Psychiatrisches Krankenhaus Jihlava

   
Hinter der Stadtgrenze auf dem Brünner Berg, bei der Straße nach Brünn, wurde 1889 auf den Grundstücken der Iglauer Stadtverwaltung das Landeszwangsarbeitshaus für den Strafvollzug von kurzzeitig Verurteilten eingerichtet. Das Zwangsarbeitshaus war ein typisches Gefängnisgebäude – im länglichen Hauptgebäude waren die Räume für 200–250 Sträflinge symmetrisch entlang des zentralen Korridors in den äußersten Flügeln angeordnet, in der Mitte des Grundrisses befanden sich Büros für das Personal und eine Kapelle im zweiten Stockwerk. Im gegenüberliegenden Gebäude auf der anderen Seite des Hofes befanden sich Lagerhäuser, Küchen und in den oberen Stockwerken der Wärkstätte der Strickwarenfabrik. Da in ganz Mähren nicht genügend Betten für psychiatrische Patienten zur Verfügung standen, wurde beschlossen, gerade an der Stelle des Zwangsarbeitshauses die Iglauer Zweigstelle der Brünner Heilanstalt für Geisteskranke zu errichten. Am 24.5.1902 nahm in Iglau die stationäre psychiatrische Pflege im Betrieb der Landesfilialanstalt für Geisteskranke auf, dies vorzugsweise für „unheilbare“ Patienten.

Die ursprüngliche Disposition des Zwangsarbeitshauses wurde durch diese Anpassung nicht wesentlich verändert. Anstelle der Schlafsäle und Aufenthaltsräume des Militärgefängnisses wurden Abteilungen für Kranke eingerichtet – für Männer im Nordflügel und für Frauen im Südflügel. Die Abteilungen belegten auch einen Teil des Hofgebäudes, wodurch sich die Gesamtkapazität auf 320 Betten erhöhte. Es stellte sich jedoch bald heraus, dass die Plätze für die Patienten immer noch nicht ausreichen. Deshalb begann die Leitung der Anstalt 1914 mit Plänen für deren Erweiterung. Die Bauarbeiten wurden jedoch durch den Krieg unterbrochen. Somit entstand nur der Infektionspavillon, der Desinfektor und die Prosektur nordöstlich der Gebäude der Anstalt. Die Ausgrabungen für die Fundamente der anderen Pavillons mussten zugeschüttet werden. Die erforderliche bauliche Entwicklung des gesamten Geländes konnte erst nach dem Krieg erfolgen.

Im Jahr 1919 trat in Iglau den Posten des ersten Sekundararztes MUDr. Arnošt Metelka. Bald wurde er Direktor der Anstalt und bereits 1923 erwarb er die erforderlichen Grundstücke in östlicher Richtung zusammen mit dem Bauernhof in Handlovy Dvory, der dem Konzept der Behandlung von Kranken durch Arbeit auf dem Feld entsprach. Ab 1925 arbeitete Metelka an der Schaffung eines modernen psychiatrischen Krankenhauses, inspiriert durch seine Besuche in vielen modernen Einrichtungen im In- und Ausland. Er legte seine Erfahrungen und Pläne der technischen Abteilung des Landesamtes in Brünn vor, wo ein Gesamtplan mit zehn separaten, identischen Pavillons auf einem L-förmigen Grundriss erstellt wurde, die östlich der alten Gebäude auf einer leichten Anhöhe errichtet werden sollten. Das Krankenhausgebäude befand sich in zentraler Position und im Achsenanschluss an die Zufahrtsstraße. Die Wirtschaftsgebäude und das Kesselhaus wurden an den südlichen Rand des Geländes verlegt. Der Plan sah eine Kapelle vor, die jedoch nie realisiert wurde. Auch das Verwaltungsgebäude im nördlichen Teil bei der Zufahrtsstraße und die anderen sechs Pavillons für Patienten wurden nicht realisiert.

