Masaryk-Jubiläumsschulen

   
Das Gebäude der tschechischen Schule wurde an der Wende der 20-er und 30-er Jahre des 20. Jahrhunderts auf dem Platz Štefánikovo náměstí errichtet, an der Stelle, an der sich früher das erste Iglauer Kino Elite (später Jan-Hus-Haus) befand, das 1912 nach dem Entwurf von Arthur Corazza gebaut wurde. Auch der jüngste Bau einer Schule in der Straße Havlíčkova konnte das Problem der wachsenden Schülerzahl in Iglau und den Bedarf an einer Schule mit Tschechisch als Unterrichtssprache nicht lösen. Bereits 1928 schrieb der die Zentrale des schulischen Schutzvereins (Ústřední matice školská) daher einen Wettbewerb für ein Gebäude aus, das gleich vier Schulen auf einmal beherbergen sollte – Bürger- sowie Volksschulen, getrennt für Jungen und Mädchen. Den Wettbewerb gewann der Entwurf des Prager Architekten Alois Mezera, eines Schülers von Jože Plečnik, der bereits zahlreiche Erfahrungen mit der Gestaltung von Schulgebäuden hatte. Für Iglau entwarf Mezera ein Gebäude, das den Strom des modernen Klassizismus nach Jan Kotěra verbindet. Der Bau wurde von dem Iglauer Baumeister Jindřich Knorr ausgeführt. Die Eröffnung der neuen Schule fand am 30. August 1931 statt und wurde zu einer großen nationalen Feier. Zu einer„Jubiläumsschule“wurde das Gebäude aus drei Gründen. Sie wurde am zehnten Jahrestag der Tschechoslowakischen Republik eröffnet, dem tausendsten Jahrestag des tschechischen Staates seit der Zeit desWenzel von Böhmen und dem 80. Geburtstag des ersten Präsidenten.

Der Architekt orientierte die Klassenräume des zweigeschossigen, freistehenden länglichen Gebäudes überwiegend zur Südseite hin. Auf der Nord- oder Hofseite platzierte er Kabinette, einen Zeichensaal, Toiletten und längs verlaufende Verbindungskorridore. Im Erdgeschoss befand sich eine gemeinsame Turnhalle. An das Hauptgebäude schlossen sich seitlich zwei Flügel mit getrennten Klassenräumen für Jungen und Mädchen an. Im oberen Stockwerk des Ostflügels befand sich das Büro des Schulleiters, im Erdgeschoss ein Kindergarten mit einem separaten Eingang. Hinzu kam ein freistehendes Wohnhaus für den Schulleiter, das in den 60-er Jahren zum Schulhort umgebaut wurde. Von der glatten Außenfassade hoben sich die in horizontalen oder vertikalen Bändern verbundenen Fensterrahmen deutlich ab und verliehen dem Gebäude einen klassizierenden Charakter. Bedeutende Umbauten erfuhr das Gebäude nicht. Erst 2005 wurde die Masse des Mitteltrakts zum Hof hin um Umkleideräume und Aufzügen auf allen Stockwerken bis zum Dachniveau erweitert. Die interessanten vertikalen Fensterreihen sind von den Treppenrisaliten an der südlichen Seite verschwunden. Das ursprüngliche Gebäude verfügte über insgesamt 18 Klassenräume, die jeweils für bis zu 52 Schüler ausgelegt waren, so dass die Schule insgesamt bis zu 936 Schüler beherbergen konnte. Diese Kapazität wurde in den 60-er und 70-er Jahren deutlich überschritten, als die Schüler im Schichtbetrieb die Schule besuchen mussten.

Anlässlich der Eröffnung der neuen tschechischen Schule schenkte das Schulministerium der Stadt Iglau den Bronzeabguss einer Halbfigur des Präsidenten T. G. Masaryk des Bildhauers Jan Štursa. Die Statue stand vor dem Gebäude in der Mitte der Vorderseite des Gebäudes und erreichte zusammen mit ihrem Granitsockel eine Höhe von fast vier Metern. An ihrer feierlichen Enthüllung nahmen am 3. Juni 1934 drei Tausend tschechische und zwei Tausend deutsche Kinder in Trachten teil. Reden hielten unter anderem der Präsident der Abgeordnetenkammer František Staněk und der tschechische Bildungsminister Jan Krčmář. Das Denkmal stand bis Juni 1939 vor dem Gebäude, dann musste es entfernt werden. An der Stelle des ursprünglichen Masaryk-Denkmals befindet sich heute die Bronzeskulptur Kinder mit einem Ballder Bildhauerin Marie Uchytilová-Kučová von 1986. Während des deutschen Protektorats verlor die Schule nicht nur ihren ursprünglichen Namen, sondern auch ihren tschechischen Unterricht. Später änderte sie ihren Namen noch mehrere Male, bis sie 1990 wieder den ursprünglichen Namen nach Masaryk annahm.

JL
Literatur und sonstige Quellen 

Weitere Objekte auf dem Lernpfad