Charles Francis Annesley Voysey

   
  • Architekt

    Charles Francis Annesley Voysey
  • Geburtsdatum

    28. 5. 1857 Hessle, Vereinigtes Königreich
  • Todesdatum

    12. 2. 1941 Winchester, Vereinigtes Königreich
Einer der wichtigsten Architekten der Kunstbewegung Arts and Crafts – Bewegung der Künste und Handwerke. Sein Stil entwickelte sich vor allem in den Jahren 1880 bis 1900, als Voysey sich von alten britischen Landhäusern inspirieren ließ und im Geiste der Gedanken von John Ruskin und William Morris für eine wertvolle handwerkliche Verarbeitung aller Bauteile eintrat, deren Gegenteil die qualitativ minderwertige industrielle Produktion war. Der Architekt war vor allem auf den Britischen Inseln tätig, entwarf aber auch für das damalige Kaiserreich Russland (Łódź), Ägypten (Assuan) oder Helenín bei Iglau. Er hat über 100 Privathäuser und Residenzen entworfen und gebaut.

C. F. A. Voysey wurde als erstes Kind von insgesamt vier Söhnen und sechs Töchtern von Eltern geboren, die Cousins waren. Bis zu seinem 14. Lebensjahr wurde er von seinem Vater zu Hause unterrichtet und ging später bei den Architekten John Pollard Seddon und George Devey in die Lehre, wo er mehrere Jahre lang als Assistent arbeitete. C. F. A. Voyseys Großvater war ebenfalls Architekt, der hauptsächlich Kirchen und Leuchttürme baute. C. F. A. Voysey begann ab Ende 1881 seine eigene berufliche Praxis. Zunächst entwarf er Möbel, Muster für Textilien und Tapeten, versuchte Häuser für imaginäre Kunden zu entwerfen und nahm auch an Architekturwettbewerben teil, ohne jedoch eine gute Platzierung zu erreichen. Im Jahr 1885 heiratete er Mary Maria Evans, mit der er drei Söhne und zwei Töchter hatte, von denen jedoch nur zwei Söhne und eine Tochter überlebten. Im Jahr 1888 realisierte er das erste Haus (in der Nähe von Warwick, England), und 1890 erhielt er seinen ersten Bauauftrag. Wie er selbst sagte, entschied er sich für den Beruf des Architekten, weil dies der einzige Beruf war, den er ohne das Ablegen einer Prüfung ausüben konnte. Trotzdem achtete er auf die Details und entwarf jeden Teil des Projekts bis hin zu den Türscharnieren. Sein Stil prägte viele Landhäuser in England. Um 1914 kam es zu einer Trennung von seiner Frau und mit dem Ersten Weltkrieg endete auch seine Karriere als Architekt. Diese Ikone der Arts and Crafts war nicht mehr in der Lage auf neue Stile zu reagieren und wieder aufzusteigen.

Für seinen eigenen Gebrauch führte C. F. A. Voysey zwei Tagebücher, das Black Book und das White Book. Das Schwarze Buch enthielt architektonische und einige andere Projekte, während das Weiße Buch die finanziellen Kosten der Projekte enthielt. Im Schwarzen Buch ist Carl Löw, manchmal auch als Karl Low oder Löwe, für zwei Aufträge aufgeführt. Der Textilunternehmer Karel Löw (1849–1930) unternahm im Alter von 18 Jahren eine Reise nach England, wo er sich Inspiration für neue Produktionsprozesse in der Textilherstellung holte und 1880 eine weitere Reise im Auftrag der Wiener Regierung als Abgesandter der österreichisch-ungarischen Monarchie unternahm. Offenbar vom englischen Stil beeinflusst, wandte er sich im Alter von etwa 62 Jahren an den Architekten Voysey, der für ihn 1912 Grabsteine und 1922 auch eine Residenz entwarf.

