Tschechische Minderheitenschule / Tschechische Nationalschule

   

Der Baubeginn des ersten Neubaus der tschechischen Volksschule nach der Gründung der unabhängigen Tschechoslowakischen Republik verzögerte sich bis 1924 aufgrund langwieriger Verhandlungen um eine geeignete Parzelle, obwohl das Ministerium für öffentliche Arbeiten auf der Grundlage des Beschlusses des Ministeriums für Bildung und Volksaufklärung die Stadt bereits 1920 aufgefordert hatte, diese Aufgabe zu übernehmen. Erst 1924 konnte eine öffentliche Ausschreibung für die Planung und den Bau der Schule erfolgen. Ihr wurde ein abschüssiges Gelände im angeschlossenen Teil der Gemeinde Dřevěné Mlýny in der Nähe der Kirche St. Johannes der Täuferzugeordnet. Hier bot sich ausreichend Platz für das Schulgebäude, den Schulgarten sowie einen Spielplatz im Freien. Das Gebäude sollte zwei tschechischen Volksschulen und zwei tschechischen Bürgerschulen dienen. Die Kapazität umfasste fünf Jungen- und fünf Mädchenklassen mit insgesamt 350 Schülern. Den Wettbewerb gewann der Entwurf des Architekten Jaroslav Oplt, Direktor der Höheren Industrieschule in Brünn. Gleichzeitig setzte sich die Brünner Firma von František und Arnošt Valenta bei der Ausschreibung der Bauarbeiten durch. Die Eröffnungsfeier der Schule fand am 20. September 1925 statt.

Der Architekt entwarf die Schule als dreiflügeliges, freistehendes Gebäude. Der Haupttrakt, der größte und höchste Mitteltrakt, umfasste insgesamt zwölf Klassenräume, das Direktorzimmer, Kabinetts und Zubehör. Oplt platzierte den Haupteingang in der Querachse und einen kleinen Flügel mit sanitären Anlagen und einem Treppenhaus auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes. Die Turnhalle nahm den gesamten südlichen zweistöckigen Flügel ein, die Wohnung des Direktors den nördlichen Flügel. Der streng symmetrische Grundriss wird durch die massiven glatten Rahmen aller Laibungen der Fenster und Eingangstüren unterstrichen. Auf der Hinterseite, in Richtung Westen, belebt ein halbkreisförmiger Risalit mit einer Haupttreppe die strenge Masse des Gebäudes. Das Bauwerk kann eher dem konservativen Architekturstrom der 1920-er Jahre zugeordnet werden. Durch die reinen Formen der Fassade und der Innenräume näherte sich der Autor jedoch auch den Prinzipien eines progressiveren Purismus.

Die tschechische Schule wurde nach 1939 von den Deutschen besetzt und der Unterricht fand daraufhin in Ersatzräumlichkeiten und in den Haushalten statt. Das Relief mit dem Emblem des böhmischen Löwen an der Eingangsfassade wurde während des Protektorats mit Putz überzogen. Erst 2013 wurde es wieder enthüllt.

Bereits 1920 hatte der Architekt Jaroslav Oplt einen ähnlich konzipierten Wettbewerbsentwurf für tschechische Schulen in Iglau ausgearbeitet, die in einem bisher unbebauten Block an der Nordseite der Straße Malátova untergebracht werden sollten. Pläne aus dem Nachlass des Architekten belegen, dass er noch 1923 an diesem Projekt arbeitete, als er eine bemerkenswerte zweite Skizze der Schule in den Formen der klassiuistischen Moderne anfertigte. Die Pläne zum Bau der Schule im Vorort Panenské předměstí wurden jedoch vollständig aufgegeben und einige Jahre später wurden dort die Mietshäuser der Staatlichen Tabakgesellschaft des Architekten Vladimír Bolech errichtet.

JL

Literatur und sonstige Quellen 

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