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Kunstmeister (Erbauer von wasserfördenden Maschinen und Wasserkanälen)
Konrád, Heinrich, Hans Rothermel
Kategorie: Kunstmeister (Erbauer von wasserfördenden Maschinen und Wasserkanälen)
Der Wassergraben Starohorský náhon in Iglau war zu seiner Zeit ein technisches Spitzenwerk, das einen fähigen und ausgebildeten Baumeister erforderte. Erfahrungen wurden damals vom Meister an den Lehrling weitergegeben, der oft ein Verwandter des Meisters war. Träger von Fachwissen wurden somit Familien von Technikern. Über den Bau von Wasserkanälen und wasserfördenden Anlagen herrschte im 13. und 14. Jahrhundert die Familie Rothermel. Meister Conrad Rothermel baute um 1284 den Urgraben, die erste und längste bergmännische Zuleitungsanlage von Wasser des Mittelalters. Sie verlief über eine beeindruckende Länge von 22 Kilometern entlang der steilen Hänge am Fuße des Bergs Kandel im Schwarzwald und trieb die älteste dokumentierte wasserfördende Anlage an.
Das zweite bekannte Mitglied der Familie war Heinrich Rothermel. Im Jahr 1315 wandten sich die Bergleute von Iglau an ihn, damit er ihre nicht funktionierenden wasserfördenden Maschinen in Betrieb setzt und für sie eine zuverlässige Quelle für Antriebswasser sicherstellt. Das Ergebnis seiner Tätigkeit war gerade der bergmännische Wassergraben Starohorský náhon. Für seine Arbeit sollte er bzw. sein Erbe 98 Groschen pro Woche erhalten, solange sein Werk in Betrieb war.
Der Name des dritten Meisters aus dieser Familie, Hans Rothermel, wurde gleich in zwei Vertragsdokumenten verewigt. Im Jahr 1341 wird er als Zeuge eines Landtausches im Kloster Weingarten in Bayern erwähnt, das dank seines über Jahrhunderte hinweg errichteten Wasserkanalsystems Stiller Bach bekannt ist. Zum zweiten Mal wird er 1351 in St. Leonhard in Kärnten erwähnt, wohin er wahrscheinlich mit einer Gruppe aus Kutná Hora kam, um die dortigen Goldminen zu entwässern. Wenn er zuvor in Kutná Hora tätig war, könnte er am Bau des Kanals Hořejší Pách beteiligt gewesen sein.
Das Beispiel der Familie Rothermel veranschaulicht sehr schön die Art und Weise, wie fortschrittliche Technologien im mittelalterlichen Raum übertragen wurden.
TL
Auswahl weiterer Werke
Bergmännischer Wassergraben Starohorský náhon, Zielort Staré Hory, Heinrich Rothermel, 1315
Urgraben, Zielorte Suggental und Glottertal, Schwarzwald, Deutschland, Konrad Rothermel, um 1284
Stiller Bach, Zielort Weingarten, Deutschland, Hans Rothermel, 1341
Wasserfördende Anlage in Goldminen, Sankt Leonhard, Kärnten, Österreich, Hans Rothermel, 1351
Urgraben, Zielorte Suggental und Glottertal, Schwarzwald, Deutschland, Konrad Rothermel, um 1284
Stiller Bach, Zielort Weingarten, Deutschland, Hans Rothermel, 1341
Wasserfördende Anlage in Goldminen, Sankt Leonhard, Kärnten, Österreich, Hans Rothermel, 1351
Literatur und sonstige Quellen
Literatura
Josef Chytil – Jiří Chlumecký, Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae 6. 1307–1333, Brünn 1854, s. 65–66.
Andreas Haasis-Berner, Wasserkünste, Hangkanäle und Staudämme im Mittelalter: Eine archäologisch-historische Untersuchung zum Wasserbau am Beispiel des Urgrabens am Kandel im mittleren Schwarzwald, Rahden 2001, s. 53, 38–39, 54.