Mariä-Himmelfahrt-Kirche auf dem Gelände des Minoritenklosters

 

Die Anfänge der Minoritenkirche in Iglau sind mit der Ankunft der Minoriten in der neu entstehenden Stadt verbunden. Obwohl die schriftlichen Quellen kein genaues Datum angeben, war es wahrscheinlich in den Anfängen der städtebaulichen Aufteilung der Stadt, d. h. in den 40er Jahren des 13. Jahrhunderts. Der Ort für die Gründung des Klosters wurde an der westlichen Seite der Stadt gewählt, in der Nähe der Stadtmauer am Stadttor, das nach Pelhřimov führt, also auf einer der verkehrsreichsten Straßen. Interessant ist, dass der Chor der Kirche nicht nach Osten, wie es üblich war, sondern nach Süden ausgerichtet, d. h. in Richtung der Heimatstadt des Ordensgründers ist, des hl. Franz von Assisi. An dem Ort wurden sicherlich provisorische Holzbauten errichtet, die nach und nach durch Steinbauten ersetzt wurden. Die Kirche war die erste, die gebaut wurde, deren Chor wahrscheinlich um 1260 eingeweiht wurde. Ob auch der verbleibende Teil des Gebäudes, d. h. der dreischiffige Bereich zu diesem Zeitpunkt fertiggestellt war, wissen wir nicht genau. Auch wenn der Baustil der Kirche relativ einheitlich erscheint und somit auf eine Bauphase hindeutet, könnte sie aus finanziellen Gründen über einen längeren Zeitraum errichtet worden sein.

Der Gesamtcharakter des Baus weist auf die asketische Schlichtheit des Ordens ohne jegliche Protzigkeit hin. Die Tendenz zur Bescheidenheit und Einfachheit stellt ein allgemeines Merkmal der Architektur der Bettelorden dar. Kirchen solcher Orden sollten ursprünglich keine Gewölbe oder Türme haben, das Querschiff wurde oft ausgelassen. Diese Regeln wurden nicht immer eingehalten, was auch die Kirche in Iglau bezeugt, die vollständig gewölbt ist und ein Querschiff hat. Die ursprüngliche Gestalt des Chors, der ein gerades Ende hatte, sowie der konservative Charakter des Bauwerks entsprachen im Gegenteil den Tendenzen des Ordens. Die Bauweise der Kirche steht der Romanik nahe, die sich durch die Massivität der Wände und die Aufteilung des Innenraums auszeichnet. Der Auftraggeber des Baus hat somit wahrscheinlich in Übereinstimmung mit den Anforderungen des Ordens Baumeister mit traditioneller Orientierung hinzugezogen. Das Bauwerk in Iglau wird oft mit der Minoritenkirche in Stein, Niederösterreich, in Verbindung gebracht, die etwa zur gleichen Zeit erbaut wurde.

Die Kirche besteht aus einem Chor und einem dreischiffigen Bereich. Die beiden Teile sind voneinander durch ein Querschiff getrennt, das durch massive Bögen auf Pfeilern abgegrenzt ist und die Mönche damals von der Öffentlichkeit trennte. Der basilikale dreischiffige Bereich sowie der Chor haben die Länge von drei Gewölbediensten. Die Masse der Pfeiler im Innenraum und die Masse der Umfassungswände sind auf den ersten Blick sehr robust. In den Achsen der Seitenwände der einzelnen Dienste befanden sich hohe gotische Fenster mit einer spitzen Nische. Die Einwölbung des Hauptschiffs des dreischiffigen Bereichs ist identisch mit dem Rippengewölbe des Chors und des Querschiffs. Die Seitenschiffe haben einfache Kreuzgewölbe ohne Rippen. Die nördliche Vorderfront stand ursprünglich an der Stelle, wo sich heute die Wand des barocken Chors befindet. Vor die Hauptfassade auf der straßenseitigen Nordseite wurde eine Eingangshalle angebaut.

Das reiche 14. Jahrhundert war auch für die Iglauer Minoriten eine Zeit des Aufbaus und des Wachstums. Die bauliche Gestalt der Kirche (sowie des Konvents) war in ihrer groben Form wahrscheinlich bereits fertig, so dass die Mittel auf ihr Ausschmücken konzentriert werden konnten. Nur ein kleiner Teil der einst reichen Ausmalung der Kirche ist bis heute erhalten geblieben. Aus dieser Zeit stammt wahrscheinlich auch die „wundertätige“ Pietà-Statue, deren Ursprung in der Minoritenkirche von der Tradition überliefert wird, was jedoch nicht hinreichend nachgewiesen ist. Die Blütezeit beendete im Jahr 1353 ein Brand, der die Klostergebäude schwerwiegend beschädigte. Da fast die gesamte Stadt dabei zerstört wurde, dauerte es etwa drei Jahrzehnte, bis von den Spenden der Bürger Mittel für größere Reparaturen an der Kirche aufbracht wurden. Neben den notwendigen Umbauarbeiten wurde vermutlich in dieser Zeit auch der achtseitige Glockenturm über der Kreuzung des Kirchenschiffs neu errichtet und die Freskoverzierung bereichert.

Im Jahr 1402 wurde die Stadt von Adligen aus der Umgebung überfallen, die gerade durch die Mauern bei den Klostergebäuden in die Stadt eindrangen. Dieser Angriff konnte abgewehrt werden. Dieses Ereignis der erfolgreichen Verteidigung wurde später in einem Wandgemälde im Chor dargestellt, das bis heute in einer Übermalung aus der Barockzeit erhalten geblieben ist. Während der Hussitenkriege erlitt das Kloster wahrscheinlich weitere Schäden. Dank der Verbesserung seiner wirtschaftlichen Lage wurde im Jahr 1472 die Wenzelskapelle angepasst und neu eingewölbt und in den Jahren 1499–1508 wurde das ursprünglich flache Ende des Chors um einen Gewölbedienst mit fünfseitigem Abschluss erweitert. Aus dieser Zeit stammt wahrscheinlich auch die nächste Welle von Gemälden und Statuen, wie das Wandgemälde des Segnenden Christus. Im Jahr 1513 wurde dem Querschiff eine Marienkapelle angegliedert.

Ab dem dritten Drittel des 16. Jahrhunderts gewannen die Protestanten die Mehrheit in der Stadt, für das Kloster begannen somit schwierige Zeiten. Die Minoriten versuchten, ihre finanziellen Schwierigkeiten unter anderem durch den Verkauf der Grundstücke an der Straße neben der Kirche zu lösen. Diese wurden somit mit Bürgerhäusern bebaut. Doch auch das half nicht und im Jahr 1574 musste das Kloster von den Ordensbrüdern verlassen werden. Nach den Ereignissen auf dem Weißen Berg wurde es jedoch von der Minoritengemeinschaft wiederbesetzt, und nach dem Dreißigjährigen Krieg begann eine neue Blütezeit. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde das Kloster umfangreich umgebaut. Auch die Kirche berührten größere Renovierungsarbeiten. Neben der neuen Inneneinrichtung betraf es unter anderem die Neugestaltung der Fenster und eine völlig neue Konzeption der Straßenfassade. Eine weitere schwierige Zeit brachten die josephinischen Reformen, die die Iglauer Minoriten durch die Gründung einer zweiten Stadtpfarrei bei ihrer Kirche überstanden. Zwischen 1948 und 1989 dienten die Gebäude des Klosters teilweise schulischen Zwecken. Gegenwärtig ist im gesamten Areal erneut der Minoritenorden tätig.

DN

Literatur und sonstige Quellen 

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