Mit der Ausarbeitung der Pläne für die Pavillons wurde der Architekt Vladimír Kožíšek betraut, die Aufsicht führte der Regierungsrat Bohumil Šel durch. Die Schlafsäle der Patienten in allen Pavillons zeigten zur Sonnenseite. Im Jahr 1932 eröffnete Metelka mit einem feierlichen Aushub den Bau der ersten vier Pavillons, die im unteren Teil des Hügels gruppiert waren. Bereits in zwei Jahren wurden sie von der Firma des Iglauer Baumeisters Jindřich Knorr und der Firma Ferrobetonaus Brünn fertiggestellt. Jeder Pavillon verfügte über seinen eigenen Garten mit direktem Zugang von den Terrassen und gehärtetem Glas in den Fenstern, die deshalb ohne Gitter auskommen konnten. Nach dem Vorbild des neu errichteten chirurgischen Pavillons des Krankenhauses in Iglau forderte Metelka erfolgreich Flachdächer oder zumindest deren flaches Aussehen. Die Pavillons erhielten eine puristische Form in klar verteilten Massen. Bis 1934 stellte die Baufirma Nekvasil a Kolbingeraus Brünn auch ein neues Kesselhaus fertig, von dem aus der Dampf über unterirdische Leitungen an die Zentralheizung in den Pavillons verteilt wurde.

Von 1935 bis 1937 folgte der Bau eines weiteren Krankenhauspavillons, dessen Entwurf der Regierungsrat Bohumil Šel selbst übernahm. Das Bauwerk bestand aus einem zentralen Gebäude auf einem T-Grundriss, das in drei Flügeln den Betrieb der freien und neurologischen Abteilung mit zwei Operationssälen und Räumen für Wasser-, Elektro- und andere Therapien übernahm. Im Südflügel schloss an die verglaste Eingangshalle eine Apotheke an. Die hellgrünen Fliesen in der Halle und im Treppenhaus sowie der ursprüngliche Anstrich entsprachen dem modernen Trend zu farbenfrohen Heilanstalten. Der Krankenhauspavillon wurde 1937 von der Baufirma Dvořák aus Brünn fertiggestellt. Bald darauf wurde mit dem Bau eines Wirtschaftspavillons für die Küche und die Waschküche begonnen, das sich streng an der Nord-Süd-Achse entlang der Zufahrtsstraße orientierte. Das Projekt wurde von dem Brünner Architekten Bedřich Rozehnal entwickelt, als er noch Krankenhausgebäude für das Landesamt in Brünn entwarf. Die Disposition gliederte sich in eine Küche mit einer separaten Ausgabestelle für Männer und Frauen sowie weitere zugehörige Einrichtungen und Lagerräume im Nordflügel. Der Architekt hat im südlichen Teil eine Waschküche mit Sortierraum, Bügelraum und anderen Einrichtungen untergebracht. Das gesamte Gebäude sollte wie eine perfekt anschließende und funktionsfähige Maschine für zwei getrennte Betriebe funktionieren. In der Mitte der Disposition befanden sich der Speisesaal und der Aufenthaltsraum für das Personal mit einer Terrasse. Die horizontale Masse mit Fensterreihen und die Aufteilung der Rauminhalte nach ihren Funktionen machen das Gebäude des Wirtschaftspavillons zu einem der herausragenden Beispiele funktionalistischer Architektur in Iglau.

Die deutsche Besatzung erwischte den Wirtschaftspavillon kurz vor der Fertigstellung der Inneneinrichtung. Das gesamte Gelände fiel in die Hände der deutschen Ordnungspolizei, welche die Pavillons für ihre Zwecke umbaute. Als Überbleibsel dieser traurigen Ära sind an mehreren Stellen noch niedrige Schießscharten aus Beton zu finden, eine davon direkt vor dem Eingang mit dem Pförtnerhaus. Anstelle der Waschküche im Wirtschaftspavillon richteten die Deutschen einen Kinosaal ein, heute befindet sich hier eine Turnhalle. Der Pavillon für Infektionskrankheiten wurde durch einen Pferdestall und eine Schmiede ergänzt, die nach dem Krieg von den Mitarbeitern des Krankenhauses im Rahmen der Aktion „Z“ in einen Theatersaal umgewandelt wurden. Im Jahr 1955 wurde die Halle um eine Kegelbahn erweitert. Auch weitere Pavillons wurden später umgestaltet, doch auf dem Gelände wurde keine steile bauliche Entwicklung mehr wie in der Zwischenkriegszeit verzeichnet. Die Realisierung eines Wohngebäudes für Angestellte nach dem Entwurf von Bedřich Rozehnal blieb so nur auf dem Papier. Im Jahr 1950 wurden auf der gegenüberliegenden Seite der Brünner Straße drei Wohnhäuser für Angestellte gebaut.

JL
Literatur und sonstige Quellen 

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