Die Arbeiten von C. F. A. Voysey wurden häufig in Zeitschriften veröffentlicht. Bereits die erste Baurealisierung 1888 startete bis 1918 in der Zeitschrift The British Architectregelmäßige Veröffentlichungen. In The British Architectvom 6. Dezember 1912 wird ein Entwurf für eine Familiengruft in Österreich, konkret in Helenín bei Iglau, vorgestellt. In der zeitgenössischen Presse in schwarz-weiß ist somit ein Plan der Ansicht und der Draufsicht mit einem begleitenden Text über die Verwendung von schwarzem und weißem Marmor, die vorgesehenen Farben und andere Werkstoffe und Accessoires erhalten geblieben. Im gesonderten Weißen Buch mit eingetragenen Ausgaben wurde am 24. September 1912 eine Ausgabe für ein Werk für Löw in Höhe von 4 Pence und am 5. Oktober eine Ausgabe für das Vergolden dieses Werks in Höhe von 9 Pence aufgeführt. Auf dem Zentralfriedhof in Iglau ruhen Karel Löw und seine Frau Franziska Anna, geboreneSchmal (Fanny, 25. 7. 1854 Brno – 22. 1. 1907 Jihlava-Helenín) in einer Grabkammer, die 1912 von dem deutschen Bildhauer und Medailleur Felix Georg Pfeifer (9. November 1871 Leipzig – 6. März 1945 Leipzig) nach einem unbekannten Entwurf errichtet wurde. Die Umsetzung entspricht dem Stil der von Voysey verwendeten Elementen, die auf die Zeit ihrer Entstehung reagieren.

Im Jahr 1922 erstellt Voysey einen Entwurf für das Wohnhaus von Karl Löw – der Entwurf ist mehr oder weniger achsensymmetrisch mit dem zentralen Eingang durch den Turm und unterschiedlichen Dachhöhen der einzelnen Objekte. Es ist nicht klar, ob Voysey an dem Architekturwettbewerb teilgenommen hat, auf jeden Fall überarbeitete er den Entwurf, den er am 24. August 1923 in der Zeitschrift The Builder vorstellte. Dem Projekt ist eine ganze Doppelseite gewidmet, die sowohl einen Schnitt durch das Bauwerk, zwei Grundrisse als auch drei Ansichten mit begleitenden Beschreibungen der geplanten Werkstoffe und Farben zeigt. Anders als mit einer wörtlichen Beschreibung lässt sich die Vielfalt der Gestaltung in einer Schwarz-Weiß-Zeitschrift nicht darstellen. So wissen wir, dass die Flure und Hallen Böden aus dunkelgrauen Steinplatten und die Fenster aus lokalem grauem Granit haben sollten. Die Wände sollten, sofern sie nicht mit Eichenholz verkleidet sind, weiß sein und alle Sockelleisten an den verputzten Wänden sollten aus grün glasierten 6 x 3-Zoll-Fliesen bestehen und mit dem Putz in einer Ebene sein. Das Haus sollte mit Warmwasser beheizt werden. Die letzten Worte bezeichnen die Adresse des Wohnsitzes des Architekten in London. In diesem neuen Entwurf sind zwei Eingänge zum zentralen Turm vorgesehen, der neu eine Uhr enthält. Auch die Anzahl der Südgauben beträgt neun anstelle der ursprünglichen fünf.

Obwohl C. F. A. Voysey im September 1922 einen Reisepass und ein Visum beantragte – seine Ausgaben rechnete er an Karel Löw weiter – wie im Weißen Buch mit Ausgaben auf Seite 268 vermerkt, gibt es keinen Eintrag über die Reise in die Tschechoslowakei. In dem separaten Weißen Buch der täglichen Büroausgaben findet sich auch der Posten „Map of Europa re Iglau. C Low – 1 s 0 d“ beim Datum 15. September 1922. Das Buch wird im System £, s, d – Pfund, Schilling, Pence – geführt. Die Karte kostete somit einen Schilling. Ein weiterer Posten im Weißen Buch, der Löw angelastet wird, ist die Hinzufügung eines neuen Namens im Reisepass und anschließend auch ein Telefonat mit C. C-V (Sohn von Charles Cowles-Voysey). Der Sohn konnte somit den aktualisierten Reisepass für die Ausreise auf den Kontinent verwenden. Darüber hinaus berechnet Voysey Pläne von RIBA (Royal Institute of British Architects) und ein Telefonat mit B. Reynolds, einem Metallverarbeiter und Architekten. Das gesamte Konto ist unterstrichen und am 5. Juni 1923 geschlossen. Leider stimmen die erhaltenen Entwürfe für Karl Löw nicht mit den Realisierungen überein, somit ist das letzte realisierte Bauwerk ein Haus für William Taylor in der Grafschaft Leicestershire von 1920.

FK
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Literatur und sonstige Quellen