Šacberk – Tivoli in Iglau

   

Der Hügel Rudný, deutsch Schatzberg (übersetzt als Berg der Schätze), liegt etwa 4,5 km nördlich des Stadtzentrums. Im Mittelalter wurde in dessen breiteren Umgebung Silber abgebaut, wovon Iglau im 13. Jahrhundert reich wurde. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts besuchten Šacberk deutsche Einwohner von Iglau, angelockt von romantischen Spaziergängen durch die schöne Natur mit einem Hauch der geheimnisvollen vergangener Geschichte des Silbererzbergbaus. Bereits 1854 wurde auf dem Gipfel des Hügels ein Aussichtsturm errichtet. Die Beliebtheit des Ortes wuchs vor allem unter der Mittel- und Oberschicht der Iglauer Deutschen. Das darauf liegende Dorf Walddörfel (heute Lesnov als Teil von Iglau) wurde zu einem beliebten Ferienort. Am südlichen Fuße des Šacberks entstanden im Geiste des romantischen Historismus Sommervillen und Häuser mit beliebten Holzveranden, massiven Steinsockeln und Fachwerkmauern, ab und zu sogar mit Aussichtstürmen.

 
Theodor Tomaschek, ein pensionierter Landgerichtsrat und führender Funktionär des Iglauer Verschönerungsvereins, war einer der ersten, der hier eine Villa kaufte. Seine von dem Baumeister Franz Lang entworfene Villa wurde 1907 von dem Besitzer des Grandhotels in Iglau Karl Ehrenhöfer gekauft. Dieser baute später hier die Pension Tivoli. Nach und nach erweiterte er sie um drei weitere Häuser mit einer Gesamtkapazität von dreißig Zimmern, einem geräumigen Speisesaal und einer Sitzgarnitur im Freien unter hochgewachsenen Bäumen. Das Gelände ergänzten ein Tennisplatz, ein Garten und Garagen. Tivoli auf Šacberk war bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs ein beliebtes Erholungszentrum.
 
Das Hauptgebäude Tivoli ist bis heute in seinem ungefähren Grundriss erhalten geblieben, und zwar in der Straße Pod Rozhlednou 8, Haus-Nr. 3447. Die anderen Häuser aus Tivoli stehen nicht mehr, auch nicht die benachbarte Brink-Villa (Pod Rozhlednou 6), die im Jahr 1905 von dem Iglauer Baumeister Vinzenz Zeizinger für seine Frau Albine entworfen und gebaut wurde, die er aber nach drei Jahren an Antonia Brink, die Frau des bekannten Iglauer Schneiders August Brink, verkaufte. Fünf Jahre später baute Zeizinger eine weitere Villa für seine Familie, etwas weiter weg von Lesnov und näher zur Stadt. Doch drei Jahre später verkaufte er auch dieses Haus. Die nächsten Besitzer waren unter anderem die Mitbesitzer der Gerbereifabrik Wilhelm a Theodor Budischowsky. Diese Sommervilla mit einem quer angrenzenden kleinen Aussichtsturm ist bis heute erhalten geblieben und bildet eine einsame visuelle Dominante in der Landschaft (Smrčenská 111, Nr. 3421).
Bei einem Spaziergang in der Straße Pod Rozhlednou können wir heute Spuren weiterer Sommervillen in mehr oder weniger umgebauten Gestalten erahnen. Am besten erkennen wir die Villa Karola des Iglauer Baumeisters Ignaz Lang aus dem Jahr 1906. Lang benannte sie nach seiner ältesten Tochter, deren Name bis heute an der Fassade steht (Pod Rozhlednou 19, Nr. 3440). Auch bei diesem dreigeschossigen Gebäude fehlten ein kleiner Turm und eine Holzveranda nicht. Die meisten der hiesigen Villen zeichneten sich durch ihre gegliederten Fassaden aus, bei denen sich unverputztes Mauerwerk mit verputzten oder Fachwerkbereichen abwechselte, durch Holzveranden, Balkons und Fensterläden mit geschnitzten Verzierungen und nicht zuletzt durch ihre Vertikalität, die dadurch gegeben war, dass sie eine gute Aussicht auf die Landschaft bieten sollten.
 
Die genaue Form des ersten Aussichtsturms aus dem Jahr 1854 ist nicht bekannt, obwohl es sogar zwei seine Entwürfe gab, die aber wahrscheinlich nicht planmäßig umgesetzt wurden. Das Gebäude wurde auf Beschluss des Stadtrats unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Peter Ernst Leupold von Löwenthal errichtet und kostete 400 Gulden. Die Grundlage war aus Steinmauerwerk, im Obergeschoss befand sich ein Ballsaal. Es folgte ein etwa dreigeschossiger hölzerner turmartiger Teil mit Aussichtsgalerien. Erfrischung wurde bis 1865 von Alois Geibler sichergestellt. Er handelte sich um den ersten Aussichtsturm in der Böhmisch-Mährischen Höhe überhaupt. Im Jahr 1870 stürzte er jedoch nach einem großen Sturm ein.
 
Der zweite Aussichtsturm wurde dank der Initiative des Iglauer Verschönerungsvereins errichtet. Im Jahr 1895 beantragte der Verein beim Stadtrat eine Baugenehmigung. Die Vorbereitungen zogen sich jedoch in die Länge und erst 1907 wurde an gleicher Stelle der zweite Aussichtsturm nach dem Projekt des Stadtbaumeisters Kajetán Malnati errichtet. Die Gestalt des Turms ist uns bereits bekannt: Als ein achteckiger Holzturm mit einem Umgang ragte er in eine Höhe von 27,7 Metern empor. Er wurde von einem kegelförmigen Dach bedeckt und von einer massiven Grundfläche mit einem Durchmesser von 6,5 m aus Zyklopenmauerwerk getragen. Der Bau kostete 5.600 Kronen. Seine feierliche Eröffnung am 1. September 1907 begleiteten ausgelassene Feierlichkeiten und ein großer Umzug der Menschen aus Iglau, an der Spitze die Ratsherren und der Bürgermeister Vinzenz Inderka. An der Feier nahmen auch der Schützen-, Gesangs- und Tanzchor von Iglau teil.
Die Deutschen betrachteten den Aussichtsturm als Symbol für ihre Iglauer Sprachinsel. Sie nannten ihn sogar den Wachturm. Am 1. Oktober 1940 brannte der Aussichtsturm jedoch ab. Bis heute ist sein Torso des unteren steinernen Teils erhalten geblieben.
 
Auch wenn der Ruhm des Iglauer Tivoli vergangen ist, hat der Ort als Ausflugsziel auch heute Vieles zu bieten. In den Wintermonaten gehört zu seinen Attraktionen die Skipiste, die an der Nordseite des Hügels Rudný beim Torso des Aussichtsturms beginnt. Im Sommer wird der Bergmann-Lehrpfad mit einigen bis heute erkennbaren Überresten des Silberbergbaus Ihre Aufmerksamkeit erregen. Auch die erhaltenen Sommervillen können einen schönen Spaziergang bieten. An der Südseite des Hügels ist schließlich das Gebäude des Iglauer Krematoriums sehenswert.
JL
Literatur und sonstige Quellen