Adolf Foehr

   
  • Architekt

    Adolf Foehr
  • Geburtsdatum

    20. 6. 1880 Nürnberg
  • Todesdatum

    7. 10. 1943 Prag

Der Architekt mit deutscher Herkunft, der in der Zwischenkriegszeit vor allem in Prag tätig war, gilt als bedeutender Vertreter einer konservativen, traditionalistisch orientierten Architektur, die er in den Positionen der Moderne, des Expressionismus sowie des Funktionalismus jedoch weiterentwickeln konnte. Er wurde in Nürnberg in edie evangelische Familie des Annaberger Apothekers geboren. Später zog die ganze Familie nach Prag, wo der Vater seinem Beruf nachging. In Pilsen absolvierte Foehr das staatliche Realgymnasium und setzte sein Studium an der Prager Kunstgewerbeschule bei Friedrich Ohmann und Jan Kotěra fort. Später schloss er sein Studium am Polytechnikum in Zürich ab, wo auch seine Praxis begann. Im Zuge seiner Praxis nahm er an zwei Architekturwettbewerben in Prag teil, bei denen er den ersten Preis gewann (Zentralgebäude der Deutschen Sparkasse und Kapelle des deutschen evangelischen Friedhofs in Strašnice). Sein Erfolg führte ihn für immer nach Prag, wo er 1908 im Stadtteil Holešovice sein eigenes Architekturbüro eröffnete.

Als Architekt machte sich Foehr vor allem bei der wohlhabenden deutschsprachigen Klientel einen Namen. Die meisten seiner Bauwerke befinden sich in Prag und in den Grenzstädten Děčín, Chomutov, Liberec, Lovosice, Karlovy Vary und Ústí nad Labem. Einen bedeutenden Teil seines Werks stellen Bankgebäude und Verwaltungspaläste dar, die er hauptsächlich in der zweiten Hälfte der 20-er Jahre entwarf. Mit dem Palast der Wiener Versicherungsgesellschaft Dunaj in der Straße Národní třída in Prag an erster Stelle zeigen diese Bauwerke den ausgeprägten Sinn des Architekten für Monumentalität, seine Arbeit mit Werkstoffen sowie seine Tendenz, die Gebäude in horizontale Streifen zu gliedern. Der Übergang vom klassischen Ausdruck der Fassaden zum Funktionalismus gipfelt im Prager Kaufhaus Brandejs, bei dem der Architekt eindeutig dem Ausdruck des Breslauer Kaufhauses Pettersdorf vom Berliner Architekten Erich Mendelsohn folgte. Foehrs Planungsbüro war in der Zwischenkriegszeit eines der produktivsten. Im umfangreichen Bauwerksverzeichnis nehmen neben öffentlichen Gebäuden auch Familienvillen (Blochs Villa in Prag, Seidners Villa in Iglau) und Mietshäuser, von denen in Praha-Holešovice etwa fünfzig zu verzeichnen sind, einen bedeutenden Teil ein.

Außerdem war Foehr in Prag auch politisch aktiv. Bereits ab 1921 war er Mitglied der technischen Kommission des Prager Stadtrats und in den Jahren 1927 bis 1938 gehörte er der Vertretung der Deutschdemokratischen Freiheitspartei an. Gleichzeitig war er Mitglied der Vereinigung Schlaraffia. Nach dem Münchner Abkommen zog er mit seiner Familie nach Karlovy Vary, kehrte jedoch bald wieder nach Prag zurück, um zusammen mit Franz Hruschka seinen letzten Auftrag, ein Mietshäuserblock namens Klein-Berlin (Malý Berlín) für die Deutsche Baugenossenschaft der Bank- und Sparkassenbeamten, zu vollenden. Im Jahr 1942 beantragte er die Erlaubnis, nach Deutschland zurückzukehren, was er jedoch nie tat. Im folgenden Jahr starb er an den Folgen einer Hirnblutung und Herzschwäche.

LVo

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