Allgemeines Krankenhaus, Chirurgiepavillon, Wirtschaftspavillon

   
Kurz nach der Gründung der Stadt gab es in Iglau zwei Krankenhäuser. Das erste wurde nach der heiligen Elisabeth benannt und stand an der Nordseite der Stadt außerhalb der Stadtmauern. Es wurde von einer Stiftung betrieben, die Ländereien, Teiche, drei Höfe und einen Schafstall besaß. Darüber hinaus erhielt es Spenden von den Bürgern oder Getreide aus der Mühle unter dem Berg Jánský vrch. Im 15. Jahrhundert ging dieses Krankenhaus unter und nach 1470 wurde der neue Spital St. Elizabeth mit einer Kapelle errichtet. Er befand sich bis 1827 an der Stelle des heutigen Komenský-Hauses Nr. 27–29. Am nördlichen Hang, weiter von der Stadtmauer entfernt, befand sich zwischen den Straßen Havlíčkova und Třebízského das St.-Georgs-Spital (Siechhaus), das bis 1769 als Leprosoriumfür unheilbar Kranke diente. Ein kleines Lazarett für Kranke mit Verdacht auf Infektionskrankheiten befand sich ab 1707 ebenfalls bei der Straße U Dlouhé stěny an der Stelle der ehemaligen Klavierfabrik. Später wurde ein größeres Lazarett mit dem Namen Krankenhaus zum St. Lazarusbeim Teich Koňský rybník (Křižíkova Nr. 21 und 23) gebaut, das ab 1753 in Betrieb war.

In den Jahren 1753–1754 wurde in der Straße Věžní oberhalb des Stadtgrabens ein Militärlazarett errichtet. Da seine Größe für das Militär bald nicht mehr ausreichte, wurde in den Jahren 1785–1789 auf Anordnung von Kaiser Joseph II. ein neues Militärkrankenhaus in der Straße Tolstého (heute Höhere Polizeischule des Innenministeriums) und an der Stelle des Militärlazaretts in der Straße Věžní das zivile Städtische Krankenhaus zum St. Lazarus gebaut, das von der Stadtverwaltung betrieben wurde. Die Kapazität der Betten reichte jedoch im Laufe der Zeit nicht mehr aus, so dass in den 30-er Jahren des 19. Jahrhunderts der Bau einer neuen, modernen Einrichtung beschlossen wurde. Václav Dobřenský, der Besitzer des Bauernhofs in Plandry, schenkte der Stadt zu diesem Zweck fünf Metzen des an das Militärkrankenhaus angrenzenden Feldes. Der Stadtrat genehmigte den Bau und 1850 wurde das Allgemeine Krankenhausfeierlich eingeweiht. Das zweistöckige Gebäude (Parzelle Nr. 3010) mit rechteckigem Grundriss stand in einer Parklandschaft im englischen Stil. Der Risalit im dekorativen Mittelteil schloss das Schild mit der Aufschrift Allgemeines Krankenhaus ab. Der Verwalter beaufsichtigte die Verwaltung und den Fonds des Krankenhauses und die Direktoren waren die Chefärzte, welche die Diagnose stellten, über die Behandlung entschieden und auch neue Methoden oder Ideen zur Modernisierung einbrachten. Unter Dr. Anton Nietsch entstanden beispielsweise Pläne für den Bau eines modernen chirurgischen Pavillons. Das 1902 errichtete zweigeschossige Gebäude (Parzelle Nr. 3008) war vollständig unterkellert. Dank des erhöhten Untergeschosses konnten die Keller direkt beleuchtet werden. Hier befanden sich auch die notwendigen Einrichtungen sowie ein Seziersaal mit Totenkammer, der über den hinteren Flügel zugänglich war. Die achsensymmetrische südöstliche Frontseite mit dem Haupteingang wurde durch drei flache, vorspringende Risaliten und eine Reihe hoher, gut belüfteter Fenster gegliedert. Die durchgehenden Gesimse an der Fassade trennten optisch die bossierte Fassade des Erdgeschosses vom oberen Stockwerk, das mit einem verzierten Dachgesims abschließt. Im Inneren befanden sich neben den Patientenzimmern und medizinischen Einrichtungen ein Warteraum, Sterilisationsraum, Vorbereitungsraum mit Instrumentarium und zwei Operationssäle. Der gesamte Pavillon wurde durch eine Zentralheizung beheizt.

Zwei Jahre später wurde eine kleine Augenabteilung mit achtzehn Betten gebaut, in der Dr. Bondi, ein ehemaliger Assistent an einer Augenklinik in Wien, tätig war und operierte. Im Jahr 1905 wurde das Krankenhaus an das Stromnetz angeschlossen, was für den Betrieb des Röntgengeräts und der Operationssäle von großer Bedeutung war. Bis dahin wurde nur Gasbeleuchtung verwendet.

Während des Ersten Weltkriegs wurden im nordwestlichen Teil des Geländes provisorisch erdgeschossige Gebäude mit Holzkonstruktion für die Zwecke des Militärlazarett errichtet, die je nach Bedarf des Krankenhauses für verschiedene Abteilungen genutzt wurden.

