Tschechische Minderheitenschule in Stonařov (Stannern)

 
  • Name

    Tschechische Minderheitenschule in Stonařov (Stannern)
    Grundschule Stonařov (Stannern)
  • Adresse

    Stonařov 242, Iglau
  • Datierung

    1924–1925
  • Autor

  • Route

  • Kode

    88V
  • GPS

  • Typ

    Schule
  • Denkmalschutz

    das Verfahren zur Erklärung des Gebäudes zum Kulturdenkmal wurde eingeleitet

In der Zeit der neuen Tschechoslowakischen Republik wuchsen die Bemühungen um den Bau einer tschechische Minderheitenschule in Stonařov. Ab Ende des 18. Jahrhunderts gab es in der Gemeinde nur eine deutsche Schule. Der Unterricht in tschechischer Sprache, der erst 1919 eingeführt wurde, wurde zunächst von Tür zu Tür durchgeführt. Zu diesem Zweck wurde ein Umbau eines der Häuser in der Gemeinde in Erwägung gezogen, später wurde ein Projekt des Iglauer Architekten Jaroslav Dufka erstellt, des Autors des Hauses der Legionäre in Iglau, das jedoch aufgrund des Finanzaufwands abgelehnt wurde. Dies änderte sich erst 1923, als die Vorbereitungen für den Bau eines neuen Gebäudes nach einem vom Ministerium für öffentliche Arbeiten gelieferten und von Jaroslav Herzán, einem aus einer berühmten, aus Třebíč stammenden Baumeisterfamilie, überarbeiteten Projekt begannen. Der eigentliche Bau der neuen tschechischen Minderheitenschule erfolgte in den Jahren 1924–1925 auf einem von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Grundstück in deren südlichen Teil bei der Hauptstraße. Im Gebäude wurde ab 6. 9. 1925 unterrichtet, als die Schule zur Nutzung übergeben wurde, eine ordnungsgemäße Bauabnahme erfolgte jedoch erst am 12. 1. 1927. Ursprünglich war sie eine Minderheitenvolksschule, ab 1927 auch eine Bürgerschule.

Das Hauptgebäude der Schule, das auf einem quadratischen Grundriss errichtet wurde, ist vierstöckig, mit zwei oberirdischen Stockwerken, einem teilweise versenkten Keller und einem Dachgeschoss. Aus dem Dach ragen dreieckige Dachgauben heraus, die den Dachbodenraum belichten. Ursprünglich wurde das Dach von einem heute nicht mehr existierenden Turm mit einer helmartigen Haube abgeschlossen. Die Fassade des Hauses ist durch skulpturale Gesimse und Lisenen gegliedert, mit ovalen Medaillons zwischen Erdgeschoss und erstem Stockwerk. Während des Baus wurde an das Hauptgebäude ein Anbau mit einer Dienstwohnung auf einem T-förmigen Grundriss angebaut. Die Disposition des Hauptschulgebäudes ist in drei Trakte unterteilt, mit einem skulptural betonten Eingang von Westen. Die Projektanten haben im südlichen Flügel Klassenräume, im nördlichen Flügel Lehrerzimmer und Toiletten untergebracht, der mittlere Flügel ist schmaler, kommunikativ.

Die tschechische Minderheitenschule bestand in Stonařov bis zur Entstehung des Protektorats Böhmen und Mähren. Eine Reihe von Pädagogen besuchte die Schule, z.B. Jaroslav Chmela, ein Lehrer, der kurzzeitig an den bürgerlichen Schulen in Stonařov und Štoky und ab 1932 an der bürgerlichen Knabenschule in Iglau in der Straße Křížová tätig war. Im Jahr 1942 starb er im Konzentrationslager in Auschwitz. Bis heute erinnert an ihn eine Gedenktafel des Bildhauers Jaroslav Šlezinger im Gebäude der heutigen Grundschule in der Straße Křížová.

Während der Mobilisierung der tschechoslowakischen Truppen im Herbst 1938 war ein Regiment der Artilleriearmee kurzzeitig in der Schule stationiert. Die Situation in der Gemeinde spitzte sich weiter zu und im März 1939 kam es zu Protesten und Demonstrationen gegen die tschechische Minderheitenschule und die tschechische Bevölkerung. Am 13. August 1939, während des feierlichen Besuchs des Naziführers Arthur Seyß-Inquart, wurde eine neue deutsche Bürgerschule eröffnet, die tschechische Volksschule wurde in das Gebäude eines Gasthauses und die Bürgerschule nach Opatov verlegt. Nach Kriegsende wurde das Schulgebäude abwechselnd als Lazarett, Herberge für zwei Armeen und kurzzeitig auch für ungarische Exilanten aus dem Banat genutzt. In den Nachkriegsjahren wurde der Schulunterricht hier wieder aufgenommen.

In den Jahren 1989–1992 wurde ein neues Gebäude an das Hauptschulgebäude angebaut, in welches nach und nach der gesamte Unterricht verlegt wurde. Im Jahr 2020 kam auch eine neue Sporthalle nach dem Projekt von Ing. Milan Oplíštil hinzu. Gegenwärtig wird das alte Schulgebäude faktisch nicht genutzt, sondern dient nur als Lager. Die Gemeinde plant jedoch das Gebäude zu renovieren und dort eine Küche und Verpflegungseinrichtungen einzurichten. Seit 2021 läuft ein Verfahren des Kulturministeriums über die Erklärung des alten Schulgebäudes zum Kulturdenkmal.

MS

Literatur und sonstige Quellen 

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