Wilhelm Stiassny

   
  • Architekt

    Wilhelm Stiassny
  • Geburtsdatum

    15. 10. 1842 Pressburg (Bratislava)
  • Todesdatum

    11. 7. 1910 Bad Ischl

Wilhelm Stiassny wurde 1842 in Pressburg in eine jüdische, aus Mähren stammende Familie geboren. Als er noch ein Kind war, zog die Familie nach Wien. Von 1857 bis 1861 studierte er Architektur an der Technischen Universität Wien und setzte sein Studium an der Wiener Akademie fort, die er 1866 abgeschlossen hat. Er wurde hier von den prominenten Wiener Architekten Eduard van der Nüll, August Sicard von Sicardsburg, Karl Roesner und Friedrich von Schmidt unterrichtet. Nach dem Studium begann er als selbstständiger Architekt in Wien zu arbeiten. Theoretisch interessierte er sich für die Problematik der Wohnbauten für die untere Klasse, doch paradoxerweise entwarf er hauptsächlich luxuriöse Mietshäuser für das Bürgertum oder Familiensiedlungen für die wichtigsten jüdischen Familien Österreichs. In Wien war er nicht nur als Architekt, sondern auch als Politiker sehr aktiv, und zwar als Mitglied des Wiener Stadtrats. Außerdem unterstützte er aktiv die Ideen des Zionismus. Er war an der Gründung des Jüdischen Museums in Wien beteiligt und erstellte gegen Ende seines Lebens sogar die Grundlagen für den Bau eines Wohnviertels im damals neu gegründeten Tel Aviv, mit dessen Bau allerdings erst nach seinem Tod begonnen wurde.

Neben Wohnhäusern entwarf Stiassny vor allem Synagogen und jüdische Zeremoniesäle, dies im Wesentlichen in der damaligen gesamten Monarchie, vor allem jedoch in Böhmen und Mähren. Nach seinem Projekt wurden Synagogen in Čáslav, Jablonec nad Nisou und Prag sowie Trauerhallen auf den Friedhöfen in Kojetín und Iglau gebaut. Wie bei den Wiener Wohnhäusern, die im Sinne der späten Neorenaissance oder des Neobarocks errichtet wurden, wählte er auch bei den meisten jüdischen Heiligtümern historisierende Architektur. Neben neoromanischen architektonischen Elementen verwendete er auch Motive der maurischen Architektur, mit denen er die orientalischen Ursprünge des Judentums zum Ausdruck bringen wollte. Die meisten von Stiassny entworfenen Synagogen und Trauerhallen, darunter auch die in Iglau, wurden von den Nazis zerstört. Die Pracht seiner orientalischen Architektur beweist als eine der wenigen bis heute zum Beispiel die Jerusalemsynagoge in Prag, deren verzierte Fassade auch Jugendstilelemente enthält.

Auswahl weiterer Werke 
Literatur und sonstige Quellen 

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