Nach dem Krieg wurde der Betrieb des Krankenhauses durch nationale Unstimmigkeiten zwischen der deutschen und tschechischen Bevölkerung beeinträchtigt. Im Jahr 1924 bewarb sich der junge tschechische Arzt Vítězslav Horn (1893–1965), Assistenzarzt an der 1. chirurgischen Klinik in Brünn, um die Stelle des Chefarztes der chirurgischen Abteilung und des Direktors des Krankenhauses, womit eine neue Ära des Allgemeinen Krankenhauses begann. MUDr. Horn ließ Pläne für den Umbau des gesamten Geländes erstellen, damit es bautechnisch sowie in Bezug auf die Ausstattung den Anforderungen der modernen Medizin entspricht. Nach dem architektonischen Entwurf des Prager Architekten Karel Roštík wurde in den Jahren 1925–1928 ein moderner chirurgischer Pavillon mit einer Unterabteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe errichtet (Parzelle Nr. 3006). Roštík entwarf für den neuen Pavillon ein monolithisches Stahlbetonskelett mit Ziegelauskleidung. Der Architekt hat die Masse in drei Trakte verteilt, wobei der äußerste drei Stockwerke und der mittlere Trakt sechs Stockwerke erreicht. An den zentralen Flügel schließt der vorgelagerte, gut beleuchtete Flügel mit Operationssälen an. Das Gebäude nimmt in den oberen Stockwerken an Volumen ab, wodurch in den hinteren Trakten interessante Terrassen entstehen. Mit der Ausstattung und Einrichtung der Innenräume wurde der Brünner Architekt Bohumír František Antonín Čermák betraut.

Der Modernisierungsplan von Horn umfasste auch die Umgestaltung der Holzgebäude des Militärs aus dem Ersten Weltkrieg in eine Abteilung für Infektionskrankheiten und Hautkrankheiten (heute Verkehrsabteilung der Stadtverwaltung Iglau), die Errichtung einer separaten Abteilung für innere Medizin (im ältesten Gebäude des Allgemeinen Krankenhauses) und die Umgestaltung des Verwaltungsgebäudes (Parzelle Nr. 3009, heute Bezirksstaatsanwaltschaft Brünn). An den Standort des alten chirurgischen Pavillons zogen die Abteilungen für Augenheilkunde und Radiologie sowie die Krankenhausbibliothek um und die Zahl der Ärzte und Krankenschwestern wurde erhöht. Gleichzeitig begannen 1936 die Verhandlungen über den Bau eines Wirtschaftsgebäudes.

Während des Protektorats Böhmen und Mähren ging die Macht in der Stadt in die Hände des Regierungskommissars Dr. Engelmann, der sich anschickte, das Krankenhaus wieder zu germanisieren. Die tschechischen Chefärzte wurden durch deutsche ersetzt. MUDr. Horn wurde von seinem Posten des Direktors und Chefarztes der chirurgischen Abteilung abgesetzt, zwei Monate später verhaftet und verbrachte den Krieg in einem Konzentrationslager. Als Direktor war er wieder zwischen den Jahren 1945 und 1948 tätig.

Im Jahr 1941 wurde das Gebäude der Villa von Pokorný mit der Druckerei gekauft, die ab 1945 als Kinderabteilung diente (heute Staatliches Bezirksarchiv). Ein Jahr später wurde nach einem früheren Entwurf des Brünner Architekten Bohuslav Fuchs das Wirtschaftsgebäude fertiggestellt, das als eines der fortschrittlichsten Beispiele funktionalistischer Architektur gilt und dessen moderne Ausstattung die Effizienz und die Kosten des Krankenhausbetriebs erheblich verbesserte. Im Gebäude befand sich der zentrale Kesselhaus mit Lichtschacht, Schornstein, Lagerräume im Seitenflügel sowie Schuppen und Ställe. Sie waren vom Lagerhaus über eine Arkade zugänglich, in den Fuchs eine zweistöckige Wohnung mit Büro einbaute. Die Wohnung konnte man gleichzeitig über eine Wendeltreppe im Freien betreten, ein typisches Element des Werks von Fuchs. Durch die Arkade konnte man in den Innenhof einfahren. Der Hauptflügel bot Platz für eine Diätküche und eine moderne Waschküche, die mit großen Wasch- und Wringmaschinen ausgestattet war. Mit dem chirurgischen Pavillon waren sie über eine überdachte Rampe verbunden, über die das Essen aus der Küche direkt in die Station gebracht wurde.

Zur gleichen Zeit wurde der Umbau des Pavillons für Infektionskrankheiten in eine HNO-Abteilung abgeschlossen, eine Unterkunft für die Ordensschwestern fertiggestellt und die Anpassung der Röntgenstation abgeschlossen. Nach 1948 wurden zahlreiche weitere Fachabteilungen eingerichtet.

Das Krankenhaus war bis 2003 in Betrieb. Die einzelnen Abteilungen wurden nach und nach in das neue Krankenhaus verlegt. Im Jahr 2004 wurde der Wirtschaftspavillon für die Liste der Kulturdenkmäler vorgeschlagen, der Vorschlag wurde vom Kulturministerium jedoch nicht angenommen. Später verlor das Gebäude seinen überdachten Steg, um Platz für den Neubau der Bezirksstaatsanwaltschaft zu schaffen. Später wurde der gesamte Wirtschaftskomplex vollständig abgerissen. Heute befindet sich hier ein Parkplatz, der zur Universitätsbibliothek gehört. Die Räumlichkeiten des chirurgischen Pavillons werden derzeit vom Kreisgericht in Iglau genutzt und bilden zusammen mit dem angebauten Gebäude der Bezirksstaatsanwaltschaft ein neues Justizgelände. An der Realisierung war die Brünner Firma PROJECT BUILDING mit Radomír Putna als Hauptarchitekt beteiligt. Im Jahr 2007 erhielt das Projekt eine Ehrenauszeichnung im Wettbewerb Bauwerk der Region Vysočina.

MP
Literatur und sonstige Quellen 

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