Der Architekt Vladimír Bolech wird vor allem mit Mladá Boleslav in Verbindung gebracht, wo er die meiste Zeit seines Lebens verbrachte und die größte Sammlung von überwiegend öffentlichen Bauwerken schuf. Er ist in Prag geboren, wo er auch sein Studium abgeschlossen hat. Nach Prag ist die ganze Familie ein Jahr vor seiner Geburt aus Netolice in Südböhmen umgezogen. Sein Vater Václav Bolech war Beamter und seine Mutter Anna, geborene Janoušková, war Privatlehrerin für Literatur. Gemeinsam hatten sie noch den älteren Sohn Jaroslav (geb. 1895).
Im Jahr 1921 schloss Bolech sein Architekturstudium beim Professor Josef Plečnik an der Kunstgewerbeschule in Prag erfolgreich ab. Aus seiner Prager Zeit sind einige interessante, nicht realisierte Projekte erhalten geblieben, darunter ein Entwurf für die Erweiterung und Adaption des Švanda-Theaters (Švandovo divadlo) (1920–1921), ein Projekt für ein neues tschechisches Theater in Prag (in Zusammenarbeit mit seinem Kommilitonen Josef Fuchs, 1922), ein Ideenprojekt für ein Mädcheninternat in Vouziers, Frankreich (1926) oder ein Entwurf für die St.-Wenzels-Kirche in Vršovice (1928), wobei die beiden letztgenannten Projekte belohnt und gekauft wurden.
Ende der 20-er Jahre begann der Architekt Bolech sich von Prag nach Mladá Boleslav zu orientieren, wo er nach dem Wegzug von Jiří Kroha nach Brünn (1927) der aktivste Architekt der Zwischenkriegszeit wurde. Aus dieser Zeit stammt die Realisierung der Berufsschule für Frauenberufe, mit der er gleichzeitig Mietshäuser für die staatliche Tabakfabrik in Iglau entwarf. Diese Bauwerke zeigen seinen charakteristischen architektonischen Ausdruck der Zwischenkriegszeit, nämlich die Gliederung des Gebäudes durch horizontale Streifen und vor allem die Verwendung von Blankziegeln in Kombination mit hellem Putz. Bolech verstand es, die ausgeprägte modernistische Position der Architektur zu bereichern, wobei er stets die Rolle des Gebäudes berücksichtigte. In einigen der Neubaten für Schuleinrichtungen sind Bezüge zum Klassizismus zu erkennen, der Architekt arbeitete jedoch auch mit der funktionalistischen Position der Architektur, die er insbesondere bei Projekten für Familienvillen anwandte.
Seine Tätigkeit nach dem Kriegsende ist nicht bekannt. Er starb 1970 in Mladá Boleslav.
LVo
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Architekt
Vladimír Bolech -
Geburtsdatum
9. 6. 1897 Praha-Vinohrady -
Todesdatum
3. 9. 1970 Mladá Boleslav
Berufsschule für Frauenberufe, Boženy Němcové 482/12, Mladá Boleslav, 1927–1928 (heute Berufsschule für Gesundheits- und Krankenpflege)
Villa von František Kučera, Gellnerova 2, Nr.665, Mladá Boleslav, 1932–1933
Kindergarten, S. K. Neumanna 1201, Mladá Boleslav, 1933–1934
Mietshäuser, Havlíčkova 590/5, 591/7, 592/9, Mladá Boleslav, 1934–1935
Klement-Waisenhaus, Třída Václava Klementa 601/13, Mladá Boleslav, 1935–1936
Dr.-Edvard-Beneš-Schule, Laurinova 135/3, Mladá Boleslav, 1935–1936
Familienhaus, Na Zavadilce 1434/4, Praha-Dejvice, 1936–1937
Dr.-Karel Kramář-Studentenheim,Boženy Němcové 636/3, Mladá Boleslav, 1938 (heute ein Internat der Mittleren Industrieschule)
Trauerhalle, Neuer Friedhof, Mladá Boleslav, 1938–1939
Literatura:
Stavitel II, 1920–1921, 129–130.
Národní listy, č. 284, 1927, s. 3.
Stavitel VII, 1926, s. 25.
Stavitel VIII, 1927, s. 174.
Výroční zpráva umělecko-průmyslové školy v Praze. Školní léta 1920–1922, Praha 1927, s. 47.
Stavitel IX, 1928, s. 24–25.
Styl XX, 1936–1937, s. 108–109.
Národní listy, č. 153, 1937, s. 3.
[JH] Jiří Hilmera, [PV] Pavel Vlček, heslo Vladimír Bolech, in: Pavel Vlček (ed.), Encyklopedie architektů, stavitelů zedníků a kameníků v Čechách, Praha 2004, s. 72.
[JiH] Jiří Hilmera, heslo Vladimír Bolech, in: Anděla Horová (ed.), Nová encyklopedie českého výtvarného umění – Dodatky, Praha 2006, s. 111.
Luděk Beneš, Osobnosti Mladoboleslavska, Mladá Boleslav 2009, s. 18.
Rostislav Švácha (ed.) a kolektiv, Slavné vily Středočeského kraje, Praha 2010, s. 195–197.
[JH] Jiří Hilmera, heslo čp. 1434/XIX, in: Pavel Vlček (ed.), Umělecké památky Prahy. Velká Praha A–L, Praha 2012, s. 301.
Ostatní zdroje:
Soupis pražského obyvatelstva 1830-1910.
http://katalog.ahmp.cz/pragapublica/NavigBean.action?eventNavigPager=&_sourcePage=P6PXYkCs_QhcaY-Da132zvF5FmK54-e6kYYrk7Ygo2yYpbe7cCO-1NhU98-q7-0z_hKX9c3JaNejbFWP680-eR8g6fSYb7YF&rowPg=9168, vyhledáno 7. 11. 2022.