, čp. 1359.
Stavební úřad Magistrátu města Jihlavy, inv. č. 1359.
Jana Laubová, Architektura Jihlavy 1900–2009, nepublikovaná diplomní práce Katedry dějin umění Filozofické fakulty Univerzity Palackého, Olomouc 2009, s. 103-104.
Databáze divadel, dostupné online: https://www.theatre–architecture.eu/cs/db/?theatreId=21, vyhledáno 20. 2. 2022.