Postamt

 

Modernes Postgebäude in bescheidenen Formen wurde am Hauptbahnhof nach dem Entwurf des Brünner Architekten Miloslav Kopřiva und unter der Bauleitung des Iglauer Baumeisters Karel Rejchrt errichtet. Nach langjährigen Verhandlungen, die durch die Landansprüche der Bahn seit 1925 verzögert wurden, konnte das Postministerium 1931 endlich einen Wettbewerb für den Entwurf ausschreiben. Das zweigeschossige Gebäude war im Erdgeschoss vollständig für die Postbearbeitung vorgesehen – der mittlere Teil wurde von einer Halle eingenommen, in welche die Postwagen direkt von den Gleisen aus einfuhren. Vom Erdgeschoss brachte ein Aufzug die Post in den Sortierraum im ersten Stockwerk, an das der Schalterraum und Büros anschlossen. Das zweite Stockwerk diente der Unterbringung der leitenden Angestellten, die auch eine kleine Terrasse zur Verfügung hatten. Das Dach des Gebäudes wurde größtenteils von einer weiteren Terrasse eingenommen, die vom erhöhten Nordflügel aus zugänglich war. An der äußeren Bahnsteigfront grenzte eine öffentliche Fernsprechstelle an das Gebäude. Bald nach der Bauabnahme wurden zwei Lastenaufzüge eingebaut. Das vertikale Bandfenster am Treppenhaus an der Gebäudefront wurde später durch Glasziegel ersetzt. Bei der letzten Renovierung in den 90-er Jahren wurden ein Dachanbau mit Schrägdach, mehrere runde Fenster und eine markante Markise über dem Eingang hinzugefügt, die sich bis zur Hälfte der Seitenwände des Gebäudes erstreckte. Damit verlor das Gebäude seinen ursprünglichen strengen, formal puristischen Ausdruck. Über dem Eingang ist bis heute das Staatswappen, ein Keramikrelief des böhmischen doppelschwänzigen Löwen vom akademischen Bildhauer Josef Axmann, erhalten geblieben.

Der Architekt Miloslav Kopřiva hat beim Bau des Postamts in Iglau formale Mäßigkeit walten lassen, die direkt auf dem Funktionsprogramm, aber auch auf Formen und einfachen Werkstoffen beruht. Die stilistische Auffassung des Postgebäudes bestätigt die enge Beziehung des Architekten zur zeitgenössischen holländischen Architektur, insbesondere zu den Bauwerken von Jan Wils. In ähnlichem Sinne schuf Kopřiva in den 20-er Jahren mehrere Bauwerke in Mähren, wie die Sparkasse in Kyjov und die Krankenkasse in Uherský Ostroh. Gleichzeitig spiegelt sich hier aber auch die frühere Assoziation des Autors mit dem Brünner Zweig des Devětsil (Gruppierung Pestwurz) wider – das gemauerte Geländer mit den beibehaltenen Streifenöffnungen, das runde Fenster, die glatte weiße Fassade und die allgemeine Kohärenz der Massen zeugen von der puristischen Auffassung des Projekts von Kopřiva.

JL

Literatur und sonstige Quellen 

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