Moritz Hinträger wurde 1831 in der kleinen Stadt Žinkovy in der heutigen Region Pilsen geboren. Sein kurzes Architekturstudium an der Technischen Hochschule Prag erweiterte er in Wien, wo er bei August Siccard von Siccardsburg an der Akademie der bildenden Künste seinen Abschluss machte. Parallel dazu arbeitete er ab 1850 als Bauingenieur der Eisenbahnen und wurde später Baudirektor bei der Union-Baugesellschaft in Wien. Erst 1874 – mit seinen 43 Jahren – wurde er selbständig. Die Pläne für viele Projekte erstellte er gemeinsam mit einem weiteren Wiener Architekten, Heinrich Claus, mit dem er in den Jahren 1889 bis 1889 in Iglau auch die Knabenschule in der Straße Jana Masaryka entwarf. Bereits ab Anfang der 80-er Jahre arbeitet er auch mit seinem Sohn Karl zusammen, der an der Technischen Universität Wien Architektur studierte. Ab 1883 hatten sie ein gemeinsames Architekturbüro, das sich auf das Entwerfen öffentlicher Bauwerke konzentrierte.
Obwohl sich Moritz Hinträger in seinen frühen Schaffensjahren auf Eisenbahnbauten spezialisierte, liegt der Schwerpunkt seines Schaffens bei repräsentativen öffentlichen Bauwerken, die vor allem im Stil der Neorenaissance errichtet wurden. Mit seinen Mitarbeitern entwarf er in den letzten vier Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts eine Reihe solcher Gebäude nicht nur für Wien, sondern auch für viele andere Städte der Habsburger Monarchie. Anfangs erhielt er Aufträge hauptsächlich durch das Gewinnen von Architekturwettbewerben, später durch Empfehlungen. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Schulen, Rathäuser, Banken, aber auch um Hotels und Kaufhäuser. Im Rahmen von Böhmen und Mähren war Moritz Hinträger vor allem in Šumperk tätig, wo er eine Villa, den Seidl-Palast und eine Schule entwarf. Neben Iglau entwarf er weitere Schulbauten für Česká Lípa, Nový Jičín und Svitavy. Als Autoren von Schulbauten waren Hinträger und seine Mitarbeiter vor allem deshalb erfolgreich, weil sie bei ihren Entwürfen auf eine gute Erreichbarkeit aller Klassenräume und einen reibungslosen Betrieb Wert legten. Ihre Fassaden waren vielleicht ausnahmslos in den Intentionen der Neorenaissance gestaltet, die nach den Maßstäben der damaligen Zeit die Würde und Einzigartigkeit eines Gebäudes mit Bildungsauftrag am besten widerspiegelte. In den 90-er Jahren des 19. Jahrhunderts gelangte Hinträger von der plastischen, italienisch sowie französisch orientierten Neorenaissance, die von der Architektur seines Lehrers Siccardsburg inspiriert war, zu einem eher dekorativen Stil, wie er beispielsweise am Rathaus in Krnov zu sehen ist. Er starb in Bozen, Italien, im Alter von 78 Jahren.
TŠ
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Architekt
Moritz Hinträger -
Geburtsdatum
24. 11. 1831 Žinkovy, Bezirk Pilsen-Süd -
Todesdatum
27. 4. 1909 Bozen, Italien
Auswahl weiterer Werke
Oberrealschule, Veleslavínova 42, Nr.342, Plzeň, 1866
Villa von Alois Scholz, Fialova 1, Nr.342, Šumperk, 1875–1876
Wohnhaus, Schwindgasse 20, Wien, Österreich, 1883 (mit Heinrich Claus)
Volks- und Bürgerschule für Mädchen, Tyršova 1, Nr.144, Nový Jičín, 1885–1887 (mit Heinrich Claus)
Gymnasium, Gymnasiumstraße 83, Wien, Österreich, 1887
Deutsche Volks- und Bürgerschule für Knaben, Bibliothek und Museum, Jana Masaryka 3, Nr.1573, Jihlava, 1888–1889 (mit Heinrich Claus)
Schule, Via Prati 1, Trident, Italien, 1888–1891 (mit Karl Hinträger)
Volks- und Bürgerschule für Mädchen, Žerotínova 11, Nr.267, Šumperk, 1890 (mit Karl Hinträger)
Rathaus, Fő tér 1, Sopron, Ungarn, 1896 (mit Karl Hinträger)
Rathaus, Hlavní náměstí 1, Nr.96, Krnov, 1901–1902 (mit Karl Hinträger)
Villa von Alois Scholz, Fialova 1, Nr.342, Šumperk, 1875–1876
Wohnhaus, Schwindgasse 20, Wien, Österreich, 1883 (mit Heinrich Claus)
Volks- und Bürgerschule für Mädchen, Tyršova 1, Nr.144, Nový Jičín, 1885–1887 (mit Heinrich Claus)
Gymnasium, Gymnasiumstraße 83, Wien, Österreich, 1887
Deutsche Volks- und Bürgerschule für Knaben, Bibliothek und Museum, Jana Masaryka 3, Nr.1573, Jihlava, 1888–1889 (mit Heinrich Claus)
Schule, Via Prati 1, Trident, Italien, 1888–1891 (mit Karl Hinträger)
Volks- und Bürgerschule für Mädchen, Žerotínova 11, Nr.267, Šumperk, 1890 (mit Karl Hinträger)
Rathaus, Fő tér 1, Sopron, Ungarn, 1896 (mit Karl Hinträger)
Rathaus, Hlavní náměstí 1, Nr.96, Krnov, 1901–1902 (mit Karl Hinträger)
Literatur und sonstige Quellen
Literatura:
Pavel Zatloukal, Příběhy z dlouhého století: architektura z let 1750–1918 na Moravě a ve Slezsku, Olomouc 2002, s. 304.
MH [Martin Horáček], Vila Aloise Scholze, in: Vladimír Šlapeta – Pavel Zatloukal (ed.), Slavné vily Čech, Moravy a Slezska, Praha 2010, s. 88–89.
Ostatní zdroje:
Jutta Brandstetter, heslo Moritz Hinträger, in: Architektenlexikon Wien, https://www.architektenlexikon.at/de/760.htm, vyhledáno 17. 10. 2022.